Handwerk

Energiewende im Handwerk braucht gute Arbeit - Förderung an Kriterien der guten Arbeit knüpfen

22.02.2022 | Nachdem das Chaos um die Förderungen der KfW-Bank durch die Bundesregierung beendet wurde und zahlreiche Bauverantwortliche nun wieder mehr Sicherheit erhalten, bleibt eine weitere Baustelle in diesem Kontext offen: Die Arbeitsbedingungen im Handwerk benötigen deutliche Verbesserungen, um die Frage der Fachkräftebedarfe zu beantworten. Ein nicht unerheblicher Teil der Handwerksbetriebe entzieht sich der Tarifbindung und damit guten und fairen Arbeitsbedingungen.

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Daher fordert Thorsten Gröger, Bezirksleiter der IG Metall in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt, dass die Kriterien „Guter Arbeit“ bei der Förderung für energetische Sanierungsmaßnahmen sichergestellt sein müssen: „Das Ziel möglichst nachhaltig, energieeffizient und klimaschonend zu bauen, ist zweifelsohne ein wichtiges. Doch ohne faire Arbeitsbedingungen durch Tarifverträge, wird sich der enorme Fachkräftebedarf im Handwerk nicht ansatzweise decken lassen! Schon heute fehlen allein in den Ausbaugewerken 100.000 Beschäftigte. Viele Ausbildungsstellen bleiben unbesetzt. Die Botschaft könnte doch sein: Wer sich als Handwerks-Unternehmer an der Energiewende beteiligen will und dadurch öffentliche Fördermittel bekommt, der muss auch faire und vor allem tarifgebundene Beschäftigung bieten!“

Gröger führt aus, dass Fördermittel seiner Einschätzung nach nur dann freigeben werden dürften, wenn „tarifgebundene Betriebe beauftragt werden. Die Kopplung von Steuergeldern an die Kriterien der guten Arbeit ist unabdingbar!“ Dort, wo öffentliche Förderung erteilt werde, dürfen die arbeitspolitischen Rahmenbedingungen nicht auf der Strecke bleiben. „Die gesellschaftliche Wahrnehmung mit Blick auf das Handwerk ist mit schwerer Arbeit, nicht planbaren Arbeitszeiten und niedrigen Löhnen besetzt und nicht an gute Arbeit geknüpft. Dieses muss sich ändern, wenn wir die Energiewende bewältigen wollen. Gute Produkte und saubere Dienstleistungen haben ihren Preis!“, schildert der Gewerkschafter: „Leidenschaft für seine Tätigkeit reicht eben allein nicht aus. Es braucht auch gute Arbeitsbedingungen mit Tarifverträgen im Handwerk. Von der Mitbestimmungskomponente durch fehlende Betriebsräte ganz zu schweigen!“ 

Das Handwerk lebe von den Menschen, die „mit Hingabe und Fleiß unsere Häuser bauen und sanieren. Der Energiewende im Gebäudebereich wird in den nächsten Jahren eine zentrale Rolle zukommen. Im Jahr 2019 wurden etwa 122 Millionen Tonnen Co2 als direkte Emission für Heizen und Warmwasser ausgestoßen. Sie müssen aufgrund der Vorgaben des aktuellen Klimaschutzgesetzes bis 2030 auf 67 Millionen Tonnen pro Jahr reduziert werden. Wenn es uns nicht gelingt, die Arbeitsbedingungen im Handwerk nachhaltig zu verbessern und die Tarifbindung flächendeckend zu erhöhen, werden wir perspektivisch nicht nur dauerhaft lange Wartezeiten hinnehmen müssen, sondern werden auch die wichtigen Herausforderungen der Gebäudesanierung, der Heizungsmodernisierung oder aber auch des Aus- und Aufbaus der Ladesäuleninfrastruktur im Kontext der E-Mobilität nicht meistern. Die Politik ist gefordert entsprechende Rahmenbedingungen zu verändern!“, schließt Gröger ab. 

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