16.03.2021 | Hannover - Die Tarifverhandlungen in der Eisen- und Stahlindustrie wurden fortgesetzt, endeten jedoch ergebnislos. Für die 70.000 Beschäftigten in der norddeutschen Eisen- und Stahlbranche fordert die IG Metall ein Volumen von vier Prozent. Dieses Volumen soll sowohl zur Stärkung der Entgelte und Ausbildungsvergütungen als auch für Maßnahmen zur Beschäftigungssicherung eingesetzt werden können.
Die Gewerkschaft fordert darüber hinaus die Verlängerung des Tarifvertrags zur Beschäftigungssicherung sowie des Tarifvertrags zur Altersteilzeit. Außerdem soll auch die Übernahme der Auszubildenden gesichert werden – und auch die Dual Studierenden sollen endlich in die Tarifverträge einbezogen werden.
Die Arbeitgeber hatten eine Coronaprämie von 350 Euro zum 30.06.2021 angeboten. Eine weitere Einmalzahlung von 350 Euro soll es zum 01.02.2022 geben. Diese soll zur Beschäftigungssicherung auch in freie Zeit umgewandelt werden können. Die Laufzeit soll 17 Monate betragen. Darüber hinaus wurde angeboten, die Tarifverträge zur Beschäftigungssicherung, zur Altersteilzeit und zu Werkverträgen zu verlängern und der Gesprächsverpflichtung zu den Dual Studierenden nachzukommen. Als weiteren Punkt haben die Arbeitgeber vorgeschlagen, Gespräche über einen Transformationstarifvertrag aufzunehmen, der die Herausforderungen der Dekarbonisierung begleitet. Zwar hätten die Arbeitgeber die Belastung der Beschäftigten während der Pandemie erkannt, dies aber nicht als Wertschätzung in Form eines tragfähigen Angebotes am Verhandlungstisch präsentiert, so die IG Metall. Das von der Arbeitgeberseite aufgerufene materielle Volumen sei viel zu gering, das Angebot in seiner gesamten Struktur zu schwach, die Laufzeit zu lang. Der Versuch der Stahlarbeitgeber die eigenen Mitarbeiter mit einer Einmalzahlung abzuspeisen, sei keine Lösung für einen fairen Tarifvertrag. Als Folge der bisher ergebnislosen Verhandlungen wird in der Eisen- und Stahlindustrie in den nächsten Tagen zu Warnstreiks aufgerufen, bei denen die Beschäftigten ihre Unterstützung für die Forderung deutlich machen. Eine erste Aktion fand bereits am 01.03.2021 vor dem Verwaltungsgebäude der Geschäftsführung auf dem Gelände der Salzgitter AG statt. Den ersten Warnstreik gab es am Freitag, den 12.03.2021, in Georgsmarienhütte.
Matthias Wilhelm, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Salzgitter-Peine, zum aktuellen Stand der Verhandlungen und den geplanten Warnstreikaktionen: „Gerade in der vorausgegangenen wirtschaftlich schwierigeren Zeit, sind die Anforderungen an die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in der Stahlindustrie deutlich gestiegen. Nur durch den Einsatz der Beschäftigten konnte die Arbeit in den Betrieben der Stahlindustrie auch während der Pandemie aufrechterhalten und die Wende zu einer deutlichen wirtschaftlichen Verbesserung erzielt werden. Dieser Einsatz der Beschäftigten verdient es, ihr Einkommen zu stärken, die Beschäftigung zu sichern und Perspektiven für die Zukunft zu beschreiben. Darauf kann es nur eine Antwort geben: Mehr Druck für unsere Forderungen mit einem Warnstreik am 17. März in Salzgitter und in der darauf folgenden Woche in Peine!“
Hasan Cakir, Konzernbetriebsratsvorsitzender der Salzgitter AG: „Die Beschäftigten haben ihren berechtigten Anteil an der besser werden Gesamtsituation in der Stahlindustrie verdient. Anerkennung und Wertschätzung sehen anders aus. Das Angebot der Arbeitgeber gleicht einer Provokation!“
„Gerade zum Jahresende ist ein deutlicher Nachfrageanstieg zu verzeichnen gewesen. Wir erleben, dass es bei den Preisen, der Produktion und der Auslastung einen Aufschwung gibt. Basierend auf den steigenden Stahlpreisen ist davon auszugehen, dass 2021 ein gutes Jahr für diesen Industriezweig wird. Hiervon müssen auch die Beschäftigten profitieren! Klar ist, dass es Unternehmen gibt, welche schwieriger durch die Krise zu navigieren sind. Darum sind die vier Prozent unseres geforderten Volumens hier auch ausdrücklich für die Beschäftigungssicherung zu verwenden. Mit unserem Forderungspaket tragen wir auch schwierigen betrieblichen Situationen Rechnung.“, fährt Janek Tomaschefski, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Halberstadt fort.
„Die IG Metall kämpft in dieser Tarifrunde für sichere Entgelte und sichere Arbeit. Wir sind auch unter Corona voll handlungs- und aktionsfähig. Wer arbeitet, kann diese auch niederlegen. Egal, ob bei Metall- und Elektro oder bei Stahl: Ein Arbeitskampf funktioniert auch mit Maske und Abstand! – Mit Metallerinnen und Metallern ist immer zu rechnen!“, schildert Stephan Soldanski, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Osnabrück, kämpferisch.