20.04.2021 | Die IG Metall hat sich mit der Arbeitgeberseite der Feinstblechpackungsindustrie auf einen Tarifabschluss verständigt. In der dritten Verhandlungsrunde zwischen Gewerkschaft und Arbeitgebern konnte eine angemessene Einigung erzielt werden, die den Bereichen der Einkommensstärkung, Beschäftigungssicherung und Zukunftsgestaltung gerecht wird. „Das erzielte Tarifergebnis kommt den hart arbeitenden Beschäftigten in den Betrieben zu Gute. Sie sind es, die trotz Corona-Pandemie unter erschwerten Bedingungen Höchstleistungen vollbracht und die Industrie, in Gänze betrachtet, gut durch die Krise gebracht haben!“, erklärt Verhandlungsführer Carsten Maaß heute in Hannover.
Nachdem die letzte tabellenwirksame Erhöhung im Jahr 2018 erfolgt ist, konnten sich die Tarifparteien auf eine Steigerung um 2,3 Prozent ab März 2022 verständigen. „Zuvor wird eine Corona-Prämie in Höhe von 580 Euro an die Beschäftigten erfolgen. Eine Auszahlung ist für Juni 2021 vorgesehen. Auszubildende erhalten eine Einmalzahlung von 340 Euro.“, erklärt Maaß das Verhandlungsergebnis: „Darüber hinaus gibt es ein Transformationsgeld, das ab Juli 2021 angespart und als 20 Prozent eines Bruttogehalts im Februar 2022 ausgezahlt wird. Dass danach die Erhöhung der Entgelte auch tabellenwirksam ist, kann die Kolleginnen und Kollegen zurecht zufrieden stimmen!“
Auch im Corona-Jahr 2020 konnte ein Hoch an Auftragseingängen in der Feinstblechpackungsindustrie verzeichnet werden. „Während in vielen anderen Bereichen die Wirtschaft unter den Folgen der Pandemie kränkelte und ganze Zweige mit dem Rücken an der Wand standen oder stehen, wurde die Feinstblechpackungsindustrie nahezu verschont. Und: Die Aussichten für die Folgejahre sehen solide aus!“, schildert der Gewerkschafter. Mit Erfolg habe man die weitere Nullrunde, die ursprünglich von Arbeitgeberseite forciert gewesen ist, abwehren können: „Das ist allen voran der Verdienst der Kolleginnen und Kollegen, die mit ihren Protestaktionen und Warnstreiks ihre Haltung und ihr Engagement – auch unter Corona-Bedingungen – unter Beweis gestellt haben. Auch auf Abstand und mit Maske sind wir handlungsfähig!“, so Maaß weiter.
Neben der materiellen Seite des Tarifabschlusses haben sich die Gewerkschaft und Arbeitgeber auch zur Beschäftigungssicherung sowie Zukunftstarifverträgen verständigt. Ferner haben sich zur Gestaltung der Transformation in den Betrieben, die Tarifvertragsparteien auf einen Prozess für Zukunftstarifverträge verständigt. Mit dieser neuen Regelung verfügen Gewerkschaft und Betriebsrat über Instrumente, um initiativ bei der Gestaltung der Zukunft von Betrieben mitzuwirken. Mit der Hilfe von Zukunftstarifverträgen kann die IG Metall Investitionen in Standorte, zukunftsfähige Produkte und Qualifizierungen für Beschäftigte aushandeln. Bisher gelang das in der Vergangenheit oft erst dann, wenn der Betrieb bereits in der Krise war und der Arbeitgeber mit Personalabbau und Tarifkürzungen auf Betriebsräte und IG Metall zukam. Jetzt jedoch können IG Metall und Betriebsräte bereits vor einer Krise eingreifen und den Arbeitgeber zu Verhandlungen über die Zukunft des Unternehmens auffordern. Somit schaffe der neue Tarifabschluss einen tariflichen Rahmen für firmenbezogene Verbandstarifverträge zur Gestaltung der Transformation in der Feinstblechpackungsindustrie, um Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigungssicherung zu erhalten.
Besonders erfreulich sei, so Maaß, dass für die Dual Studierenden ein eigener Tarifvertrag durchgesetzt werden konnte. „Damit ist es gelungen, dass Dual Studierende der Feinstblechpackungsindustrie erstmalig unter dem Schutz eines Tarifvertrages stehen!“, fährt der Gewerkschafter fort.
Die IG Metall setzt sich für die bundesweit 5000 Beschäftigten der deutschen Feinstblechpackungsindustrie ein. Ein Schwerpunkt der zu gut 70 Prozent in Niedersachsen ansässigen Industrie ist, systemrelevante Nahrungsmittelverpackungen sowie Getränkedosen und chemisch-technische Verpackungen herzustellen, beispielsweise für Haarspray oder Farben. Weitere große Produktionsstandorte liegen in Koblenz, Cuxhaven, Haßloch und Hermsdorf bei Magdeburg.