Equal Pay Day

Kein Rollback durch Corona bei Gleichstellungserrungenschaften – Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern weiter bekämpfen!

07.03.2022 | Die Corona-Pandemie hat viele Missstände nochmals verschärft und stellt nicht nur das Gesundheitswesen, die Volkswirtschaft und den Sozialstaat, sondern auch die Gleichberechtigung der Geschlechter auf eine harte Bewährungsprobe. Thorsten Gröger, Bezirksleiter der IG Metall Niedersachsen und Sachsen-Anhalt, warnt daher: „Zwei Jahre Pandemie dürfen zu keinem Rollback der Errungenschaften in der Gleichstellung der Geschlechter führen - das, was die Gesellschaft und insbesondere die Frauen jahrzehntelang erkämpft haben, darf nicht durch das Coronavirus zerstört werden!“

Studien, beispielsweise der Hans-Böckler-Stiftung, würden zeigen, dass die eindeutige Hauptlast in der Pandemie von Frauen getragen würde. „Gerade in Zeiten, in denen Kitas und Schulen geschlossen waren, haben Mütter die Betreuungslücke um ein Vielfaches mehr aufgefangen als die Väter!“, erklärt Gröger und verweist auf die Zahlenlage. So haben in Haushalten mit einem Kind unter 14 Jahren circa 27 Prozent der Frauen, aber nur 16 Prozent der Männer im Kontext der anfallenden Kinderbetreuung ihre Arbeitszeit reduziert. „Dies ist sicherlich einerseits dem hohen Verantwortungsbewusstsein der Frauen zuzuschreiben, zugleich spielen dort nach wie vor auch finanzielle Abwägungen eine Rolle, womit das nächste - altbekannte - Problem benannt ist: Noch immer werden Frauen schlechter bezahlt, bei gleicher Qualifikation und gleicher Tätigkeit, als Männer. Ein Missstand, der im Jahr 2022 nicht sein darf. Darauf weist auch in diesem Jahr der Equal Pay Day am 7. März hin. Der beste Schutz gegen diese Ungleichheit bleiben Tarifverträge. Sie sichern Gleichberechtigung und stärken letztlich im Besonderen Frauen!“, so der Gewerkschafter. 

Zu befürchten sei, dass die erkämpften Erfolge in vielen Feldern der Gleichstellungspolitik durch die Pandemie einen Rückschlag erleiden würden und sich eine „Retraditionalisierung der Rollenbilder einschleicht. Nach wie vor liegt der größte Teil der in Familien anfallenden Sorgearbeit in den Händen der Frauen und Mütter!“, fügt Gröger an. Zu befürchten sei in diesem Kontext, dass das vielerorts während der Pandemie eingeführte Homeoffice nicht automatisch zu einer besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie führe, sondern das Belastungsszenario weiter ausweite. „In aller Deutlichkeit heißt dies: Mobile Arbeit ist kein Allheilmittel!  Die gerechte Verteilung der familiären Sorgearbeit bleibt daher eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Im Spagat zwischen Berufstätigkeit und Care-Arbeit entstehen schnell neue Belastungsszenarien. Ja, es braucht ein Recht auf Homeoffice. Dieses darf aber nicht zur dauerhaften Pflicht erklärt werden. Zudem muss sichergestellt werden, dass Arbeitszeiten eingehalten und Gesundheitsschutz gewährleistet werden!“

Von dem anvisierten Mindestlohn von 12 Euro, der durch das Bundeskabinett beschlossen wurde, würden viele Frauen in Minijob-Verhältnissen profitieren, zugleich warnt Gröger davor, dass die Ausweitung der Minijobgrenze weiterhin ein Treiber von Altersarmut sei: „Die Anhebung des Mindestlohns ist richtig und wichtig. Zugleich bleiben durch die Ausweitung der Minijob-Grenzen weitere Millionen Beschäftigte unter dem Radar der gesetzlichen Sozialversicherungen und steuern geradewegs in Richtung Altersarmut. Wir brauchen grundlegende Reformen, die für ein Mehr an regulären sozialversicherungspflichten Beschäftigungsverhältnissen sorgen!“

Dass auf europäischer Ebene im ersten Halbjahr des Jahres 2022 eine europaweite Frauenquote in Aufsichtsräten großer Unternehmen auf den Weg gebracht werden soll, unterstützt Thorsten Gröger vollends: „Ich halte es für sinnvoll, dass der Gesetzgeber Zielvorgaben schafft, um die Positionen von Frauen in der Wirtschaft zu stärken. Man muss doch attestieren, dass die Repräsentation von Frauen in höchsten Führungsgremien immer noch zu wünschen übrig lässt. Zudem zeigen jüngste Studien von großen Unternehmensberatungen, beispielsweise aus der Energiewirtschaft, eines: Die Quote kann wirken. Und das ist doch gut!“, erklärt der Bezirksleiter abschließend. 

(Pressemitteilung Nr. 014/2022)

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