Arbeitszeit

4-Tage-Woche als konsequente Fortsetzung der Arbeitszeitgeschichte - Rote Karte für Forderung nach längerer Wochen- und Lebensarbeitszeit!

26.06.2023 | „Wir wissen schon lange, dass mehr und mehr Kolleginnen und Kollegen den Wunsch hegen kürzer arbeiten zu wollen. Sicherlich wird die 4-Tage-Woche nicht in jedem Betrieb unmittelbar umsetzbar sein, dennoch gibt es eine breite Palette an Vorteilen durch eine Einführung - auch für die Unternehmen", erklärt Thorsten Gröger, IG Metall-Bezirksleiter in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt.

Gröger weiter: "Insbesondere im Wettbewerb um die besten Köpfe und auch zur Bekämpfung des Fachkräftemangels werden sich Unternehmen der Veränderung von Arbeitszeitmodellen öffnen müssen. Denn: In einem Arbeitnehmermarkt setzen sich die Betriebe durch, die kluge und insbesondere faire Arbeitsbedingungen bieten – da geht es um tarifliche Entgelte, aber auch eine gute Work-Life-Balance!“

Laut Umfragen wünschen sich eine deutliche Mehrheit der Beschäftigten eine 4-Tage-Woche. „Wann kommt die 4-Tage-Woche endlich auch in Deutschland?“ - Diese Frage geht in den Zeitungen auf und ab. Die Antwort lautet: Die 4-Tage-Woche gibt es bereits. Viele Tarifverträge der IG Metall ermöglichen eine Absenkung der Arbeitszeit für Betriebe sowie Wahlarbeitszeiten für Beschäftigte.

„Dass Arbeitgeber Schreckgespenster an die Wand malen, ist eine ewig wiederkehrende Leier“, so Gröger: „Letztes Jahr waren es noch die gewerkschaftlichen Forderungen nach mehr Entgelt, welche die Inflation treiben sollten - also eine Lohn-Preis-Spirale - jetzt soll die 4-Tage-Woche der Untergang der hiesigen Industrie sein. Das ist natürlich völliger Nonsens und mal wieder eines der Arbeitgebermärchen!“, führt der Gewerkschafter aus. Klar sei: Einer Erhöhung der wöchentlichen Arbeitszeit und einem Raufschrauben der Lebensarbeitszeit, wie häufig von Arbeitgeberverbänden gefordert, erteilt die IG Metall eine laute Absage. Das Rad der Zeit wird nicht zurückgedreht!
In der Eisen- und Stahlindustrie wird eine Absenkung der Arbeitszeit bei vollem Entgeltausgleich diskutiert. „Eine Veränderung der Arbeitszeitkonzeption muss den Beschäftigten zu Gute kommen und dafür Sorge tragen, dass dies eine entlastende Wirkung entfaltet. Daher ist auch eine Komponente, die bei einer Reduzierung der Arbeitsstunden auch das entfallende Entgelt auffängt, notwendig. Für die Arbeitgeber ist dies bei ähnlicher oder höherer Produktivität bezahlbar, denn gleichzeitig wird die Ausfallquote von Beschäftigten gemindert. Die 4-Tage-Woche ist also eine Win-Win-Chance!“, schildert der Gewerkschafter. 

Bereits 1993 hat die IG Metall die 4-Tage-Woche erstmalig bei Volkswagen durchgesetzt, als die Autoindustrie in einer tiefen Krise steckte. Damals hat die IG Metall 30.000 Arbeitsplätze bei VW gesichert. Auch heute gibt es bereits Betriebe, in denen die 4-Tage-Woche praktiziert wird. Vorne weg gehen Handwerksbetriebe, die händeringend Nachwuchskräfte suchen. Aber auch in der Industrie geht es voran: Vor kurzem wurde sie beispielsweise bei PowerCo in Salzgitter eingeführt, welche die zukünftigen Batterieaktivitäten des Volkswagen-Konzerns unter einem Dach bündelt. 

Die Verkürzung der Arbeitszeit war von Anfang an ein zentrales Thema der Gewerkschaften. Bereits Ende des 19. Jahrhunderts war der 8-Stunden-Tag eine wichtige Forderung. 1984 setzte die IG Metall die Einführung der 35-Stunden-Woche in der Metall- und Elektroindustrie mit einem fast sieben Wochen langen Streik durch. Damit wollte man nicht nur der Massenarbeitslosigkeit entgegenwirken, aber auch unter dem Motto “Mehr Zeit zum Leben, Lieben, Lachen”.

Pressemitteilung: 059/2023

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