01.12.2020 | Hannover – Rund 200 Betriebsräte und Vertrauensleute zeigten sich auf einer Bezirkskonferenz mobilisierungsbereit. Sieben Mitglieder* aus verschiedenen Branchen und Regionen wurden in die Bezirkskommission gewählt und acht Metallerinnen und Metaller** in den Beirat der IG Metall entsandt. 789 Tarifkommissionsmitglieder aus verschiedensten Branchen*** wurden in mehr als 30 Tarifkommissionen benannt und bestätigt. Sie bereiten die Tarifrunden vor und beschließen die gewerkschaftlichen Forderungen, die die IG Metall in den bevorstehenden Tarifverhandlungen durchsetzen will.
„Die aktuellen Tarifrunden finden in einer komplexen wirtschaftlichen Situation statt“, sagt Thorsten Gröger. „Corona hat die schwerste Wirtschaftskrise der Nachkriegszeit verursacht, treibt Personalabbau im großen Stil an – und wirkt als Brandbeschleuniger für unsere Branchen, die ohnehin in einem tiefgreifenden Strukturwandel stecken. Deshalb will die IG Metall in der aktuellen Tarifrunde Regelungen zur Beschäftigungssicherung durch die Möglichkeit der 4-Tage-Woche verbessern und den Rahmen für betriebliche Zukunftstarifverträge abstecken. Um den Konsum wieder anzukurbeln, fordern wir für die Metall- und Elektroindustrie und Volkswagen sowie die Textil- und Bekleidungsindustrie eine Erhöhung der Entgelte in einem Volumen von 4 Prozent. Der Glaube an den Erfolg solidarischen Handelns unter den Beschäftigten in dieser Tarifauseinandersetzung ist ungebrochen hoch“, so die Einschätzung des Bezirksleiters.
Um eine breite Unterstützung für die Tarifforderung zu erfahren, hat die IG Metall die Beschäftigten gefragt, wie es ihnen ergangen ist – in Kurzarbeit und Homeoffice, mit den besonderen Arbeitsbedingungen und Lebensumständen in der Pandemie? Die Gewerkschaft wollte wissen, wie es um die Lage und Stimmung in den Betrieben bestellt ist, um bei den Arbeitgebern in der Tarifrunde Druck zu machen.
Über 250.000 Beschäftigte haben sich bundesweit an dieser Beschäftigtenbefragung beteiligt (Auch 24 % Nichtmitglieder), darunter auch Beschäftigte aus ganz Niedersachsen und Sachsen-Anhalt. „Die hohe Beteiligung gibt uns Rückenwind: Für die anstehenden Tarifrunden, betriebliche Konflikte und unsere Forderungen an die Politik. Und wir sehen: Die Kriseninstrumente wie Kurzarbeit greifen, und die Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung wie Home-Office und im Arbeits- und Gesundheitsschutz werden trotz der damit verbundenen Einschränkungen befürwortet. Aber: Die Verunsicherung in den Belegschaften ist hoch. Die Angst vor dem Arbeitsplatzverlust reicht bis tief in die Kernbelegschaften großer Betriebe. Und: Die Beschäftigten beklagen die schlechte Informationspolitik und fehlende Strategien der Arbeitgeber“, so Gröger.
„Die Transformation ist die zentrale Herausforderung für unsere Industrien: Die Digitalisierung und Dekarbonisierung von Produkten und Prozessen verlangt Betrieben und Beschäftigten weitreichende Anpassungsprozesse ab. Die Corona-Krise erschwert diesen Strukturwandel. Besonders fatal an dieser Situation: Vielen Betrieben fehlte schon vor Corona eine langfristige Strategie. Wir haben die Beschäftigten daher gefragt, wie ihre Arbeitgeber auf die Herausforderungen reagieren, welche Maßnahmen aus ihrer Sicht wichtig wären – und ob sie sich über den Kurs der nächsten Wochen und Monate informiert fühlen“, erläutert Gröger.
Die IG Metall mahnt schon lange, dass in vielen unter besonderem Anpassungsdruck stehenden Betrieben langfristige Strategien für den Strukturwandel fehlen. Die Corona-Krise legt das offen. Viele Betriebe setzen auf kurzfristige Einsparungen statt auf notwendige Zukunftsinvestitionen.
Gröger erläutert: „Die langen Phasen der Kurzarbeit werden derweil noch zu selten für Qualifizierung und Weiterbildung genutzt. Den Eindruck mangelhafter strategischer Ausrichtung teilen die Beschäftigten.“ Danach gefragt, ob sie der Aussage zustimmen, dass es in ihrem Betrieb eine konkrete Strategie für die langfristigen Herausforderungen des Strukturwandels gibt, stimmt im Schnitt der Branchen nur etwa jede*r zweite zu. Viele Betriebe und Unternehmen versäumen es, die Beschäftigten in diesen Prozessen „mitzunehmen“. Im Durchschnitt fühlen sich nur 46 % der Beschäftigten hinreichend von ihrem Arbeitgeber über die wirtschaftliche Lage und die Zukunftsaussichten informiert. „Für den Bezirksleiter ist klar: Wer seine Belegschaften nicht informiert, der mindert die Akzeptanz strategischer Entscheidungen und verschärft ohnehin vorhandene Unsicherheiten. Das muss sich ändern.“
Was lang umstritten und oft nur als Ausnahme genehmigt wurde, musste plötzlich funktionieren: Zahlreiche Beschäftigte aus den indirekten Bereichen wurden pandemiebedingt ins Homeoffice geschickt. Innerhalb kürzester Zeit mussten Arbeitsprozesse an die geänderten Rahmenbedingungen angepasst werden. Büros mit mehreren Arbeitsplätzen wurden nicht mehr oder nur eingeschränkt genutzt. Für viele wurde die Arbeit am heimischen Küchentisch zum neuen Normal. „Wir haben die Beschäftigten daher nach ihren Erfahrungen im Homeoffice befragt – und ob sie sich dauerhaft mehr „Heimarbeit“ wünschen“, sagte Gröger und machte weiterhin deutlich:
„Die Arbeitgeber waren vielfach gezwungen, in deutlich größerem Umfang Homeoffice zu genehmigen – wohlgemerkt in Bereichen und Tätigkeitsfeldern, in denen die Arbeit von zuhause grundsätzlich möglich ist. Aber mehr als jede*r Dritte hatte keine Möglichkeit in Homeoffice zu arbeiten. Für diese Kolleg*innen gab es zwei Alternativen: Entweder im Betrieb die Stellung halten oder Kurzarbeit. Über die Hälfte der Befragten arbeitete ganz oder zeitweise im Homeoffice, fast ein Viertel der Befragten erstmals und nur wegen Corona. Und mehr als jede*r vierte Beschäftigte tat dies in höherem Umfang als vorher.“
Unterschiede zeigen sich vor allem beim Geschlecht: Frauen haben in deutlich größerem Umfang ganz oder zeitweise im Homeoffice gearbeitet als Männer. Das ist auch auf die unterschiedlichen Tätigkeiten zurückzuführen. Frauen arbeiten häufiger in den indirekten Bereichen, in denen Homeoffice grundsätzlich leichter umzusetzen ist. Insbesondere in Bereichen wie IT, Einkauf, Forschung & Entwicklung, interne Dienstleistungen sowie Vertrieb und Marketing wurde Arbeiten im Homeoffice deutlich ausgeweitet und seither häufig zur neuen Regelarbeitssituation.
Etwa die Hälfte der Befragten beklagt jedoch derweil, dass ihr Arbeitsalltag vor allem durch fehlende persönliche Kontakte zu Kolleg*Innen, Vorgesetzten oder Kunden erschwert ist, was vor allem für Beschäftigte im Homeoffice zutrifft. Die Mehrheit der Befragten freundete sich trotz aller Widrigkeiten mit der neuen Situation an. Die Erfahrungen verdeutlichen, dass mobiles Arbeiten bzw. Arbeiten im Homeoffice in dieser Größenordnung technisch umsetzbar ist und von einer sehr großen Mehrheit der Beschäftigten gewünscht und geschätzt wird.
Die meisten Beschäftigten geben an, gut bzw. eher gut zwischen Arbeit und Freizeit trennen zu können (67 %). Beschäftigte in der Altersgruppe 24 Jahre oder jünger berichten von etwas größeren Schwierigkeiten, mit zunehmenden Alter scheint die Abgrenzung besser zu gelingen. Der Wunsch, auch zukünftig regelmäßig im Homeoffice zu arbeiten, nimmt mit steigendem Alter zu. Eine interessante Erkenntnis: Ausgerechnet die digital affine Altersgruppe der bis zu 24-Jährigen wünscht sich im Vergleich der Altersgruppen am seltensten regelmäßig im Homeoffice zu arbeiten, bei allerdings dennoch hohem Zustimmungsniveau.
Generell wünscht sich eine große Mehrheit (87 %) der Beschäftigten, auch zukünftig regelmäßig von zuhause aus arbeiten zu können. „Festzuhalten bleibt dennoch: Ob Arbeits- und Gesundheitsschutz, Arbeitszeiten, fehlender Versicherungsschutz oder die Finanzierung adäquater Büroausstattung – zahlreiche Aspekte sind grundsätzlich gar nicht oder nur hinreichend geregelt. An dieser Stelle werden wir die Arbeitgeber weiterhin auffordern Tarif- und Betriebsvereinbarungen mit uns abzuschließen“, so Gröger.
Bereits während der Wirtschafts- und Finanzkrise von 2008/2009 hat Kurzarbeit in Deutschland eine entscheidende Rolle bei der ökonomischen Krisenbewältigung gespielt, Beschäftigung und Know-how konnten in den Betrieben gehalten werden. Um auch in der Corona-Krise Beschäftigung zu sichern und die sozialen Kosten zu begrenzen, hat die Bundesregierung im März 2020 den Zugang zu Kurzarbeit vereinfacht (derzeit befristet bis Ende 2021). Vereinfachter Zugang heißt: Beschäftigte müssen keine Minusstunden aufbauen. Kurzarbeit ist möglich, sobald zehn Prozent der Belegschaft von einem Arbeitsausfall betroffen sind. Und auch für Leiharbeitnehmer*innen kann Kurzarbeit beantragt werden. Die IG Metall hat die Beschäftigten nach ihren Erfahrungen mit der Kurzarbeit befragt.
Fast jede*r zweite Befragte gibt an, aktuell in Kurzarbeit zu sein (8 %) oder zumindest zwischenzeitlich in Kurzarbeit gewesen zu sein (40 %). Mit dem Fahrzeugbau und der Stahlindustrie sind zwei Kernbranchen der IG Metall besonders betroffen.
Kurzarbeit wird von den Befragten generell als Kriseninstrument gelobt. Viele der Befragten stimmen zu, froh zu sein, dass ihr Arbeitsplatz durch Kurzarbeit auch in dieser Krisenzeit erhalten bleibt. Fast drei Viertel der Befragten haben die zusätzliche freie Zeit als Gewinn erlebt. Bei Kolleg*innen ohne Sorge um den eigenen Arbeitsplatz wird die freie Zeit häufiger als Gewinn gesehen als bei Kolleg*innen mit drohemden Arbeitsplatzverlust. Dass die Einkommensverluste bei Kurzarbeit schwerer wiegen als die zusätzliche freie Zeit, finden 32 % der Befragten.
Die Erfahrung einer andauernden oder tiefen Kurzarbeitsphase (bis hin zu „Kurzarbeit null“ mit einem Arbeitsausfall von 100 %) kann zu deutlicher Verunsicherung führen. 44 % der Befragten empfanden eine ausgeprägte Unsicherheit, wie im Betrieb weitergearbeitet werden kann. Mit dem regulären Kurzarbeitergeld (60 % bzw. 67 % des ausgefallenen Entgelts) kommen viele Beschäftigte kaum über die Runden. Mit Blick auf die vergangenen Monate berichteten 48 % der Kurzarbeitenden von wesentlichen finanziellen Einschnitten. „Die IG Metall hat daher mit Nachdruck zahlreiche Vorschläge zur Verlängerung von Kurzarbeit und zur Verbesserung des Kurzarbeitergelds eingebracht. Wir setzen uns darüber hinaus weiterhin für mehr Planungssicherheit und eine Verknüpfung mit tragfähigen Qualifizierungskonzepten ein“, macht Gröger deutlich.
Die Gewerkschaft wollte auch wissen, inwiefern Kurzarbeit die Kinderbetreuung erleichtert hat: Knapp über die Hälfte der Kurzarbeitenden bestätigt, dass die Betreuung ihrer Kinder ohne Kurzarbeit schwierig geworden wäre (Zustimmungstendenz 58 %). Auffällig sind hier überdurchschnittlich hohe Zustimmungswerte von Eltern in Schichtarbeit und im direkten Bereich. Zu betonen ist außerdem, dass Frauen Kurzarbeit in der Phase der Schul- und Kitaschließungen häufiger als Erleichterung empfunden haben.
In vielen Betrieben hat sich der Arbeitsalltag durch Kurzarbeit, Homeoffice und Anpassungen von Arbeitsabläufen an Pandemiebedingungen innerhalb kürzester Zeit stark verändert. Eltern mussten infolge von Schul- und Kitaschließungen ihren Familienalltag völlig neu organisieren. Ein Schwerpunkt der Beschäftigtenbefragung 2020 lag deshalb auf den Erfahrungen, die die Beschäftigten in den ersten Monaten der Corona-Krise gemacht haben, so die IG Metall.
Bei knapp der Hälfte der Befragten (44 %) bestand Unsicherheit, wo und wie im Betrieb überhaupt weitergearbeitet werden kann. Ein knappes Drittel der Befragten hat wesentliche finanzielle Einschränkungen zu verkraften (23 %).
Eltern standen in der Corona-Krise vor der Herausforderung, Erwerbs- und Sorgearbeit zu vereinbaren. Betreuungseinrichtungen wie Kitas und Schulen waren über Wochen geschlossen. Die staatliche Unterstützung für Eltern war indes gerade zu Beginn der Krise mangelhaft: Viele Eltern fühlten sich alleingelassen. Lange war unklar, ob Lohnersatzleistungen greifen würden, wenn Eltern zu Betreuungszwecken nicht arbeiten. „Hier haben unsere Tarifverträge oft Abhilfe leisten können“, meint Gröger.
Die meisten Familien mit Kindern unter 14 Jahren im Haushalt mussten ihren Alltag völlig neu organisieren (77 %) und nahmen die zusätzlichen Betreuungsaufgaben durch die zeitweise Schließung von Kitas und Schulen zum überwiegenden Teil als starke Erschwernis ihres Arbeitsalltags wahr. Für 58 % der Befragten wäre die Betreuung der Kinder ohne Kurzarbeit schwierig geworden. „Für Frauen stellte sich die Kinderbetreuung häufiger als Arbeitserschwernis“, erläutert Gröger. „Unsere Beschäftigtenbefragung zeigt, dass Sorge- und Erziehungsarbeit gerade auch in Krisenzeiten vorrangig von Frauen geleistet wird. Mit Fortschritt hat das wenig zu tun. Auch Beschäftigte mit pflegebedürftigen Angehörigen im eigenen Haushalt hatten bei der Organisation ihres Familienalltags mit besonderen Problemen zu kämpfen.“
Die IG Metall hat die Beschäftigten gefragt, welche Ziele ihnen in den kommenden Tarifrunden wichtig sind. „Das Ergebnis: Eine große Mehrheit der Befragten spricht sich für Beschäftigungssicherung, Zukunftstarifverträge und die Stärkung der Einkommen aus. Unsere Forderungen bekommen damit Rückenwind“, sagt Gröger.
Die Beschäftigten fordern Sicherheit und Perspektiven im Wandel. Das erklärt die hohe Zustimmung für Zukunftstarifverträge mit Investitions-, Produkt- und Standortzusagen (90 %), über alle Beschäftigtengruppen hinweg.
„Nur eine tarifpolitische Forderung erhielt noch mehr Zuspruch. Und das durchaus positiv überraschend: Für Zukunftssicherung durch Qualifizierung sprechen sich 93 % der Befragten aus – auch hier über alle Beschäftigtengruppen hinweg, unabhängig vom eigenen Qualifizierungsniveau“, so der Bezirksleiter. „Die Beschäftigten wissen, dass Qualifizierung ein zentrales Instrument zur Beschäftigungssicherung in der Transformation ist. Unser Einsatz für eine bessere Verknüpfung von Kurzarbeit und Qualifizierung spiegeln den Wunsch und Bedarf der Beschäftigten wider.“
In der Logik der Beschäftigungssicherung sind auch die vergleichsweise hohen Zustimmungswerte für die 4-Tage-Woche zu betrachten. 67 % der Befragten befürworten die 4-Tage-Woche. „Sie fördert Vereinbarkeit, Gesundheit und Geschlechtergerechtigkeit. Wer weniger arbeitet, spürt häufig auch die positiven Seiten der Arbeitszeitverkürzung – selbst wenn dem ein ungewollter Anlass zugrunde liegt. Die Befragten, die in Kurzarbeit waren und die gewonnene freie Zeit klar als Gewinn betrachtet haben, stimmten der 4-Tage-Woche mehrheitlich zu. Und nicht wenige Kurzarbeitende betonen in der Befragung den Wert der zusätzlichen Freizeit“, meint Gröger, der weiterhin erläutert:
„Die Werte zeigen, dass die 4-Tage-Woche in kurzer Zeit bei den Beschäftigten gut angekommen ist – obwohl wir noch nicht ausführlicher über die konkrete Umsetzung beraten konnten, und obwohl den meisten klar ist, dass es eine 4-Tage-Woche nur mit einem teilweisen Entgeltausgleich geben kann. Im Vergleich der einzelnen Ziele fiel die Forderung nach Entgeltsteigerungen zwar etwas verhaltener aus, vor allem dort, wo Arbeitsplatzabbau bereits im Gange ist. Der dennoch grundsätzlich hohe Zustimmungswert untermauert im Umkehrschluss aber auch: Die Beschäftigten sitzen nicht dem von Arbeitgeberseite kolportierten Trugschluss auf, dass jetzt Verzicht gefragt sei. Die Entgeltforderung ist gerade in Kombination mit Zukunftstarifverträgen und 4-Tage-Woche von entscheidender Bedeutung.“
Entgeltsteigerung bewerten insgesamt über 71 % der Befragten als wichtig bzw. eher wichtig. Die Zustimmung steigt bei denjenigen, die in der Corona-Krise von wesentlichen finanziellen Einschnitten betroffen sind (hier: 85 %).
Das Ziel der Tarifrunde Ausbildungsplätzen erhalten zu wollen und die Übernahme von Auszubildenden zu gewährleisten bekam generell hohe Zustimmung über fast alle Beschäftigtengruppen hinweg. Auch bei dem Ziel für die Beschäftigten abermals eine Wahloptionen zwischen Geld und freier Zeit durchzusetzen gab es eine hohe Befürwortung (71 %), über Branchen, Tätigkeitsbereiche und Altersklassen hinweg. Darüber hinaus halten viele der Beschäftigten das Ziel von tariflichen Aufschlägen zur Kurzarbeit – was die IG Metall in der letzten Tarifrunde für viele Tarifverträge hat durchsetzen können - immer noch für wichtig (68 %).
„Kaum ein Lebens-und Arbeitsbereich bleibt von Corona verschont, viele vermeintliche Gewissheiten wurden über Nacht auf den Kopf gestellt, Verunsicherung und Zukunftsängste greifen um sich. Zumal die Arbeitgeber die Coronakrise nutzen, um klassische Restrukturierungsprogramme vorzuziehen, mit Personalabbau im großen Stil. Spätestens seit Herbst 2020 erleben wir massive Auseinandersetzungen um Entgelte, Arbeitsbedingungen, Beschäftigung, Standorte und die Zukunft ganzer Wirtschaftsregionen“, so Gröger, der als Verhandlungsführer die Konflikte sichtbar austragen – und mit solidarischen Aktionen gegen den Kahlschlag vorgehen will.
67 % der Befragten bejahen Zukunftsängste in der eigenen Belegschaft, vor allem da wo betriebliche Strategien für die Herausforderungen der Transformation auf sich warten lassen und Arbeitgeber nicht vorbereitet sind. „Trotz – oder gerade wegen – der Sorgen und Verunsicherung zeigen sich die Beschäftigten aber mobilisierungsbereit. 73 % sind davon überzeugt, betriebliche Herausforderungen solidarisch meistern zu können. Das gilt durchgehend für alle Tätigkeitsbereiche, auch für Nicht-Mitglieder – in besonderem Maße aber für aktive Metaller*innen (76 %)“, macht der IG Metall-Bezirksleiter abschließend deutlich.
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*In die Bezirkskommission wurden gewählt: Alina Fleischer, (Haworth GmbH, Werk Badmünder, IG Metall Alfeld-Hameln-Hildesheim), Heike Lange (Bremskerl-Reibbelagwerke Emmerlingen GmbH & Co.KG, IG Metall Nienburg-Stadthagen), Susanne Preuk (Volkswagen AG, IG Metall Wolfsburg), Henning Raguschke (IFA Powertrain GmbH, IG Metall Halberstadt), Jens Schäfer (WABCO GmbH, IG Metall Hannover), Slavica Stankovic (Miele & Cie.KG, IG Metall Celle-Lüneburg) und Eva Stassek (Erste Bevollmächtigte der IG Metall Braunschweig).
**In den Beirat des IG Metall-Vorstandes wurden gewählt: Flavio Benites (Erster Bevollmächtigter der IG Metall Wolfsburg), Birgit Ertelt (SEG Automotive GmbH, IG Metall Alfeld-Hameln-Hildesheim), Almut Kapper-Leibe (Erste Bevollmächtigte der IG Metall Halle-Dessau), Mathias Möreke (Volkswagen Group Components Braunschweig, IG Metall Braunschweig), Regina Ries (Wilvorst-Herrenmoden GmbH, IG Metall Süd-Niedersachsen-Harz), Dirk Schulze (Erster Bevollmächtigter der IG Metall Hannover), Gerhard Schrader (Volkswagen Osnabrück GmbH, IG Metall Osnabrück) und Axel Weber (Erster Bevollmächtigter der IG Metall Magdeburg-Schönebeck).
***Branchen: Metall-und Elektro-, Automobil- und Zulieferer-, Holz- und Kunststoff-, Feinstblechpackungs- und Stahlindustrie sowie Kontraktlogistik, Ingenieursdienstleister, Handwerk und Textil