Tarifergebnis Textile Dienste

Textile Dienste stocken Kurzarbeitergeld auf 80 Prozent auf

31.03.2020 | Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer bei den Textilen Dienstleistern erhalten eine Aufstockung ihres Kurzarbeitergelds auf 80 Prozent ihres pauschalierten Nettos.

Thorsten Gröger, Bezirksleiter IG Metall Niedersachsen und Sachsen-Anhalt (Foto: Jelca Kollatsch)

Markus Wente, Politischer Sekretär IG Metall Niedersachsen und Sachsen-Anhalt (Foto: IG Metall)

Dieses Tarifergebnis konnte die IG Metall für die Beschäftigten bei Bardusch in Soltau und Siedenburg, Mewa in Hameln, CWS-Boco in Brehna und bei der ALSCO Berufsbekleidung in Merseburg nun doch erzielen. Ursprünglich wollten die Arbeitgeber keine Aufzahlung leisten. Stattdessen drohten sie sogar mit dem Aus der Tarifpartnerschaft und wollten in Krisenzeiten das Ende des Tarifvertrages ausrufen.

Bei Kurzarbeit gibt es 80 Prozent vom „pauschalierten“ Netto – statt der gesetzlichen 60 oder 67 Prozent. Das hat die IG Metall für die Beschäftigten bei Textilen Dienstleistern nun durchsetzen können. Vor einigen Tagen sah das noch anders aus: Mitten in der dramatischen Ausnahmesituation, verursacht durch die Ausbreitung des Corona-Virus, verweigerten die Unternehmensvertreter ihren Beschäftigten Tarifsicherheit trotz einer bereits getroffenen Vereinbarung. Der Arbeitgeberverband intex hatte angekündigt, keine Aufzahlung auf das Kurzarbeitergeld leisten zu wollen – und zudem die mit der IG Metall Ende Februar ausgehandelte Tarifeinigung nicht umzusetzen. Damit hätte intex die Tarifpartnerschaft über Bord geworfen und das ausgerechnet in Krisenzeiten.

„Das hätte gravierende Folgen für die Beschäftigten gehabt. Grade in Krisenzeiten müssen sich Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer auf eine verlässliche Tarifpartnerschaft verlassen können. Das Vorgehen von intex beweist, wovor wir als Gewerkschaften schon länger warnen: Einzelne Arbeitgeber und deren Verbände nutzen die Krise, um die Sozialpartnerschaft zu beerdigen und auf dem Rücken der Beschäftigten zu sparen. Keiner ist für diese Krise verantwortlich. Deswegen müssen die Krisenlasten auch gleichmäßig auf allen Schultern verteilt werden. Die Aufzahlung auf 80 Prozent war uns deshalb besonders wichtig", erklärt Thorsten Gröger, Bezirksleiter der IG Metall Niedersachsen und Sachsen-Anhalt und ruft auch die Arbeitgeber anderer Branchen dazu auf, ihren Beschäftigten Zuzahlungen auf mindestens 80 Prozent des Kurzarbeitergeldes zu gewähren.

Neben der Aufzahlung auf das Kurzarbeitergeld haben sich die Unternehmen der Textilen Dienste des Weiteren bereit erklärt, Solidarfonds einzurichten, aus denen sie in der Krise Sonderzahlungen für Beschäftigte beziehen, um soziale Härten abzumildern. Für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die überwiegend bei Großwäschereien arbeiten, bedeutet dies, dass sie finanziell weniger hart von den durch Corona bedingten Arbeitsausfälle betroffen sind.

"Von den Beschäftigten dieser Branche wird auch die Wäsche aus Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen gewaschen sowie die Berufsbekleidung von Lebensmittelgeschäften, medizinischen Versorgungseinrichtungen und Apotheken. Diese Krise zeigt plötzlich sehr deutlich, welche Berufszweige wirklich Systemrelevant sind und das es häufig nicht die hochbezahlten Jobs in den oberen Etagen sind, die den Laden am Laufen halten. Die Leistung unserer Kolleginnen und Kollegen muss sowohl bei der Bekämpfung der Virusausbreitung, aber auch generell in Zukunft mehr Wertschätzung erfahren. Dazu gehören nicht nur Applaus und nette Worte, sondern auch Löhne und Gehälter, die der schweren und teils gesundheitlich gefährdenden Arbeit entsprechen. Dafür streiten wir als IG Metall seit Jahren, nicht erst seit Corona," erläutert Markus Wente, Tarifsekretär für die Textilen Dienste.

Arbeitszeitverkürzung im Osten auf 37 Stunden kommt wie geplant

Außerdem stimmten die Arbeitgeber zu, dass die vereinbarte Verkürzung der Arbeitszeit im Osten nun doch kommt. Ab Januar 2023 gilt in West und Ost die 37-Stunden-Woche. Auch die Altersteilzeit wird fortgeführt, ab nächsten Jahr mit höherer Aufzahlung durch den Arbeitgeber.

Die vereinbarte Erhöhung der Entgelte wird jedoch wegen der Krise um ein Jahr verschoben. Ab März 2021 gibt es dann 2,5 Prozent – mindestens jedoch 50 Euro mehr im Monat, im Osten 60 Euro. Weitere 2,0 Prozent mehr Gehalt erhalten die Beschäftigten ab dem 1. August 2022.

In den tarifgebunden Betrieben der Textilen Dienstleistungen arbeiten bundesweit rund 23.000 Beschäftigte.

(Presseinformation Nr. 20/2020)

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