07.07.2023 | Die IG Metall fordert vom Continental-Vorstand, so schnell wie möglich verlässliche Perspektiven für die rund 850 Beschäftigten am Standort Gifhorn zu schaffen. Das Unternehmen hatte zuvor angekündigt, die Produktion in Gifhorn bis zum Jahr 2027 schrittweise auslaufen zu lassen und seine Geschäftsaktivitäten in Gifhorn sukzessive einzustellen.
Gleichzeitig hat das Unternehmen den Weg dafür freigemacht, potenzielle Investoren für den Standort Gifhorn zu gewinnen und sich dort anzusiedeln, womit der Übergang in neue Beschäftigungsverhältnisse ermöglicht werden könnte.
„Das ist zunächst zweifelsohne eine bittere Nachricht und dramatisch für die vielen Beschäftigten. Gleichzeitig gibt es aber zumindest Anzeichen für Lösungsansätze, um die Kolleginnen und Kollegen von Arbeit in Arbeit zu bringen. Dafür haben wir als IG Metall gemeinsam mit dem Betriebsrat für unsere Kolleginnen und Kollegen bei Conti gerungen!“, erklärt Thorsten Gröger, IG Metall Bezirksleiter Niedersachsen und Sachsen-Anhalt am Freitag in Gifhorn.
In Gifhorn werden von über 850 Beschäftigten überwiegend hydraulische und pneumatische Komponenten zum Beispiel für Bremssysteme für Automobile hergestellt. Schon seit geraumer Zeit hat es am Gifhorner Standort des Automobilzulieferers Continental gebrodelt: Ein im Jahr 2015 abgeschlossenes Eckpunktepapier mit der IG Metall hat betriebsbedingte Kündigungen bis Ende 2023 ausgeschlossen. Zudem gilt eine Standortgarantie bis 31.12.2025. Nun droht jedoch mit dem Auslaufen von Conti-Produkten bis 2027 eine schrittweise Reduzierung der Produktion - das sogenannte ramp-down-Szenario.
IG Metall und Betriebsrat haben vehement gegen ein Aus des Conti-Standorts gekämpft. Auch für den Wirtschaftsstandort in Gifhorn wäre der Rückzug des Unternehmens ein großer Verlust. „Offenkundig hat Continental die Transformation der Automobilbranche in Gifhorn verschlafen und es verpasst, nachhaltige Alternativen in Zeiten des Strukturwandels zu schaffen. Wer im Blindflug navigiert, kann nicht sicher durch die Transformation steuern“, kritisiert Gröger. „Nun geht es darum, den Beschäftigten - und damit meinen wir möglichst alle - eine gute Perspektive zu organisieren und schnellstmöglich eine Brücke in die Zukunft zu bauen. Das ist unsere klare Erwartungshaltung an das Unternehmen. Daran hängen Familien und ihre Existenzen!“
Gleichzeitig hat die Arbeitnehmerseite im Aufsichtsrat auf positive Perspektiven gedrungen. Und dieser hat die Möglichkeit geschaffen, dass mit dem Produktionsauslauf potenzielle Investoren für den Standort Gifhorn gewonnen werden sollen. „Der Umbau unserer Industrie bietet auch Chancen. Wir erwarten, dass Continental diese zum Wohl der Beschäftigten und der Region nutzt!“, erklärt Christiane Benner, Zweite Vorsitzende der IG Metall und stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende bei Continental.
Alle Pfade, die gute Perspektiven für die Beschäftigten schaffen, wird die IG Metall konstruktiv begleiten. Einem stumpfen Abbau von Beschäftigungsverhältnissen stellt sich die Gewerkschaft entschlossen entgegen. Die vom Unternehmen aufgezeigten Optionen mit Blick auf externe Investoren bieten nach Auffassung der IG Metall trotz der aktuellen Dramatik einen Hoffnungsschimmer für die Belegschaft. Ein Neustart auf dem Werksgelände im östlichen Niedersachsen bietet langfristige Potenziale, auch außerhalb der Automobilbranche. „Das Continental-Werk verfügt über eine hochqualifizierte Belegschaft sowie eine gute Infrastruktur. Das bietet Chancen - für investierende Unternehmen ebenso wie für die Beschäftigten. Es ist wichtig, dass dieser Übergang von Qualifizierungsmaßnahmen begleitet wird, um sicherzustellen, dass die Beschäftigten im Wandel mitgenommen werden“, erklärte Gröger.
Ohne eine starke IG Metall bei Continental und die engagierten Betriebsrätinnen und Betriebsräte auf allen Ebenen wären die Aussichten deutlich trüber, und es hätten sich keine Türen in Richtung Zukunft geöffnet. „Diesen Spalt gilt es nun zu öffnen und Sicherheit zu schaffen. Es ist wichtig, dass die Kolleginnen und Kollegen, ihre Familien und die aufgebauten Existenzen weiterhin im Gifhorner Raum eine Chance haben!“, betonte Gröger abschließend.