02.12.2020 | Die Streikbewegung bei Höfer Metall Technik nimmt Fahrt auf: Nachdem sich am vergangenen Donnerstag rund 90 Kolleg*innen des Hettstedter Aluminiumwerkes an der Frühschlussaktion der IG Metall beteiligt haben, ruft die Gewerkschaft am heutigen Mittwoch erneut zur Arbeitsniederlegung auf.
„Wir streiken weiter, solange es notwendig ist. Die Geschäftsführung steckt den Kopf in den Sand und verschließt sich dem Wunsch der Beschäftigten nach Tarifverhandlungen“, begründet Martin Donat, zuständiger Gewerkschaftssekretär der IG Metall Halle-Dessau, den wiederholten Warnstreikaufruf. „Seit mehr als einem Jahr ist die Geschäftsführung zum Gespräch aufgefordert. Der Arbeitgeber stellt sich schlafend, doch eine Tarifbewegung kann man nicht einfach auf Snooze stellen und sich noch mal umdrehen. Die Beschäftigten sind schon aufgestanden. Jetzt muss die Geschäftsführung in die Puschen kommen“.
"Tarifbindung ist eine entscheidende Gerechtigkeitsfrage", erklärt IG Metall-Bezirksleiter Thorsten Gröger. "Bessere Entgelte, bessere Arbeitszeiten, sicherere Jobs, bessere Entwicklungschancen für alle. Aber auch in den Bereichen, die nicht im Kern der regelmäßig wiederkehrenden Entgeltrunden stehen, werden durch Tarifabschlüsse beachtliche Erfolge erzielt. Dabei sind besonders Bereiche an der Schnittstelle zur Sozialpolitik zu betonen, zum Beispiel durch Regelungen zur Arbeitszeit nach Lebenslage und Altersvorsorge, Regelungen zum Gesundheits- und Arbeitsschutz, Regelungen zur Gestaltung von Arbeitsprozessen und der Aus- und Weiterbildung. Aus all diesen Gründen streben wir eine Heranführung an den Flächentarifvertrag der Metall- und Elektroindustrie für HMT an. Denn: Tarifliche Arbeit ist wertgeschätzte Arbeit."
Gröger erläutert: "Durch die Heranführung an den Flächentarifvertrag wollen wir für HMT ein maßgeschneidertes Ergebnis innerhalb der eigenen Branche erzielen. Das sichert HMT gleiche Startbedingungen im Wettbewerb. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen wir selbstbewusst auftreten, um Druck bei der Geschäftsführung zu erzeugen, denn die Argumente sprechen für uns."
"Die Geschäftsführung von HMT unterläuft durch ihre Blockadehaltung die Funktion der Tarifbindung, die bei Arbeits- und Entlohnungsbedingungen gleiche Startvoraussetzungen für alle sichert", macht Gröger klar. "Das ist unsozial, denn der Rückzug Eures Arbeitgebers bedeutet ein „Weniger an Gerechtigkeit“. Wir als IG Metall sagen: Euer Entgelt- und Eure Arbeitsbedingungen sollen durch verbindlich tarifliche Ansprüche gesichert sein! Euer Arbeitgeber muss zurück an den Verhandlungstisch, um im Osten wie im Westen zufriedene Beschäftigte vorzufinden. Denn gerade in Zeiten der Pandemie bieten Tarifverträge mehr Sicherheit für die Beschäftigten von HMT. Gemeinsam machen wir uns dafür stark."
Der wiederholte Warnstreikaufruf ist Teil der Tarif-Aktionswochen, die die IG Metall am 23.11.2020 ausgerufen hat. Für drei Wochen lang hat die Gewerkschaft Aktionen und Warnstreiks angekündigt. Während in der letzten Woche in drei Schichten insgesamt sechs Stunden gestreikt wurde, sind die Kolleg*innen dieses Mal für insgesamt neun Stunden zum Streik aufgerufen. „Der Streik letzte Woche war erst der Anfang. Die ganze Woche waren wir als IG Metall vor dem Betrieb präsent. Wir werden laut und deutlich, so lange, bis man uns zuhört und die Geschäftsführungen zu Verhandlungen bereit sind“, berichtet ein Mitglied der Tarifkommission.
„Wir sind jederzeit verhandlungsbereit. Sobald die Geschäftsführung einen Termin zu Tarifverhandlungen anbietet, sind wir bereit, unsere Aktivitäten zu stoppen. Unsere Verhandlungsposition ist klar, wir fordern 1,50 € mehr pro Stunde und einen Heranführungstarifvertrag. Wie der Weg zu dieser Forderung aussehen kann, darum soll es in der Verhandlung gehen“, erklärt Donat in Richtung des Arbeitgebers.
Hinweis: Weitere Warnstreiks um 10:30 – 13:30 Uhr und 18:30 – 21:30 Uhr als Frühschlussaktion. Für Pressebilder bitte pünktlich zu Beginn der Streikzeit kommen.
Die Forderung der IG Metall umfasst eine Erhöhung der Stundenentgelte um 1,50 € und die Herstellung eines Heranführungstarifvertrages. Ziel ist eine stufenweise Erhöhung der Entgelte. Die IG Metall geht grundsätzlich ohne Vorbedingungen in die Verhandlungen.
Der Betrieb Höfer Metall Technik GmbH & Co.KG hat drei Standorte. In Hettstedt sind etwa 260 Beschäftigte in der Aluminiumbearbeitung für die Automobil- und Baubranche beschäftigt. Es ist ein mittelständisches familiengeführtes Unternehmen mit Konzernstrukturen. An den Standorten Dillingen und Urmitz ist ein Tarifvertrag mit der Gewerkschaft IGBCE vereinbart.