Antisemitismus

Unerträglicher Antisemitismus an Jom-Kippur – Gedenken an Anschlag 2019 in Halle

06.10.2022 | Das Versöhnungsfest, Jom Kippur, ist der höchste jüdische Feiertag und wird von vielen Menschen jüdischen Glaubens gefeiert. Vor drei Jahren, am 9. Oktober 2019, ermordete ein Rechtsterrorist in Halle zwei Menschen – nur eine Tür verhinderte noch schlimmeres Leid und konnte so den Tod weiterer 70 Menschen verhindern, die sich in der Synagoge im Paulusviertel befanden. Drei Jahre später fand beim laufenden Jom-Kippur-Gottesdienst in Hannover offenbar ein weiterer Angriff auf eine Synagoge statt, bei dem glücklicherweise niemand verletzt wurde.

Thorsten Gröger, IG Metall Bezirksleiter Niedersachsen und Sachsen-Anhalt (Foto: Agentur lieb.ich)

Sowohl in Niedersachsen als auch in Sachsen-Anhalt haben die Fälle von Antisemitismus deutlich zugenommen. Die Anzahl antisemitischer Straftaten als Teil der Hasskriminalität sei 2021 von 246 Taten im Vorjahr auf 269 nochmals angestiegen, so die Aussage des niedersächsischen Innenministeriums – davon seien 250 rechtsmotiviert. Das Land Sachsen-Anhalt hat im vergangenen Jahr 111 antisemitische Straftaten erfasst – das sind fast 30 Prozent mehr als im Vorjahr. „Eine Dynamik, die erschreckt und zur Wachsamkeit mahnt!“, erklärt Thorsten Gröger, IG Metall-Bezirksleiter. Man müsse nüchtern attestieren, dass jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger auch im Jahr 2022 nicht gefahrlos ihren Glauben ausleben können. „Artikel 4 des Grundgesetzes ist zwar textlich zementiert, wird allerdings von vielen Rechtsextremisten im Land in der Realität in Frage gestellt. Viel zu häufig werden Kippa tragende Mitmenschen Opfer von Gewalt, Hass und Hetze. Viel zu häufig muss die jüdische Gemeinde für krudeste Verschwörungstheorien und hetzerische Narrative von Rechtsradikalen und Querdenkern herhalten! Das dürfen wir nicht tatenlos hinnehmen.“, so Gröger.

„Man muss es benennen: Die größte Gefahr für unseren Staat ist der Rechtsextremismus. Dieser muss im Keim bekämpft werden und wir müssen hellwach gegenüber jeder Erscheinungsform sein. Antisemitismus hat keinen Platz in unserer Gesellschaft und ist ein Feind unserer Demokratie. Weder in der Schule, noch auf der Straße, im Job oder beim Stammtisch: Judenfeindliche Parolen, antisemitische Angriffe oder holocaustrelativierende Vergleiche sind unerträglich und müssen scharf geahndet werden.“, erklärt der Metaller.

Gröger hebt für die IG Metall hervor: „Wir müssen dringend dafür Sorge tragen, dass die Erinnerungskultur weiter gestärkt wird. Die Gräueltaten des Naziregimes im 20. Jahrhundert, die systematische Verfolgung und der industrielle Massenmord jüdischer Mitbürger dürfen nicht in Vergessenheit geraten. Auch wenn immer mehr Zeitzeugen versterben, müssen ihre Geschichten weiter erzählt werden – damit der Ausspruch „Nie wieder!“ mit Leben gefüllt bleibt.“

Der Bezirksleiter der IG Metall fordert, dass trotz erklärter Sparzwänge in den Landeshaushalten, die Mittel für politische Bildung nicht zusammengestrichen, sondern ausgebaut werden müssen: „Die Landeszentralen, Stiftungen und Bildungsvereine leisten einen extrem wichtigen Beitrag für die politische Bildung im Land und versuchen frühzeitig einen interkulturellen sowie interreligiösen Dialog zu fördern. Hier wäre ein Rotstift eine Katastrophe für den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Ferner müssen die Mittel für den Schutz von Synagogen und den Schutz der jüdischen Gemeinden erhöht werden – ihre Sicherheit ist unverhandelbar! Nicht zuletzt braucht es eine Null-Toleranz-Politik gegenüber antisemitischen Hassmanifesten und Verschwörungstheorien im öffentlichen Raum sowie im Internet!“

(Pressemitteilung Nr. 081/2022)

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