Bundesweite Woche der Seelischen Gesundheit

Gewerkschaft fordert Enttabuisierung von psychischen Krankheiten am Arbeitsplatz

12.10.2023 | Laut der Stiftung Deutsche Depressionshilfe (2021) hat bereits jeder fünfte Berufstätige Erfahrungen mit einer Depression gemacht und immerhin 15 Prozent aller Beschäftigten haben schon einmal den tragischen Verlust eines Kollegen durch Suizid oder einen Suizidversuch miterlebt. Die Datenlage verschiedener Krankenkassen zeigt zudem eine drastische Erhöhung der Diagnose ‚Burnout‘ in den letzten Jahrzehnten im beruflichen Kontext. Hochgerechnet auf alle gesetzlich krankenversicherten Beschäftigten ergaben Zahlen der AOK für 2021 rund 194.000 Burnout-Betroffene mit kulminierten 4,8 Millionen Krankheitstagen.

Die IG Metall Niedersachsen und Sachsen-Anhalt nimmt im Vorfeld der bundesweiten Woche der Seelischen Gesundheit (10. bis 20. Oktober 2023) Stellung zur zunehmenden Belastung der Beschäftigten durch psychische Faktoren am Arbeitsplatz. Die Aktionswoche hat das Ziel, die Aufmerksamkeit auf die psychische Gesundheit in der modernen Arbeitswelt zu lenken und die Enttabuisierung von psychischen Krankheiten zu fördern. „Die heutige Arbeitswelt, geprägt von digitalen Prozessen, steigenden Anforderungen und der Möglichkeit des mobilen Arbeitens, stellt die Beschäftigten vor immer komplexere Herausforderungen. Diese Belastungen werden zusätzlich durch Zukunftsängste, Nachwirkungen der Pandemie und die Kriegsereignisse in Europa und weltweit verstärkt. Viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer empfinden Erschöpfung und Überlastung!“, erklärt IG Metall-Bezirksleiter Thorsten Gröger. 

Psychische Erkrankungen sind seit Jahren einer der häufigsten Gründe für Krankschreibungen. Im letzten Jahr machten sie einen Anteil von rund 17,5 Prozent am Gesamtkrankenstand aus, womit sie vor Krankheiten des Muskel-Skelettsystems (13,7 Prozent) lagen und nur hinter Erkrankungen des Atmungssystems wie Grippe und Erkältung (25,3 Prozent) zurückblieben – so Zahlen der Techniker Krankenkasse. Die durchschnittlichen Krankheitstage je Erwerbsperson aufgrund psychischer Belastungen sind in den letzten zehn Jahren kontinuierlich gestiegen. Im Jahr 2012 waren durchschnittlich 2,46 Krankheitstage pro TK-versicherter Erwerbsperson aufgrund einer psychischen Diagnose zu verzeichnen, während es 2022 bereits 3,33 Fehltage waren – ein Anstieg von circa 35 Prozent.

Die IG Metall betont die Notwendigkeit einer ganzheitlichen Betrachtung der Arbeitsbedingungen, um die seelische Gesundheit der Beschäftigten langfristig zu stärken. Ein umfassendes Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) und eine wertschätzende Unternehmenskultur sind entscheidend, um die Resilienz der Mitarbeitenden zu fördern und langfristig ihre Gesundheit und damit Arbeitsfähigkeit zu erhalten. „Höher, schneller, weiter sind zwar die Triebfedern des Turbokapitalismus, aber der Mensch ist nun mal Mensch. Es braucht mehr Maßnahmen zur Förderung der psychischen Gesundheit und einen stigmafreien Umgang mit psychischen Krankheiten am Arbeitsplatz. Eine solche Enttabuisierung ist entscheidend, um die seelische Gesundheit als grundlegendes Recht anzuerkennen und den Zugang zur psychosozialen Versorgung zu gewährleisten! Denn es kann jede und jeden treffen“, so Gröger. 

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