01.04.2023 | Der Tarifkonflikt in der westdeutschen Textil- und Bekleidungsindustrie ist beigelegt. Nach massiven Warnstreiks haben sich IG Metall und Arbeitgeberverband am frühen Samstagmorgen auf eine Kombination aus dauerhaften Entgelterhöhungen und Einmalzahlungen geeinigt.
„Das Tarifergebnis bedeutet eine spürbare Entlastung für die Geldbeutel der Beschäftigten angesichts der Inflation”, meint IG Metall-Verhandlungsführerin Miriam Bürger. „Zudem ist das Tarifergebnis ein wichtiger Schritt, um die Zukunft der Betriebe zu sichern: Ob die Beschäftigten gerne und langfristig in der Textil- und Bekleidungsindustrie bleiben, ist abhängig von dem, was sie am Ende des Monats im Geldbeutel haben.”
Das Entgelt für die rund 100.000 Beschäftigten der Branche steigt ab Oktober 2023 um 4,8 Prozent und ab September 2024 um weitere 3,3 Prozent. Das Entgelt erhöht sich im ersten Schritt aber um mindestens 130 Euro und um mindestens 100 Euro im zweiten Schritt, weshalb die Steigerung in den unteren Entgeltgruppen sogar über den vereinbarten 4,8 beziehungsweise 3,3 Prozent liegt. Das gilt auch für Auszubildende. Darüber hinaus erhalten die Beschäftigten eine steuer- und abgabenfreie Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 1500 Euro: 1000 Euro noch im April oder Mai 2023 und weitere 500 Euro im April 2024 (Auszubildende jeweils die Hälfte).
Zudem wird die Altersteilzeit verlängert und verbessert. Die Laufzeit des Tarifvertrags beträgt 24 Monate. Dem Verhandlungsergebnis müssen noch die zuständigen Gremien zustimmen.
Der Abschluss war im vierten Anlauf nach einer langen Nachtsitzung gelungen. Davor hatten sich über Wochen mehr als 24.000 Beschäftigte an Warnstreiks beteiligt. Am Verhandlungstag selbst hatten 800 Metallerinnen und Metallern vor dem Verhandlungslokal im nordrhein-westfälischen Billerbeck für ihre Forderungen demonstriert. „Das Ergebnis haben die Kolleginnen und Kollegen mit ihren Warnstreiks erst möglich gemacht. Für diesen Einsatz gilt ihnen ein großer Dank“, so IG Metall-Verhandlungsführerin Bürger.
Der Tarifabschluss fällt auf ein historisches Datum: Auf den Tag genau vor 25 Jahren, am 1. April 1998, schlossen sich die Gewerkschaften Textil und Bekleidung sowie IG Metall zusammen. Seitdem werden die Interessen der Textilerinnen und Textiler von der IG Metall vertreten.