Tarifrunde 2022 Metall- und Elektroindustrie

Tarifrunde 2022 steht in den Startlöchern – Beschäftigte der Metall- und Elektroindustrie spitzen die Forderungsdebatte zu

17.05.2022 | Ein Blick in die Kalender wirkt unscheinbar, doch ab September erwartet die Beschäftigten in der Metall- und Elektroindustrie in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt ein „heißer Herbst“: Spätester Verhandlungsstart der diesjährigen Tarifrunde der Metall- und Elektroindustrie ist der 16. September 2022. Dann werden die Tarifvertragsparteien in den drei Tarifgebieten (Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim) zu Verhandlungen aufeinandertreffen.

Zwei Tarifrunden unter besonderen Bedingungen haben die Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie hinter sich. Nachdem der Zenit der Corona-Krise greifbar schien, folgte mit Putins Angriffskrieg unmittelbar die nächste Krise. „Mit diesen Vorzeichen und unter wachsenden Inflationssorgen bei den Kolleginnen und Kollegen, startet in unserem Bezirk die Diskussion, die in einer klaren Forderung münden wird!“, erklärt Thorsten Gröger, IG Metall-Bezirksleiter in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt.  

Natürlich sähe man die Risiken, die der Krieg in der Ukraine gesamtwirtschaftlich birgt. Dennoch sei klar, „dass die Entwicklung der Verbraucherpreise, also der Inflation, viele Beschäftigte in Ängste und Sorgen versetzt. Für viele bedeutet das zunehmend, dass der von ihnen erarbeitete Lebensstandard anfängt zu bröckeln!“, warnt der Metaller. Fadenscheinig sei das Argument, dass die Arbeitgeber und ihre Verbände als Lohn-Preis-Spirale aufführen: „Wenn, dann wäre es eine Preis-Lohn-Spirale, es ist also schon auf sprachlicher Ebene falsch. Anders als bei der Henne-Ei-Diskussion ist es in diesem Fall ziemlich deutlich, dass die hohen Preise schon da und keineswegs eine Folge der Entgeltpolitik sind. Insbesondere Beschäftigte leiden unter den gestiegenen Kosten von Kraftstoffen und Energien, denn Unternehmen geben die schwindelerregenden Preise häufig an den Verbraucher weiter. Dieser hat wiederum nicht einfach mal die Möglichkeit, den Giftkelch der Teuerung weiterzureichen!“, erklärt Gröger. Für die IG Metall macht er deutlich: Falsche Zurückhaltung in der Entgeltpolitik würde dazu führen, dass die wirtschaftlichen Impulse abgewürgt werden. 

„Klar ist: Wir befinden uns in einer Zeit der wirtschaftlichen Unsicherheit! Diese Unsicherheit müssen wir mit klugen Entscheidungen zum Positiven für die Belegschaften drehen. Als Gewerkschaften sind wir hierfür eine der Schlüsselfiguren und Anker in der Krise. Bereits in den Corona-Jahren haben wir bewiesen, dass wir der Verantwortung gerecht werden – in den vergangenen Jahren haben wir Umsicht walten lassen. Das sich nun nahtlos die nächste Krise anschließt, kam für uns alle unerwartet.“, so der Bezirksleiter weiter. Dennoch sei die wirtschaftliche Lage in vielen Betrieben nicht so, wie das mediale Stimmungsbild es skizziert: Viele Unternehmen und Konzerne präsentieren Rekordergebnisse, konnten die Gewinne weiter ausbauen sowie fulminante Quartals- und Jahreszahlen präsentieren. Ferner erhöhen viele Unternehmen ihre Dividenden für die Aktionäre.   

„Als IG Metall haben wir in Anbetracht steigender Energie- und Rohstoffkosten stets auch an die Politik appelliert, entsprechende Maßnahmen zur Stabilisierung zu ergreifen. Nicht nur die Politik, sondern auch die Arbeitgeber müssen endlich Verantwortung gegenüber den Beschäftigten und nicht nur gegenüber den Aktionären übernehmen: An der Zapfsäule, im Supermarkt, bei der Nebenkostenabrechnung – der Druck auf die Beschäftigten und ihre Geldbeutel wächst. Vor diesem Kontext wird es in der Tarifrunde 2022 darum gehen, spürbar den Druck von den Portemonnaies der Kolleginnen und Kollegen zu nehmen!“, fügt Gröger an.  

Eine Zuspitzung der internen Debatte findet im Juni statt: Am 30. Juni 2022 beschließen die Tarifkommissionen bundesweit ihre Forderung. Die Entgelttarifverträge laufen zum 30. September 2022 aus. Die Friedenspflicht endet am 28. Oktober 2022.   

(Presseinformation Nr. 042/2022)

 

 

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