14.09.2022 | Osnabrück - Nachdem bereits am Montag im Tarifgebiet Niedersachsen die Arbeitgeber zum Start der Tarifrunde der Metall- und Elektroindustrie ohne Angebot erschienen, setze sich dieser Kurs auch heute in Osnabrück fort. Die IG Metall fordert eine nachhaltige Entgeltsteigerung, 8% für 12 Monate, und zusätzlich weitere spürbare Entlastungen von der Politik.
Nach rund 1,5 Std Verhandlung zwischen der IG Metall und dem regionalen Verband der Metall- und Elektroindustrie gingen die Tarifpartner ohne erkennbaren Fortschritt auseinander. Carsten Maaß, Verhandlungsführer der IG Metall, erklärt dazu: „Wir haben der Arbeitgeberseite umfassend dargelegt, weswegen eine Entgelterhöhung von 8 Prozent in die Zeit passt, notwendig ist und von den Unternehmen getragen werden kann. Der private Konsum der Beschäftigten ist die Stütze der Wirtschaft. Hier die Kaufkraft nicht zu stärken, wäre ein fataler Schritt. Es geht darum, den Lebensstandard der Menschen im Land bestmöglich zu erhalten und die Inflation nicht davongaloppieren zu lassen!“
„Leider war die Arbeitgeberseite nicht bereit am heutigen Tag ein Angebot zu unterbreiten. Sie untermauerten nochmals, dass eine Nullrunde ein lohnenswerter Punkt zum Nachdenken sei. Ohne ein konkretes Angebot auf den Tisch zu legen fordern sie allerdings heute schon mehr Differenzierung von Tarifbausteinen und wollen darüber hinaus über Arbeitszeitflexibilisierung diskutieren.“ berichtet der Metaller aus der ersten Verhandlung.
„Das ist allerdings weder Gesprächsgegenstand des gekündigten Entgelttarifvertrages noch im Ansatz diskussionswürdig. Ferner ignoriert dies die Notwendigkeit Lösungen zu finden, wie die Beschäftigen mit den drastisch gestiegenen Lebenshaltungskosten zurechtkommen sollen!“, fügt Maaß weiter an.
Derzeit würden die Beschäftigten von den Unternehmen im Regen stehen gelassen, so der 1. Bevollmächtigte der IG Metall Osnabrück, Stephan Soldanski: „Während vielerorts die Gewinne erwirtschaftet werden, Quartalszahlen übertroffen und Dividenden ausgeschüttet werden, tragen die Kolleginnen und Kollegen die volle Last des Teuer-Schocks alleine.“ Immer weniger Menschen ist es möglich finanzielle Polster zu schaffen. „Wir erleben, dass die Bürgerinnen und Bürger ihr hart erspartes Geld versuchen beisammen zu halten. Mit Blick auf drohende Abschlagserhöhungen für Strom und Gas gibt es vielerorts eine Art „Angstsparen“. Die höheren Ausgaben für Energie und Lebensmittel fehlen allerdings bei der Anschaffung anderer Konsumgüter. Fakt ist: Eine Entgeltforderung von 8 Prozent ist weder exzessiv noch löst sie eine Lohn-Preis-Spirale aus. Sie schafft finanzielle Sicherheit, schützt den Lebensstandard stärkt die Kaufkraft der Menschen im Land!“, so Osnabrück‘s IG Metall-Chef.
„Die Beschäftigten verdienen im Angesicht des außergewöhnlichen Inflationsgespensts einen fairen Ausgleich. Anders als bei vielen Unternehmen können die Beschäftigten die Kostensteigerungen nicht einfach weiterleiten. Der Druck auf die Portemonnaies der Kolleginnen und Kollegen ist erheblich!“ so Soldanski. Die IG Metall werde das Verhalten der Arbeitgeberseite genauestens beobachten und erwarte in der nächsten Verhandlungsrunde am 17. Oktober deutliche Bewegungen und ein verhandlungsfähiges Angebot innerhalb der Friedenspflicht.
„Gesamtmetall forderte erst kürzlich eine Nullrunde und sperrt sich weiter gegen tabellenwirksame Entgeltsteigerungen. Das ist Hohn und ein Schlag ins Gesicht all jener Menschen im Land, die täglich hart arbeiten und den konjunkturellen Motor im Land am Laufen halten. Wir sind fest entschlossen unseren Forderungen Nachdruck zu verleihen!“, fügt Verhandlungsführer Maaß an.
Die Teuerungsspirale der Energie- und Lebensmittelpreise trifft besonders Menschen mit geringen und mittleren Einkommen. „Es liegt jedoch auf der Hand, dass die Gewerkschaften die daraus resultierenden Probleme nicht allein mit den Mitteln der Tarifpolitik bewältigen können!” Osnabrück’s IG Metall Chef Soldanski: „Wir fordern von der Politik schnellstmöglich weitere Entlastungen, die nachhaltig sind und für einen sozialen Ausgleich sorgen!“ So setzt sich die IG Metall für eine Abschöpfung von Übergewinn ein, will Mineralölkonzernen und ihren Spekulationen Einhalt gebieten sowie durch eine Deckelung des Gas- und Strompreises den Haushalten Planungssicherheit geben.
In der Metall- und Elektroindustrie bundesweit sind nach Angaben der IG Metall über 3,8 Millionen - im Tarifgebiet Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim rund 17.000 - Beschäftigte. Die IG Metall geht mit einer Entgeltforderung von 8% für 12 Monate in die Verhandlungen. Die Tarifverträge enden zum 30. September; die Friedenspflicht endet am 28. Oktober. Der zweite regionale Verhandlung findet am 17. Oktober statt.