Tarifrunde HVI

Tarifabschluss in der Holz- und Kunststoffindustrie bringt Lohnplus von 4,9 Prozent in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt – Verdoppelung des Demografiefonds ebenfalls beschlossen

19.10.2021 | Der Arbeitskampf hat sich ausgezahlt: In der laufenden Tarifrunde der Holz- und Kunststoffindustrie, konnte in diesem Jahr in Niedersachen und Sachsen-Anhalt der bundesweite Widerstand der Arbeitgeberseite durchbrochen werden. Die Beschäftigten können sich ab dem 01.04.2022 über eine kräftige Entgelterhöhung freuen.

Warnstreik bei Wiemann in Georgsmarienhütte. Foto: Marcus Biewener | biewener&kolb

Die IG Metall konnte am Montag gemeinsam mit der Arbeitgeberseite die erste Einigung in der diesjährigen Tarifrunde im Bundesgebiet erzielen. Dem Tarifabschluss sind entschlossene Warnstreiks von weit über 1.300 Beschäftigten im IG Metall Bezirk Niedersachsen und Sachsen-Anhalt vorausgegangen.

„Das engagierte Auftreten der Kolleginnen und Kollegen aus dem Betrieb hat uns Rückenwind in den Verhandlungen gegeben und unseren Forderungen nochmals Nachdruck verliehen!“, erklärt Markus Wente, Verhandlungsführer der IG Metall.

Die Löhne und Gehälter erhöhen sich ab dem 01.04.2022 um 2,7 Prozent und ab dem 01.04.2023 erneut um weitere 2,2 Prozent. Der Tarifabschluss hat eine Laufzeit bis zum 30.11.2023. Spätestens mit der Februar-Abrechnung im Jahr 2022 erhalten die Beschäftigten eine Corona-Prämie von 385 Euro netto, Teilzeitkräfte profitieren anteilig.

Auch bei den Auszubildenden gibt es Grund zur Freude: Sie profitieren erneut überproportional: ihre Vergütung steigt zwischen 30 und 50 Euro je nach Ausbildungsjahr. Zudem erhalten sie auch eine Corona-Prämie in Höhe von 200 Euro netto.

Nach der dritten Verhandlungsrunde profitieren rund 37.400 Beschäftigte im Großteil des Bezirks von der Verständigung der Tarifvertragsparteien. „Es ist mehr als angemessen, dass die Beschäftigten von den vollen Auftragsbüchern profitieren. Sie waren es, die während der Pandemie auf Abstand und mit Maske weiterhin den Laden am Laufen gehalten haben oder in Kurzarbeit deutlich zurückgesteckt haben. Zudem sorgen sie auch wieder dafür, dass die Gesamtwirtschaft sich nach der Krise erholt. Das Lohnplus ist mehr als gerechtfertigt!“, so Wente weiter: „Darüber freuen sich nicht nur die derzeit Beschäftigten. Ein attraktives Entgelt ist auch ein wichtiger Schlüssel bei der Fachkräftegewinnung, wettbewerbsfähige Ausbildungsentgelte sorgen für Attraktivität bei der Wahl des Ausbildungsplatzes. Dies ist notwendiger denn je. Den Betrieben steht in den kommenden Jahren ein massiver demografischer Wandel bevor.“

Die Fortführung des Demografie-Tarifvertrages, mit Regelungen zur Altersteilzeit und zur Bewältigung des anstehenden Generationenwechsels in den Betrieben, ist deshalb ein wichtiger Schlüsselpunkt. „Wir konnten eine Verdoppelung des bestehenden Fonds zur Altersteilzeit erreichen. Der Arbeitgeberbeitrag erhöht sich 2022 um 150 Euro auf 450 Euro pro Beschäftigten. Im Jahr 2023 folgt eine weitere Erhöhung um 150 Euro – damit verdoppelt sich der Demografiefonds innerhalb der kommenden zwei Jahre. Ab 2025 ist der Betrag tarifdynamisch und steigt mit jeder Tariferhöhung. Mit dieser Absicherung schaffen wir Verlässlichkeit beim notwendigen Übergang von älteren Kolleginnen und Kollegen in den Ruhestand. Wir vertreten – und das untermauern wir mit dem Ergebnis – die klare Auffassung, dass jeder, der sich für sein Unternehmen über Jahre aufopfert auch die entsprechende Anerkennung des Arbeitgebers verdient, wenn es um den Erhalt der Gesundheit geht!“, fährt der Gewerkschafter fort. Damit kann die Kurve des zukünftigen Fachkräftebedarfs abgeflacht und die Herausforderung auf mehrere Jahre verlagert werden.

Die Hauptbranchen der Holz und Kunststoff verarbeitenden Industrie sind die Möbelindustrie, die Holzindustrie und der Baubedarf aus Holz und Kunststoff. Des Weiteren gehören auch Branchen wie die Klavierbauer, Automobilzulieferer oder Produzenten von Lebensmittelverpackungen im Bereich Kunststoff zur Holz und Kunststoff verarbeitenden Industrie.

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