Magna

Magna in Salzgitter steuert mit voller Fahrt Richtung Morgen – Erster Zukunftstarifvertrag im Bezirk abgeschlossen

07.04.2022 | Bei dem kanadisch-österreichischen Automobilzulieferer Magna konnte ein wegweisender Tarifabschluss erzielt werden. Die IG Metall und die Arbeitgeberseite konnten sich auf den ersten Zukunftstarifvertrag in Niedersachsen einigen und so für das Werk in Salzgitter die entscheidenden Weichen stellen. Der Standort in Südniedersachsen wird zum Leitwerk für Achsen und Beschichtungen ausgebaut– hierfür wird ein Investitionsvolumen von mindestens 50 Millionen Euro in die Hand genommen und auf eine CO2-neutrale Produktion umgestellt.

IG Metall-Verhandlungsführer Carsten Maaß erklärt dazu: „Zukunft braucht Sicherheit. Es ist uns gelungen, in harten und unerbittlichen Verhandlungen mit dem Unternehmen Brücken für die Beschäftigung in Richtung Zukunft zu bauen. So gibt es für alle Beschäftigten in Salzgitter bis zum 31. Dezember 2025 eine Standort- und Arbeitsplatzgarantie. Auch betriebsbedingte Kündigungen gegenüber Beschäftigten sind ausgeschlossen.“ Damit werde nach Angaben des Metallers ein Produktionsvolumen für mehr als 440 Beschäftigte sichergestellt. Gute Nachrichten auch für den Nachwuchs: Das Unternehmen hat sich verpflichtet, seinen Beitrag für die Zukunft zu leisten und bildet ab 2023 wieder drei Auszubildende und eine*n Dual Studierende* n pro Jahr am Standort in Salzgitter aus. Um für die Transformation gewappnet zu sein, wird zukünftig deutlich in die Weiterbildung der Beschäftigten investiert: Bis zu 250.000 Euro werden hierfür jedes Jahr zur Verfügung gestellt. „Qualifizierung spielt eine Schlüsselrolle zur Sicherung von Arbeitsplätzen und ist somit ein deutliches Signal für die Zukunft der Beschäftigten!“, so Maaß weiter. 

Die Transformation wird jeden Betrieb jede Beschäftigte, jeden Beschäftigten treffen. Wir als IG Metall haben den Anspruch, dass aus technischem Fortschritt auch sozialer Fortschritt werden muss. Qualifizierung spielt hierbei eine Schlüsselrolle!“, erklärt Matthias Wilhelm, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Salzgitter-Peine. Teil des Tarifergebnisses ist zudem, dass das Unternehmen sich verpflichtet die Beschäftigten in Salzgitter nach zwei aufeinander folgenden erfolgreichen Jahren wieder an der Gewinnbeteiligung im Magna-Konzern zu beteiligen. Im März wurde zudem eine Corona-Beihilfe in Höhe von 500 Euro ausgezahlt. 

Um den Transformationsprozess zu begleiten, wird ein Lenkungsausschuss mit Beteiligung der IG Metall und des Betriebsrats gebildet. Um Beschäftigung und Zukunft in Salzgitter zu sichern, leistet auch die Arbeitnehmerseite ihren Beitrag: So entfallen bis 2025 die Leistungen aus dem Tarifvertrag zum tariflichen Zusatzgeld. Außertarifliche Angestellte sowie die Geschäftsführung stellen einen wertgleichen Beitrag. „Jede und jeder bringt 12 Minuten pro Tag ein, die für die Qualifizierung der Beschäftigten zu nutzen sind. Unterm Strich ein nicht unwesentlicher Beitrag der Kolleginnen und Kollegen für eine sichere Zukunft!“, erläutert der Gewerkschaftssekretär. 

„Mit dem Zukunftstarifvertrag haben wir den Standort und die Arbeitsplätze der Beschäftigten von Magna in Salzgitter nachhaltig gesichert sowie dem Heuern und Feuern der vergangenen Jahre den Riegel vorgeschoben. Die vereinbarten Investitionen sind der Grundstein, um den Standort Salzgitter zum Leitwerk für Achsen und Beschichtungen – auch der nächsten Produktgeneration – im Magna Konzern auszubauen. Die Ausrichtung der Investitionen auf die Anlagen der für die Zukunft bereits gesicherten, beziehungsweise anvisierten Produktionsaufträge, wird auch über die Laufzeit des Tarifvertrages hinaus Beschäftigung sichern und die Zukunftsfestigkeit des Werkes in Salzgitter erhöhen.“, ergänzt Wilhelm. Die Vereinbarung des Zukunftstarifvertrags ist nach Ansicht der beiden Gewerkschafter ein Game-Changer in der Branche. Bis dato fahren viele Unternehmen auf Sicht und reagieren im Falle eines Umsatzrückgangs reflexartig mit Personalabbau. Mit dem Zukunftstarifvertrag wird die Möglichkeit geschaffen, dass sowohl Arbeitnehmer*innen-Vertretung und Unternehmen frühzeitig in die Lage versetzt werden proaktiv die Zukunft zu gestalten statt reaktiv auf die Vergangenheit zu blicken. Der Tarifabschluss bei Magna zeigt, dass mitbestimmte Betriebe besser in das Morgen starten. Die IG Metall erweist sich erneut als Zukunftsgestalterin! 

Hintergrund

Im Rahmen des Tarifabschlusses der Metall- und Elektroindustrie im Jahr 2021 wurde die Möglichkeit geschaffen, Vereinbarungen zu Zukunftstarifverträgen auf den Weg zu bringen. Mit den neuen Rahmenregeln für Zukunftstarifverträge können IG Metall und Betriebsräte erstmals auch die Initiative bei der Gestaltung der Zukunft ergreifen. In Zukunftstarifverträgen handelt die IG Metall Investitionen in den Standort, in zukunftsfähige Produkte und in die Arbeit der Zukunft aus. Bisher jedoch gelang das in der Regel erst dann, wenn der Betrieb bereits in der Krise ist und der Arbeitgeber wegen Personal- und Tarifkürzungen auf Betriebsräte und IG Metall zukommt. Nun jedoch können IG Metall und Betriebsräte bereits vor einer Krise eingreifen und den Arbeitgeber zu Verhandlungen über die Zukunft auffordern. 

(Presseinformation Nr. 29/2022)

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