09.01.2024 | Wo gehobelt wird, fallen auch Späne: Allerdings konnte auch in der zweiten Tarifverhandlung keine Einigung zwischen der IG Metall und dem Arbeitgeberverband Niedersachsen und Bremen der holz- und kunststoffverarbeitenden Industrie e.V. erzielt werden. Nachdem bereits im Dezember 2023 die erste Tarifverhandlung nicht nur ergebnislos, sondern auch ohne Angebot der Arbeitgeberseite endete, zeigten diese in der zweiten Zusammenkunft der Tarifvertragsparteien ein erstes Entgegenkommen.
Für das Jahr 2024 soll es in den Betrieben in Niedersachsen und Bremen nach Ansicht der Arbeitgeber eine Inflationsausgleichsprämie (IAP) in Höhe von insgesamt 700 Euro netto geben. Ab dem 01.01.2025 sollen dann die Löhne und Gehälter in der Tabelle um 2,5 Prozent steigen. Das Angebot hat eine Laufzeit von insgesamt 25 Monaten, bis zum 31.12.2025. Die IG Metall Tarifkommission wies das Angebot der Arbeitgeberseite jedoch deutlich zurück: Die Erhöhung ist viel zu gering und kommt deutlich zu spät. Wichtige mitgliederwirksame Forderungskomponenten sind nicht erfüllt. Zudem ist die Laufzeit von 25 Monaten unter den aktuell schwer einzuschätzenden Rahmenbedingungen zu lang. Letztlich sollen auch bereits betrieblich gezahlte Inflationsausgleichsprämien zu 100 Prozent mit der tariflich angebotenen Prämie verrechnet werden, was die IG Metall ablehnt.
„Die Arbeitgeberseite hat sich in ihrer Argumentation ganz schön verbohrt. Wer bei der Entgeltentwicklung mauert, muss sich nicht wundern, wenn über 60% der Beschäftigten in unserer Umfrage im Herbst angaben, sich nicht wertschätzend im Betrieb behandelt zu fühlen. Die Kolleginnen und Kollegen haben in den vergangenen 24 Monaten spürbare Kaufkraftverluste erlitten und die Inflation hat uns bei diesem Punkt ins Jahr 2016 zurückversetzt. Da müssen die Arbeitgeber deutlich mehr drauflegen, wenn wir am 22. Januar zur dritten Runde zusammentreffen“, so Markus Wente, IG Metall-Verhandlungsführer.
Nachdem bereits auf betrieblicher Ebene sichtbare Aktionen begleitend zur Tarifrunde stattgefunden haben, werde man nun an der Warnstreik-Schraube drehen und so den Druck auf die Arbeitgeberseite erhöhen. „Ich bin zuversichtlich, dass die Arbeitgeber diesen Wink mit dem Zaunpfahl verstehen“, so der Metaller weiter.
Die IG Metall kämpft in der laufenden Tarifrunde für 8,5 Prozent mehr Geld bei einer Laufzeit von 12 Monaten und eine mitgliederwirksame Sozialkomponente. Die Schere im Grundentgelt zwischen Produktion und Büro soll schrittweise geschlossen werden. Markus Wente betont: „Gleiche Arbeit, gleiches Geld muss auch in der Holz- und Kunststoffindustrie gelten!“
Die Einkommens-Tarifverträge in Niedersachsen wurden zum 30. November 2023 gekündigt. Warnstreiks sind ab dem 13. Januar 2024 möglich und nunmehr wahrscheinlich. In der niedersächsischen Holz- und Kunststoffindustrie sind rund 18.000 Beschäftigte tätig. In Sachsen-Anhalt starten die Verhandlungen ebenfalls Anfang Februar 2024, wo zusätzlich der Manteltarifvertrag gekündigt wurde. Die Beschäftigten fordern eine Arbeitszeitreduzierung auf 35 Stunden pro Woche bei vollem Entgeltausgleich. Hier droht eine langanhaltende Auseinandersetzung.