Bezirksjugendkonferenz 2022

Gewerkschaftsjugend berät über Ausbildungsmarkt, Klimawandel und Transformation der Industrie - Bezirksjugendkonferenz mit 85 Teilnehmenden in Celle

25.04.2022 | Im Rahmen der alle vier Jahre stattfindenden Bezirksjugendkonferenz debattierte die IG Metall Jugend im Bezirk Niedersachsen und Sachsen-Anhalt rund vierzig Anträge. Die Beratungen der 85 Delegierten dauerten zwei Tage. Auch IG Metall-Bezirksleiter Thorsten Gröger war bei der Konferenz anwesend und hielt eine flammende Rede vor den Teilnehmenden.

Teilnehmer Bezirksjugendkonferenz (Foto: Alexander Schildwach, Agentur Lieb.Ich Medien)

Dabei machte er deutlich, dass er die Sorgen und Ängste vieler Jugendlicher nachvollziehen könne: „Viele junge Menschen treibt das Gefühl um, dass sie durch die Pandemie und durch den Krieg in Europa um Lebenszeit beraubt worden sind oder beraubt werden. Und das kann ich nachvollziehen. Viele von ihnen haben ihren Abschluss in Corona-Zeiten an der Schule gemacht, einen Ausbildungsstart im Homeoffice hingelegt oder die erste Festanstellung aus den eigenen vier Wänden heraus beginnen müssen. Ungewissheit und Zukunftsängste sind an der Tagesordnung.“ 

Im Negativ-Dreiklang von Pandemie, Ukraine-Krieg und Klimawandel seien sowohl die vergangenen Jahre, die Gegenwart als auch die Zukunft mit trüben Vorzeichen belegt. Doch der Bezirksleiter hatte auch viel Hoffnung mitgebracht: „Ihr seid diejenigen, die die Zukunft von Morgen gestalten.“, richtete er an die Delegierten der Konferenz: „Alltagshelden, Gewerkschafter:innen, Betriebsrätinnen und Betriebsräte, Jugend- und Auszubildenden- oder Schwerbehindertenvertreter, die Macher von Morgen, Zukunftsgestalter und Kümmerer in den Betrieben. Wer, wenn nicht ihr, Metallerinnen und Metaller, werdet großartiges vollbringen und unseren Planeten Schritt für Schritt besser machen. Ihr könnt groß denken, träumen und anpacken - aber auch im Kleinen finden sich viele wundervolle Verbesserungen und Chancen.“ Als konkrete Herausforderungen benannte Gröger die Notwendigkeit der sozial-ökologischen Transformation, den Kampf gegen den Klimawandel und nicht zuletzt die Situation am Ausbildungsmarkt: „Gerade beim Fachkräftebedarf sind es die Arbeitgeber, die am lautesten schreien, die am wenigsten in Ausbildung investieren. Klar muss doch sein: Wer Fachkräfte braucht, muss auch bereit sein, Geld für deren Ausbildung bereitzustellen. Ja, wir haben einen Fachkräftemangel, aber auch einen Ausbildungsplatznotstand!“, führt Gröger aus.  

Auch Alexander Püning, Gewerkschaftssekretär für den Bereich Jugend, zählte die Arbeitgeber an: „Bereits bei unserer letzten Bezirksjugendkonferenz vor vier Jahren haben wir den Abbau von Ausbildungsplätzen scharf kritisiert – und seitdem hat sich die Situation leider noch verschärft. Branchenübergreifend geht die Zahl abgeschlossener Ausbildungsverträge zurück. Die Corona-Pandemie wurde von vielen Unternehmen als Vorwand genutzt, weitere Ausbildungsplätze abzubauen. Tatsächlich offenbaren sie damit ihre fehlende Strategie, ihr Unwissen darüber, welche Kompetenzen in Zukunft benötigt werden, ihre Sorglosigkeit, ihre Profitgier, ihre fehlende Voraussicht und schließlich ihr Desinteresse an zukünftigen Generationen. Gleichzeitig beklagen Arbeitgeber, dass es zu wenig Interessierte für die Ausbildung gäbe und zahlreiche jungen Menschen nicht die notwendige Reife zur Ausbildung besitzen!“  

Als konkrete Maßnahmen, um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, schlägt die Jugendorganisation unter anderem eine umlagefinanzierte Ausbildungsgarantie vor: „Eine weitere Möglichkeit, die Attraktivität der dualen Berufsausbildung zu steigern, ist die flächendeckende Einführung des Azubi-Tickets. Während es in Niedersachsen noch immer gar keine Lösung gibt, ist das Ticket in Sachsen-Anhalt zu teuer. Wir halten an unserer Forderung des 365 Euro-Tickets fest.“, so der Gewerkschafter.  

Im Text des Leitantrages der IG Metall Jugend Niedersachsen und Sachsen-Anhalt heißt es ferner: „Wir stehen vor sehr großen Herausforderungen – wahrscheinlich die größten der vergangenen Jahrzehnte. Und gleichzeitig sind wir seit Jahren im Krisenmodus. Die Corona-Pandemie hält uns seit zwei Jahren fest im Griff und führt zu Verwerfungen in der Gesellschaft, in der Pflege und auch der Bildungsbiografie zahlreicher junger Menschen. Zudem befinden wir uns mittlerweile inmitten des industriellen Transformationsprozesses, der die Industrie und damit unsere Arbeitsplätze und Arbeitsweisen grundlegend ändern wird. Weiterhin ist die Transformation eng verbunden mit dem Klimawandel, der unsere Lebensgrundlagen zu zerstören droht. Es muss sich dringend etwas ändern und wir, die IG Metall Jugend Niedersachsen und Sachsen-Anhalt, nehmen die Herausforderungen erhobenen Hauptes an und wollen unseren Teil zu einer gerechteren und besseren Welt beitragen.“ 

So fordert die Jugend im Weiteren, dass nach den Erfahrungen der zwei Jahre der Corona-Pandemie in die Zukunft des Pflegepersonals investiert werde – hierfür seien höhere Löhne ausschlaggebendes Kriterium, denn „mit Applaus ist es nicht getan“, so der Antragstext. Ferner setze man sich dafür ein, dass die Transformation der Industrie „nachhaltig, sozial gerecht und demokratisch von statten geht“. Man erwarte langfristige Perspektiven und Ideen, statt Unternehmen: „Fahren auf kurze Sicht macht nur Sinn, um kurzfristig Arbeitsplätze zu erhalten. Wir aber wollen langfristige Perspektiven.“ 

(Pressemitteilung Nr. 031/2022)

Unsere Social Media Kanäle