Erster Tarifabschluss in der Tarifrunde 2024 der Holz- und Kunststoffindustrie:

Kräftig mehr Geld für Beschäftigte in Niedersachsen

23.01.2024 | Der unnachgiebige Druck der Metallerinnen und Metaller hat sich gelohnt: In Melle konnte nach einem 14-stündigen Verhandlungsmarathon das erste bundesweite Verhandlungsergebnis in der Tarifrunde 2024 der Holz- und Kunststoffindustrie erzielt werden.

Foto: Florian Wißmann

In Niedersachsen profitieren davon rund 18.000 Beschäftigte in circa 30 Betrieben. Vor dem Verhandlungsort hatten am Mittag rund 450 Kolleginnen und Kollegen der HVI lautstark ihren Unmut über das damalige Arbeitgeberangebot kundgetan. Mit Erfolg! Das in der Nacht unterschriebene Verhandlungsergebnis der Tarifvertragsparteien sieht folgende Eckpunkte vor:

  • Die Löhne und Gehälter werden ab dem 01.09.2024 um 5,0 % sowie ab dem 01.07.2025 um weitere 3,0 % erhöht.
  • Beschäftigte und Auszubildende erhalten eine steuerfreie Inflationsausgleichsprämie (IAP) von insgesamt 1.800 Euro, die mit jeweils 600 Euro zum 1. März, 1. Mai und 1. Juli des Jahres 2024 ausgezahlt wird (Teilzeitkräfte anteilig, ATZler vollumfänglich, bereits betrieblich gezahlte IAP können zu 50% verrechnet werden).
  • Mitglieder der IG Metall erhalten einmalig eine zusätzliche Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 250,00 € netto, auszuzahlen mit der Maiabrechnung 2024. Ist die Steuerfreigrenze der IAP erreicht, ist der Mitgliederbonus brutto zu zahlen.
  • Die Ausbildungsvergütungen steigen ab September im ersten Ausbildungsjahr auf 1.010,00 € (ab 2025: 1.045,00 €), im zweiten Ausbildungsjahr auf 1.105,00 € (ab 2025: 1.140,00 €), im dritten Ausbildungsjahr auf 1.200,00 € (ab 2025: 1.240,00 €) und im vierten Ausbildungsjahr auf dann 1.230,00 € (ab 2025: 1.270,00 €).

„Uns ist es gelungen, die Gehälter und Löhne kräftig zu steigern. Zugleich können mit den Inflationsausgleichszahlungen kurzfristige Teuerungsspitzen angegangen werden. Dass auch Azubis und Beschäftigte in Altersteilzeit diese in voller Höhe bekommen, ist ein wichtiger sozialer Erfolg. Der zusätzliche Bonus nur für Mitglieder der IG Metall ist eine Wertschätzung derer, die uns den Rücken am Verhandlungstisch gestärkt haben, und eine besondere Anerkennung für ihren Einsatz!“, erklärt Markus Wente, IG Metall-Verhandlungsführer.

Insgesamt trägt man mit dem Abschluss in einem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld dazu bei, dass die Geldbeutel der Beschäftigten spürbar kräftiger ausgestattet sind. „Letztlich wollen wir mit unseren Entgeltsteigerungen dafür sorgen, dass der Konsum der Wirtschaft wieder anzieht. Nur mit einem vollen Portemonnaie lassen sich Küchen, Schlafzimmer und weitere Produkte aus der Holz- und Kunststoffindustrie kaufen. Beide Tarifparteien haben hier spät in der Nacht Verantwortung bewiesen“, so der Metaller weiter.

Bundesweit haben mehr als 11.000 HVI-Beschäftigte die Arbeit niedergelegt und sich in den Ausstand begeben. „Der Druck von alleine 2.000 Kolleginnen und Kollegen in Niedersachsen hat uns am Verhandlungstisch die notwendige Durchsetzungskraft gegeben. Danke an alle, die der Tarifbewegung so viel Kraft verliehen haben!“, sagt Wente.

Der Tarifvertrag hat eine Laufzeit von 23 Monaten und ist erstmalig kündbar zum 31. Oktober 2025.

Ferner vereinbarten die Tarifvertragsparteien eine Verhandlungsverpflichtung zum Abschluss eines gemeinsamen Entgeltrahmentarifvertrages in Niedersachsen. Damit soll die Lücke zwischen Lohn und Gehalt jetzt aktiv angegangen werden. Die Verhandlungen sollen ab dem 3. Quartal 2024 starten. "Gleiches Geld bei gleicher Arbeit ist das Ziel, egal ob im Büro oder an der Werkbank. Die Tarifparteien sind sich einig, dieses System jetzt aktiv zu modernisieren und zukunftsfest zu machen, um die Schere zwischen Lohn und Gehalt dauerhaft zu schließen", so Wente abschließend.

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