Who cares? Equal Care Day

Für eine gerechte Verteilung der Sorgearbeit!

27.02.2024 | Anlässlich des Equal Care Days fordert die IG Metall Niedersachsen und Sachsen-Anhalt verstärkte Maßnahmen zur Förderung der Geschlechtergleichstellung in der Arbeitswelt und im Bereich der Sorgearbeit. Der Equal Care Day, der jährlich auf die ungleiche Verteilung der Sorge- und Pflegearbeit zwischen den Geschlechtern hinweist, ist ein wichtiger Anlass, um auf die bestehenden Ungleichheiten aufmerksam zu machen und konkrete Veränderungen einzufordern. Die Betreuung von Kindern, die Pflege von Familienmitgliedern und Freunden, das Erledigen von Einkäufen für die Nachbarin, das Führen des Haushalts und die Koordination der Termine für die Familie gehören zu den privat erbrachten Sorgeleistungen.

Foto: envato_halfpoint

Diese Arbeiten werden nicht entlohnt und überwiegend von Frauen ausgeführt. Trotz der Bedeutung von privater, unbezahlter Sorgearbeit und Hauswirtschaft für die Gesellschaft und die Volkswirtschaft findet diese kaum Anerkennung oder Würdigung. Stattdessen besteht oft die Ansicht, dass solche Aufgaben wie Haushaltsführung, Betreuung und Pflege einfach nebenher bewältigt werden können. „Die Sorgearbeit ist nach wie vor ungleich verteilt und wird überwiegend von Frauen geleistet. Das hat nicht nur Auswirkungen auf die berufliche Entwicklung und die Einkommenssituation von Frauen, sondern auch auf ihre Altersvorsorge“, Louisa Mertens, zuständige Gewerkschaftssekretärin für Frauen- und Gleichstellungspolitik bei der IG Metall. „Es ist höchste Zeit, dass wir sowohl in den Betrieben als auch in der Gesellschaft Strukturen schaffen, die eine gerechtere Verteilung der Sorgearbeit ermöglichen.“

Die noch immer als „nebenbei stattfindende“ betrachtete Sorge- und Hausarbeit belastet Frauen erheblich, indem sie täglich fast anderthalb Stunden mehr als Männer in diese Aufgaben investieren, was einer Zeitbeanspruchung von über 150 Prozent im Vergleich zu Männern entspricht. Der Unterschied in der Aufteilung dieser Arbeiten, bekannt als der Gender Care Gap, liegt bei 52 Prozent und steigt in heterosexuellen Partnerschaften mit Kindern auf 83 Prozent. Diese Ungleichheit hat weitreichende Auswirkungen, da sie Frauen oft daran hindert, in gleichem Maße wie Männer einer vollwertigen beruflichen Tätigkeit nachzugehen. Zudem führen die Doppel- und Dreifachbelastungen durch Sorge- und Hausarbeit, Alltagsorganisation und Berufstätigkeit häufig zu körperlichen sowie psychischen Beeinträchtigungen bei Frauen. Männer hingegen erleben Druck als Haupternährer, finanzielle Sicherheit für ihre Familien zu gewährleisten.

„Eine gerechte Verteilung der Sorgearbeit ist nicht nur eine Frage der Gleichberechtigung, sondern auch eine ökonomische Notwendigkeit“, so Mertens. Gerade, wenn im Kontext des Arbeitskräftebedarfs von der Hebung von Arbeitsmarktpotenzialen gesprochen wird, muss anerkannt werden, dass es spürbar mehr Engagement politischer Seits braucht, um Gleichstellung zu fördern. Die IG Metall fordert, dass Politik endlich die 2019 verabschiedete EU-Vereinbarkeitsrichtlinie zur Einführung einer zehntägigen, voll bezahlten Freistellung (hierzulande Familienstartzeit) rund um die Geburt für eine partnerschaftliche Arbeitsteilung von Anfang an umsetzt. Außerdem drängt die IG Metall auf strukturelle Verbesserungen für mehr Partnerschaftlichkeit. Wichtig ist insbesondere eine Anhebung des seit 2007 unveränderten Mindest- und Höchstelterngeldes in Höhe von 300 bzw. 1800 Euro, keine Reduzierung der Höhe des Elterngeldes durch Einkommensersatzleistungen und stärkere (finanzielle) Anreize für eine Ausweitung der Elternzeit von Vätern. Es müssen mehr und stärkere Anreize für Männer gesetzt werden, damit diese mehr Sorgearbeit übernehmen können, bspw. durch eine schrittweise Erweiterung der Partnermonate im Elterngeld statt Kürzungen von Leistungen und Angeboten. Nicht zuletzt gilt es, das Kita-Angebot weiter auszuweiten und die Situation von Erzieherinnen und Erziehern sowie dem Personal an Schulen, gerade mit Blick auf ein notwendiges Ganztagsbetreuungsangebot, spürbar zu verbessern.

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