25.10.2022 | Nach dem Verhandlungsstart zum Haustarif bei der Volkswagen AG und den VW-Tochterunternehmen mahnt die IG Metall zur Zügigkeit. Zur ersten Verhandlungsrunde in Braunschweig, bei der sich Gewerkschaft und Volkswagen am Dienstag nach knapp einer Stunde ergebnislos trennten, erklärt Verhandlungsführer Thorsten Gröger: "Volkswagen sucht offensichtlich noch den richtigen Gang, denn heute haben sie sich nicht vom Fleck bewegt und sich in haltlosen Ausreden geübt, warum unsere Forderungen nicht darstellbar seien."
Gröger weiter: "Offenkundig ist das Unternehmen kilometerweit von der Realität und den multiplen Sorgen der Beschäftigten entfernt. Wir haben am heutigen Nachmittag intensiv unsere Positionen in der Tarifrunde 2022 dargelegt und argumentativ untermauert. Jetzt erwarten wir, dass sich das Unternehmen seiner Verantwortung bewusst wird, um zeitnah für finanzielle Entlastungen seiner Beschäftigten in der aktuellen Zeit zu sorgen. Mit einer Hinhaltetaktik und zukünftig weiter leeren Händen werden wir uns nicht abspeisen lassen!"
Die IG Metall fordert in der VW-Tarifrunde 2022:
Gröger fügt an: "Im Flächentarif der Metall- und Elektroindustrie flüchten sich die Arbeitgeber in Ausreden und Floskeln. Dort werden kommende Woche mit großer Wahrscheinlichkeit Warnstreiks unausweichlich sein. Ich kann der Arbeitgeberseite bei Volkswagen nur raten, mit uns noch in der Friedenspflicht eine Tarifverständigung zu erzielen, die den Sorgen der Beschäftigten Rechnung trägt. Wenn überall, ob bei Energie, Lebensmitteln oder an der Tankstelle die Preise steigen, muss die Lohnentwicklung folgen. Einen Reallohnverlust und damit einhergehend den Schwund der Kaufkraft werden wir nicht hinnehmen. Wir werden in Zeiten von VW-Rekorddividenden und mehr als soliden Bilanzzahlen nicht klein beigeben – Volkswagen selbst wie auch der Konzern insgesamt sind gut aufgestellt und das ist das Verdienst der vielen Kolleginnen und Kollegen. Unsere Forderungen sind gut begründet, passen in die Zeit und erfordern, dass sich die Arbeitgeber damit konstruktiv auseinandersetzen. Ansonsten wissen unsere Kolleginnen und Kollegen bestens, wie sie ihren Forderungen Nachdruck verleihen können!"
Daniela Cavallo, Gesamtbetriebsratsvorsitzende der Volkswagen AG, erklärt: "Unsere Beschäftigten erwarten von der Arbeitgeberseite konkrete Antworten auf unsere Forderungen im Haustarif. Stattdessen hat sich das Unternehmen heute wie schon früher oft im Verhandlungs-Windschatten der Fläche versteckt – so ein Vorgehen haben wir nicht verdient. Dabei bietet unser Forderungspaket für den VW-Haustarif Etliches, was sich auch schon unabhängig von den parallelen Verhandlungen in der Metall- und Elektroindustrie erörtern ließe. Wir müssen daher heute leider feststellen: Volkswagen spielt auf Zeit, kam ganz bewusst mit leeren Händen – und lässt unsere Kolleginnen und Kollegen damit in die Röhre gucken. Ich rate der Arbeitgeberseite dringend, diesen Kurs bis zum 9. November entschieden zu korrigieren."
Der IG Metall Bezirk Niedersachsen und Sachsen-Anhalt verhandelt – neben den ebenfalls laufenden Flächentarifverhandlungen für die Metall- und Elektroindustrie – seit Dienstag auch im Haustarif für die rund 125.000 Beschäftigten an den sechs westdeutschen Standorten der VW AG (Braunschweig, Emden, Hannover, Kassel, Salzgitter, Wolfsburg) sowie bei den Töchtern Financial Services, Immobilien und der dx.one GmbH. Im VW-Haustarif endet die Friedenspflicht zum 30. November 2022. Man wird am 9. November in Wolfsburg zu einer zweiten Verhandlungsrunde zusammenkommen.