22.05.2024 | Bevor es im Herbst an den Verhandlungstisch zwischen IG Metall und Volkswagen geht, erhalten die Beschäftigten ab Mai 2024 ein weiteres kräftiges Plus von 3,3 Prozent auf ihr monatliches Entgelt. Bereits zuvor wurde im Januar Teil II der Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 1.000 Euro gezahlt. Das ist dem Tarifabschluss der IG Metall von 2022 zu verdanken. Im zurückliegenden Jahr wurden zudem bereits im Juni die monatlichen Entgelte um 5,2 Prozent erhöht und davor (Februar 2023) wurden bereits 2000 Euro steuerfrei, also gleich netto, auf die Konten der Beschäftigten überwiesen - also in Summe ordentlich mehr Geld.
Das alles ist jedoch nicht vom Himmel gefallen, sondern musste hart erstritten werden: In drei Verhandlungsrunden versuchte das Unternehmen die Forderungen der IG Metall abzuwehren und argumentierte wild gegen Entgelterhöhungen. Parallel zur Volkswagen-Tarifrunde sind damals in der Fläche der Metall- und Elektroindustrie mehr als 500.000 Menschen im Warnstreik auf die Straße gegangen. Das Unternehmen hat kurz vor Ende der Friedenspflicht erkannt: Bei Volkswagen droht ein ähnliches Szenario. Rechtzeitig hat VW noch eingelenkt - nicht zuletzt, weil zur zweiten Verhandlung in Wolfsburg mehr als 3.000 Beschäftigte ordentlich Druck und Lärm für ihre Tarifforderungen gemacht haben. „Mit den Entgelterhöhungen konnte ein massiver Teil der Kaufkraft vor der Höchstinflation geschützt werden. Nun beginnt bei Volkswagen die Forderungsdebatte durch unsere Tarifkommission. Parallel und synchronisiert startet die Tarifbewegung ja auch in der Metall- und Elektroindustrie. Mit unseren Kolleginnen und Kollegen werden wir intensiv besprechen, mit welchen Forderungen wir in die Tarifrunde 2024 gehen. Gleichzeitig werden wir uns gut auf eine harte Tarifrunde vorbereiten. Wir können nicht ausschließen, dass Volkswagen wieder eine Giftliste präsentiert, die sie bereits im Schrank liegen hat. Die Verhandlungen zum Performance Programm haben dort einen Vorgeschmack gegeben!“, so IG Metall-Verhandlungsführer Thorsten Gröger.
Ergänzend wurde im Haustarifvertrag der Volkswagen AG im Jahr 2022 vereinbart, dass der Tarifvertrag über die Altersteilzeit zu den bisherigen Konditionen fortgeführt und bis zum 31.12.2027 verlängert wird. „Die Altersteilzeit wurde von uns immer als Instrument zur Gestaltung der Transformation und zugleich eines selbstbestimmten Ausstiegs aus dem Arbeitsleben gesehen. In der Tarifrunde 2022 war noch viel Überzeugungsarbeit notwendig, um Volkswagen zu einer Verlängerung der damals auslaufenden Regelung zu bewegen. Heute, unter anderen Voraussetzungen, bewirbt VW dieses Instrument selbst proaktiv!“, führt der Bezirksleiter der IG Metall aus.
In der zurückliegenden Tarifrunde konnten zudem tariflich geregelten Ausbildungsplatzkapazitäten ebenfalls vor Angriffen durch das Unternehmen bewahrt werden. Gegenüber den Medien unterstrich VW-Chef Blume kürzlich die „Verantwortung für den Nachwuchs“.
Voraussichtlich im Oktober geht es wieder an den Verhandlungstisch, vor den Sommerferien wird im Juni die Forderung von der Tarifkommission der IG Metall beschlossen. Die Diskussion über die Forderungen in der Tarifkommission ist am heutigen Tag gestartet. Parallel führt die IG Metall bei Volkswagen eine Beschäftigtenbefragung durch, bei der alle Kolleginnen und Kollegen aufgerufen sind, sich einzubringen und ihre Bedürfnisse für die Tarifrunde 2024 zu artikulieren.
Im Vorfeld der Tarifrunde appelliert die IG Metall allerdings auch an die Politik: Das Hick-Hack der Ampel-Regierung in Bezug auf die Automobilindustrie muss einen Schluss finden – insbesondere die FDP steht offensichtlich einer verlässlichen Ausrichtung im Wege. Stattdessen braucht es ein deutliches Bekenntnis zur klimagerechten Umstellung des Verkehrssektors mit klaren und verlässlichen Leitlinien. Förderliche und planbare Rahmenbedingungen müssen dazu führen, dass die Elektromobilität attraktiver für die Durchschnittsverdienenden im Land wird. „Es ist von entscheidender Bedeutung, dass eine kohärente, stabile Industriepolitik verfolgt wird. Jetzt ist es an der Zeit, mit Nachdruck infrastrukturelle Maßnahmen wie die Förderung von Ladesäulen, die Senkung der Kosten für Ladestrom und die Erneuerung von Fahrzeugflotten voranzutreiben. Investitionen in die Zukunft sind unumgänglich, während Zögern fatale Konsequenzen nach sich ziehen kann“, fordert Gröger.