24.11.2020 | Anfang Dezember startet die IG Metall die bundesweiten Tarifverhandlungen in der Textil- und Bekleidungsindustrie. Die Tarifkommission hat am vergangenen Freitag getagt und eine Forderungsempfehlung an den IG Metall-Vorstand übermittelt. Durch die Corona-Krise sind die Betriebe der Textil- und Bekleidungsindustrie derzeit besonders stark belastet. Viele Beschäftigte müssen um ihre Arbeitsplätze und Zukunftsperspektiven kämpfen. Die Sicherung von Beschäftigung, jetzt und für die Zukunft, hat für sie daher neben der Sicherung der Einkommen oberste Priorität.
Für Niedersachsen und Bremen fordert die Tarifkommission der IG Metall einstimmig, eine Erhöhung der Löhne und Gehälter sowie Ausbildungsvergütungen um 4 Prozent, mindestens aber 100 Euro, für die kommenden 12 Monate. Ein Teil der Einkommenserhöhung soll als Vorteilsregelung nur für Mitglieder der IG Metall aushandelt werden, so der Wille der Gewerkschafter.
Textil-Verhandlungskommission diskutiert auch über Altersteilzeit
Neben dem Entgelt spielt vor allem die Beschäftigungssicherung eine große Rolle. Der Fokus liegt dabei auf Modellen zur Absenkung von Arbeitszeiten. Darüber hinaus diskutieren die IG Metall-Mitglieder in den Textilbetrieben auch über eine Forderung nach Fortführung und Verbesserung der Altersteilzeit.
Es braucht höhere Teilnahme-Quoten, sodass zukünftig mehr Beschäftigte in Altersteilzeit gehen können. Derzeit ist der Anteil der Beschäftigten, die in Altersteilzeit gehen können auf 2 Prozent der Gesamtbelegschaft begrenzt. Zu wenig – sagt die Tarifkommission. Darüber hinaus fordert die Tarifkommission einen höheren finanziellen Aufstockungsbetrag durch die Arbeitgeber, damit eine Altersteilzeit für die Beschäftigten auch finanziell tragbar ist.
Vollauslastung bei den einen – Personalabbau bei den anderen
Die wirtschaftliche Lage ist schwierig – aber auch sehr unterschiedlich. „Selten waren Auslastung der Unternehmen und wirtschaftliche Bedingungen in den Betrieben so verschieden. Eine Mehrzahl der Betriebe berichtet nach den coronabedingten Einbrüchen zwar wieder von einer anziehenden Auftragslage und Auslastung. In vielen Bereichen wird aktuell sogar Mehrarbeit geleistet“, erklärt Markus Wente, IG Metall-Tarifsekretär für die Textil- und Bekleidungsindustrie in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt: „Aber die Corona-Situation belastet dennoch die Jahresergebnisse im Gesamten. Darum muss in der Tarifrunde auf diese Bandbreite der Situation eingegangen werden. Gerade jetzt ist es deshalb für alle ausschlaggebend, die Kaufkraft zu stärken. Die Beschäftigten brauchen Geld, um die Wirtschaft anzukurbeln.“
Eine Erhöhung der Einkommen und damit der Kaufkraft wäre für die Gesamtwirtschaft wichtig: Der Einbruch des privaten Konsums im ersten Halbjahr um 11,3 Prozent ist der wesentliche Faktor in der Corona-Konjunkturkrise. Hier braucht es aus Sicht der Tarifkommissionsmitglieder nicht nur sichere Jobs, sondern auch sichere und stabile Einkommen, um die Binnenkonjunktur anzukurbeln.
In der Textil und Bekleidungsindustrie wird bundesweit verhandelt
In der Textil- und Bekleidungsindustrie verhandelt eine zentrale Verhandlungskommission der IG Metall bundesweit mit den Arbeitgebern. Auch in der zentralen Verhandlungskommission sitzen überwiegend Betriebsräte und Vertrauensleute der IG Metall aus den Betrieben.
Am 26. November wird der Vorstand der IG Metall die regionalen Forderungsempfehlungen der Tarifkommissionen bestätigen. Am 8. Dezember starten die zentralen Tarifverhandlungen in der Textil- und Bekleidungsindustrie. Die Entgelt-Tarifverträge und die Friedenspflicht enden zum 31. Januar 2021.
Bundesweit vereint die Textil- und Bekleidungsindustrie rund 95.000 Beschäftigte.