IG Metall fordert bezahlbare Wohnungen

Unbezahlbare Mieten und ausufernde Immobilienpreise sind großes Arbeitsmarkthemmnis - Zeitenwende für bezahlbares Wohnen notwendig

09.02.2023 | Der Mietenwahnsinn und die in den letzten Jahren ausgeuferten Immobilienpreise machen insbesondere in Ballungsgebieten und Großstadt-Speckgürteln den Menschen das Leben schwer. In industriellen Zentren, Studierendenstädten und infrastrukturell gut erschlossenen Regionen hat die Dynamik am Mietmarkt in den letzten Jahren erneut dramatisch zugenommen. Hinzu kommen, für Häuserbauer, explodierte Bauzinsen und teure Werkstoffe. Nicht zuletzt hat Immobilien-Gigant Vonovia noch angekündigt alle Neubauprojekte für dieses Jahr zu stoppen.

Foto: canva/gettyimagespro

„Die Situation am Wohnungsmarkt ist dramatisch! Besonders kleinere und mittlere Einkommen, die ohnehin schon unter der Inflation und gestiegenen Energiekosten leiden, kommen bei dem Preisniveau der Wohnungen und Häuser unter die Räder. Nicht selten müssen Beschäftigte schon heute mehr als 30 Prozent ihres Nettoverdienstes für das Wohnen aufwenden. Wer sein Geld fast ausschließlich für die eigenen vier Wände ausgeben muss, lebt nicht mehr, sondern muss überleben!“, warnt Thorsten Gröger, IG Metall-Bezirksleiter für Niedersachsen und Sachsen-Anhalt. In Osnabrück liege der durchschnittliche Mietpreis bei über 9,60 €/m2, in Wolfsburg bei 9,70 €/m2 und in Hannover bei rund 10,80 €/m2. „Wenn es zudem unverantwortliche Marktteilnehmer wie Vonovia gibt, die die Schaffung weiterer Wohnungen bremsen, muss die Politik regulierend eingreifen. Es kann nicht sein, dass sich Baukonzerne aus der Verantwortung stehlen, aber im Vorjahr noch einen Milliardengewinn einfahren konnten. Dies ist insbesondere frevelhaft, wenn Aktionäre sich auf eine saftige Dividendenrendite freuen können, Bewohner aber mit Mieterhöhungen konfrontiert sind!“, holt Gröger aus.

Es sei ein fataler Fehler der letzten Jahrzehnte gewesen, den Wohnungsbau aus staatlicher Hand in Verantwortung privater Investoren zu geben. „Der Markt versagt. Das Ergebnis sehen wir jetzt. Und die Bundesregierung hat ihr selbstgestecktes Ziel von 400.000 Wohnungen pro Jahr auch krachend verpasst. In Zeiten, in denen wir über den Fachkräftemangel reden, verschärft die Situation am Mietenmarkt die Notlage am Arbeitsmarkt. Mehr und mehr Fachkräfte sind gezwungen in Randlagen zu ziehen und täglich große und insbesondere teure Strecken als Pendeldistanz zurückzulegen! Wenn Miete und Anfahrtswege das Gehalt zerfressen, kann die Folge sein, dass notwendige Jobs nicht besetzt werden können. Wir brauchen daher spürbar mehr Wohnraum, der deutlich näher an 8 Euro den Quadratmeter und unterhalb zu finden ist. Umgekehrt ist für Betriebe im ländlichen Raum das Kaputtsparen bei der Infrastruktur ein großes Bewerbendenhemmnis!“, so der Metaller weiter. Was also tun? Der in Niedersachsen eingeschlagene Weg einer geplanten Landeswohnungsbaugesellschaft sei nach Ansicht Grögers sicherlich ein richtiger Schritt, um den Neubau bezahlbarer Wohnungen voranzubringen. „Zugleich braucht es einen neuen Turbo in Form von KfW-Förderungen für private Bauherr*innen - die angekündigten Maßnahmen könnten spürbar weiter gehen -, eine gemeinwohlorientierte Bodenpolitik und eine neue Diskussionsdynamik darüber, wie Mieten effizient zu bremsen oder zu deckeln und insbesondere Bewohner*innen zu schützen sind. Zusätzlich müssen nicht-gewinnorientierte Segmente auf dem Wohnungsmarkt spürbar gestärkt werden. Bezahlbares Wohnen darf kein Lippenbekenntnis der Politik sein!“

 

Pressemitteilung: 011/2023

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