28.02.2022 | Es drohen Turbulenzen am Steinhuder Meer: Airbus Defence and Space, als Division der Airbus Group, ist zwar ein namhafter Arbeitgeber in der Region Hannover, doch trifft hier die Redewendung aus dem Volksmund „Es ist nicht alles Gold, was glänzt“ zu. Die Geschäftsführung der auf militärische Luftfahrt und zivile Raumfahrtsysteme spezialisierten Unternehmensparte, verweigert sich einem Tarifvertrag.
Damit gefährdet das Unternehmen nicht nur die „Standortsicherheit, sondern auch die Zukunftsfähigkeit des Betriebs!“, urteilt Carsten Maaß, Verhandlungsführer der IG Metall: „Alle bisherigen Leistungen, die die Beschäftigten erhalten, fußen auf dem Goodwill der örtlichen Geschäftsführung. Ein Tarifvertrag schafft hingegen Sicherheit und Verlässlichkeit – zudem schützt er vor Willkür. Tarifliche Regelungen schützen vor Benachteiligung, sorgen für gute Entgelte, faire Arbeitszeiten und weitere Leistungen. Die Zukunft wird planbar, launenhafte Änderungen sind ein Tabu!“, fährt der Gewerkschafter fort.
Die Region Hannover hat im Kontext der Luftfahrtcluster eine exponierte Stellung. „Im Ringen um die besten Köpfe, ob Ingenieure oder Mechaniker, wird die Luft für Airbus in Wunstorf wahrscheinlich dünner. Warum sollten Beschäftigte eine Schlechterstellung in Kauf nehmen, wenn Sie beispielsweise in Langenhagen auch einer Beschäftigung mit sicherem Tarifvertrag nachgehen können? Airbus verschärft auf unnötige Weise den eigenen Fachkräftemangel!“, zeigt sich der Metaller irritiert. Die letzten drei Verhandlungsrunden verstrichen ergebnislos und trotz großer Kompromissbereitschaft der Gewerkschaft konnte die Blockadehaltung der Arbeitgeberseite nicht aufgebrochen werden. „Bei der Vergabe öffentlicher Aufträge muss sichergestellt sein, dass faire Löhne bezahlt und die betriebliche Mitbestimmung eingehalten werden. Es kann und darf nicht sein, dass Airbus unter dem Deckmantel einer angetäuschten Tarifbindung die Wertigkeit der Arbeitsplätze einseitig verändert und damit verbunden massiv die Entgelte absenkt.“, erklärt Maaß.
Nachdem in den vergangenen Wochen die öffentliche Berichterstattung ihren Blick auf die Verhandlungen beim Airbus-Mutterkonzern warf, ist die Haltung der Wunstorfer Geschäftsführung in den laufenden Gesprächen aus Sicht der Gewerkschaft nicht nachvollziehbar und führe zu einer unweigerlichen Konfliktverschärfung. Maaß fügt an: „Airbus profitiert massiv von öffentlichen Aufträgen. Für uns ist klar, dass mit einer Auftragsvergabe auch die Kriterien guter Arbeit eingehalten werden müssen. Auch politisch muss eines klar sein: Unter dem Deckmantel einer angetäuschten Tarifbindung sollten keine Vergaben mehr erfolgen. Auf den Punkt gebracht heißt das: Nur wer einen Tarifvertrag vorweisen kann, erhält öffentliche Mittel und Steuergelder!“
Am 4. März findet eine vierte Verhandlungsrunde statt. Wenn kein Durchbruch für faire Arbeitsbedingungen, gute Entgelte und sichere Arbeitsplätze erzielt werden kann, behält sich die IG Metall weitere Aktionen und Maßnahmen vor.
(Pressemitteilung Nr. 012/2022)