16.11.2020 | Eine deutliche Mehrheit sieht in der Vier-Tage-Woche ein wichtiges Instrument der Beschäftigungssicherung. ++ Zukunftstarifverträge mit Investitions-, Produkt- und Standortzusagen und konkreten Vereinbarungen über Personalentwicklung und Qualifizierung finden breite Unterstützung. ++ Eine klare Mehrheit spricht sich auch für Forderungen nach Erhöhung der Entgelte aus.
Frankfurt am Main – Mit seiner Forderungsempfehlung für die anstehende Tarifrunde in der Metall- und Elektroindustrie trifft der Vorstand der IG Metall den Nerv der Belegschaften. Das zeigen erste Auswertungen der großen Beschäftigtenbefragung, die am vergangenen Freitag zu Ende ging.
„Die Befragungsergebnisse untermauern, dass wir mit unserer Forderungsempfehlung richtigliegen. Die Meinung von rund 250.000 Kolleginnen und Kollegen gibt unseren Forderungen zusätzlich Gewicht“, sagte Jörg Hofmann, Erster Vorsitzender der IG Metall, am Montag in Frankfurt. Eine große Mehrheit der Befragten spricht sich für Beschäftigungssicherung, Zukunftstarifverträge und die Stärkung der Einkommen aus. „In der anstehenden Tarifrunde stellen wir damit die Themen nach vorne, die an der Basis besonders intensiv diskutiert werden, in den Betrieben und in den Tarifkommissionen.“
Große Zustimmung findet die Verkürzung von Arbeitszeiten um Beschäftigung zu sichern. Dabei ist, etwa bei Kurzarbeit, auch der finanzielle Ausgleich von Bedeutung. Schon jetzt hat der noch junge Vorschlag einer Vier-Tage-Woche mit teilweisem Entgeltausgleich hohe Zustimmungswerte. Rund zwei Drittel der Befragten sehen in ihr ein wichtiges Instrument der Beschäftigungs- und Zukunftssicherung.
Unter den Befragten gibt es eine hohe Zustimmung für Zukunftstarifverträge mit Investitions-, Produkt- und Standortzusagen und zwar über alle Beschäftigtengruppen hinweg. Für 88 Prozent sind solche Zukunftstarifverträge „wichtig“ oder „sehr wichtig“. Auf noch größere Zustimmung trifft die Forderung nach Zukunftssicherung durch Qualifizierung, wofür sich 92 Prozent aussprechen. „Bei den Beschäftigten ist die Botschaft inzwischen in der Breite angekommen: Qualifizierung ist ein zentrales Instrument zur Beschäftigungssicherung in der Transformation“, so Jörg Hofmann.
Hohe Unterstützung findet auch bei älteren Beschäftigten der Erhalt der Ausbildungsplätze und die unbefristete Übernahme der Auszubildenden auch in der aktuellen Krisensituation.
Die Ergebnisse zeigen deutlich: Eine Entgelterhöhung spielt eine wichtige Rolle. Für durchschnittlich 72 Prozent der Befragten ist dieses Ziel „sehr wichtig“ oder „wichtig“ – zumal damit Einkommen gestärkt, aber auch Beschäftigungssicherung finanziert wird.
An diesem Dienstag treffen sich die bezirklichen Tarifkommissionen, um die Forderungen für die Tarifrunde 2020/2021 in der Metall- und Elektroindustrie zu beschließen. „Wenn die Tarifkommissionen morgen die Forderungen abschließend beraten, tun sie dies mit Rückenwind aus den Betrieben“, so das Fazit von Jörg Hofmann mit Blick auf die Befragungsergebnisse.
Ziel der Befragung unter dem Motto „Kurs bestimmen“ war es, Meinungen, Haltungen und Bewertungen zu arbeitsweltlichen und politischen Fragen repräsentativ zu erheben und auszuwerten. Teilnehmen konnten alle Beschäftigen im Organisationsbereich der IG Metall, unabhängig von einer Mitgliedschaft. Rund 250.000 Kolleginnen und Kollegen nahmen im Zeitraum vom 21. September bis 13. November 2020 teil.