MOIA in Trippelschritten zur Tarifwende

Erstes Lebenszeichen des Arbeitgebers in den Tarifverhandlungen

18.04.2024 | Sechs Meter – das ist die ungefähre Länge der MOIA-Fahrzeuge, die sich in Hannover und Hamburg auf den Straßen bewegen. Das auf dem Volkswagen Crafter aufbauende Vehikel befördert nicht nur Fahrgäste zu ihrer Wunschdestination, sondern bietet auch reichlich Platz für einen Tarifvertrag. Daher hat sich die IG Metall bereits 2023 auf den Weg gemacht, um für die rund 1.200 Beschäftigten in der niedersächsischen Landeshauptstadt sowie im hanseatischen Stadtstaat gute Arbeitsbedingungen zu erzielen. Der bisherige Verhandlungsprozess zwischen IG Metall und der MOIA Operations Germany GmbH gestaltete sich schwierig. Insgesamt 4 Verhandlungsrunden führten zu keinem Tarifabschluss, was maßgeblich an der fehlenden Bereitschaft der Arbeitgeberseite lag, die einen Tarifvertrag für die Beschäftigten der goldenen Busse ablehnte. Immer wieder übte sich das Unternehmen in Ausreden und Drohszenarien – statt für gute Arbeitsbedingungen der Kolleginnen und Kollegen Sorge zu tragen.

Die Folge: Die Belegschaften an den zwei Standorten organisierten sich und führten erste Warnstreiks durch. Mit dem klaren Signal, dass man einen Arbeitskampf für die IG Metall-Forderungen nicht scheue, setzte man nun am 11. April die Verhandlungen fort. Nachdem die Arbeitgeberseite zunächst in bekannte Muster verfiel und die alte Leier vom fehlenden Geld anstimmte, kamen überraschenderweise neue Töne vom Unternehmen. MOIA hat erstmalig die Tür für einen Tarifvertrag geöffnet. Aber es gibt noch viele Meter zu gehen, attestiert Thilo Reusch, Verhandlungsführer der Gewerkschaft: „Die erstmals erklärte Absicht des Arbeitgebers, zu tariflichen Regelungen kommen zu wollen, ist positiv zu bewerten. Bei den materiellen Bedingungen ist aber noch deutlich Luft nach oben und das Unternehmen muss sich bewegen!“ Der Arbeitgeber unterbreitete ein erstes Angebot hinsichtlich einer Erhöhung der Stundenlöhne: So sollen die Stundenlöhne für Fahrer ab dem 1. Juli 2024 auf 13,40 €, ab dem 1. Januar 2025 auf 13,80 €, ab dem 1. Januar 2026 auf 14,30 € und ab dem 1. Januar 2027 auf 14,70 € ansteigen. Auch ein Inflationsausgleich in Höhe von 1000,00 € wurde als Teil einer tariflichen Gesamtlösung in Aussicht gestellt. Die weiteren Forderungen der IG Metall wurden allerdings zurückgewiesen.

„So sehr erste Dehnübungen der Arbeitgeber erkennbar sind, so sehr ist man noch von unseren eigentlichen Forderungen entfernt. Auch mit der von MOIA unterbreiteten Anhebung der Stundenlöhne kann weder in Hannover noch in Hamburg ein ordentliches Leben ohne staatliche Unterstützungsleistungen bestritten werden. Allein im Stadtstaat liegt die Durchschnittsmiete pro Quadratmeter über den vorgeschlagenen Stundenlöhnen!“, so Reusch weiter. Vergleichbare Tarifverträge für Fahrer sehen Stundenlöhne von zum Teil mehr als 17,00 € vor. Die IG Metall wiederholte abermals in den Verhandlungen ihre Kernforderungen: 1000 Euro zusätzlicher Inflationsausgleich für das Jahr 2024, deutlich höhere Stundenlöhne, mehr Urlaub, kürzere Arbeitszeiten, zusätzliche Einmalzahlungen, Geld zum Aufbau einer betrieblichen Altersversorgung, eine Sicherung von Beschäftigung sowie die Beibehaltung des betrieblichen Bonussystems. Insgesamt ein Forderungskatalog, der in der Volkswagen-Welt nicht fremd ist.

Auch wenn der Überzeugungsprozess beim MOIA-Management mühsam und zäh ist, bleibt die IG Metall am Ball. Der Druck der Beschäftigten bei den Warnstreiks im Jahr 2023 hat seine Wirkung entfaltet. Eine nächste Verhandlung ist für den 26. April terminiert. Sollte es hier nicht zu weiteren Bewegungen der Gegenseite kommen, hält sich die IG Metall weitere Warnstreik-Aktivitäten offen.

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