22.10.2021 | Die Zukunft der Industrie steht auf dem Spiel – vor dieser Gefahrenkulisse sind die Koalitionäre in Berlin mit besonderen Herausforderungen konfrontiert. Denn komplette Wirtschaftssektoren stehen vor dem Umbruch, Digitalisierung und Klimakrise stellen große Anforderung an die Unternehmen, aber auch die Arbeitnehmer*innen von morgen.
Fahrzeugbau, Luftfahrtindustrie, maritime Wirtschaft und Stahl, aber auch viele Betriebe im Maschinenbau und weiteren Branchen sind bereits im Wandel begriffen. Mit der Transformation einhergehend stehen auch hunderttausende Arbeitsplätze im Fokus.
„Digital und klimafreundlich soll die deutsche Wirtschaft werden. Dafür müssen die Betriebe umgebaut werden und auch die Beschäftigten haben große Hürden zu meistern. Wie das gelingen soll, muss Politik jetzt beantworten. Vielen Unternehmen fehlen Ideen und Konzepte für Geschäftsmodelle der Zukunft. In den kommenden Wochen und Monaten wird sich zeigen, ob die neue Bundesregierung die richtigen Weichen für den Industriestandort Deutschland stellt. Davon hängen Sicherheit von Arbeit und Beschäftigung in diesem Land ab. Wir erwarten, dass abseits der Absichtserklärungen des Sondierungspapiers die Parteien zu konkreten Maßnahmen kommen!“, erklärt Thorsten Gröger, Leiter des IG Metall Bezirk Niedersachsen und Sachsen-Anhalt. „Wir fordern Investitionen in die Zukunft unserer Standorte, sonst werden ganze Regionen deindustrialisiert. Und das trifft auch das regionale Handwerk, den Einzelhandel und die Dienstleistungsbranche. Die Folgen wären fatal: Arbeitsplatzabbau, Wohlstandsverlust und gesellschaftliche Spaltung.“
Bundesweit gehen am 29. Oktober etliche Metallerinnen und Metaller in vielen kleinen und großen Städten auf die Straße, um ihren Forderungen an die nächste Bundesregierung Nachdruck zu verleihen. Sie fordern den Verzicht auf Entlassungen in der Transformation, eine tragfähige Perspektive für zukunftsfähige Arbeitsplätze, eine Qualifizierungsoffensive und sichere Ausbildung vor Ort anstelle von Verlagerungen ins Ausland. Bis 2030 braucht es öffentliche Zukunftsinvestitionen in Höhe von 500 Milliarden Euro, so eine weitere Forderung. Die Lasten müssen gerecht verteilt werden, die notwendigen Investitionen durch solidarische Finanzierung getragen werden.
Im IG Metall Bezirk Niedersachsen und Sachsen-Anhalt findet bereits am 28. Oktober 2021 in Salzgitter am Tor 1 der Salzgitter AG (Eisenhüttenstraße 99, 12:30 – 14:00 Uhr) eine Aktion statt. Gemeinsam mit dem geschäftsführenden Vorstandsmitglied Hans-Jürgen Urban gibt Matthias Wilhelm, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Salzgitter-Peine, die Gewerkschaftsforderungen dem anwesenden Ministerpräsidenten Stephan Weil mit auf den Weg: „Deutschland muss Industrieland und Südostniedersachsen muss Industrieregion bleiben. Stahl ist Teil der Lösung für die Klimakrise. Um Wasserstoff zur klimaneutralen Stahlerzeugung zum Durchbruch zu verhelfen, braucht es staatliche Unterstützung, wie wir es mit einem Transformationsfonds in Höhe von 10 Milliarden Euro bis 2030 fordern. Darüber hinaus ist ein massiver und deutlich schnellerer Ausbau der regenerativen Energie- und Wasserstoffressourcen sowie deren Infrastruktur erforderlich, um die Marktfähigkeit des weltweit ersten klimaneutralen Wasserstoffzuges aus unserer Region zu befördern und um der für die E-Mobilität erforderlichen Batteriezellenfertigung vor Ort eine langfristige Perspektive zu ermöglichen. Wenn der Strukturwandel nicht gelingt, verlieren Regionen wie Südostniedersachsen und Städte wie Salzgitter ihre Grundlage für gute Arbeits- und Lebensverhältnisse.“
„Niemand soll Angst vor der Zukunft haben müssen. Deshalb fordern wir einen solidarisch und gerecht finanzierten Sozialstaat, der Sicherheit im Wandel gewährleistet und die Bedürfnisse der Menschen in den Mittelpunkt stellt. Das ist eine Frage der Gerechtigkeit. Es geht um den gesellschaftlichen Zusammenhalt und die Akzeptanz für den notwendigen Umbau unserer Industrien. Und es geht um den Wert und die Würde der Arbeit unserer Kolleginnen und Kollegen.“, hebt Dirk Schulze, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Hannover hervor.
„Um die nötigen Zukunftsinvestitionen für die Transformation aufbringen zu können, braucht es einen handlungsfähigen Staat und keine schwarze Null. Kommende Generationen wollen keinen Schuldenberg erben. Sie machen sich aber vor allem auch Sorgen um ihre beruflichen Perspektiven und den Klimawandel. Zugleich haben Super-Reiche wie Elon Musk oder Jeff Bezos während der Corona-Krise ihr Vermögen weiter angehäuft, während Leiharbeiter*innen ihren Job verloren haben und Beschäftigte in Kurzarbeit zurückgesteckt haben. Klar muss sein: Investitionen in den Umbau und gute Arbeit lautet die Devise – nicht Standortverlagerungen und exorbitante Dividenden für Aktionär*innen!“ Am Goseriedeplatz in Hannover findet eine weitere Kundgebung am Aktionstag, am 29. Oktober 2021, statt. Ab 11.30 Uhr wird hier unter anderem Hans-Jürgen Urban, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall, sprechen.
Flavio Benites, 1. Bevollmächtigter der IG Metall in Wolfsburg, fordert mit Blick nach Berlin, dass „das Auto Made in Germany auch in Zeiten von Klimaschutz und Digitalisierung eine Zukunft hat. Wir wollen eine CO2-freie Mobilität, aber auch bezahlbare und zugängliche Mobilitätsangebote in Stadt und Land. Es braucht deshalb zügig einen Turbo für den Ladesäulenausbau mit einem verbindlichen Ausbauplan, damit die Ladeinfrastruktur mit dem schnellen Hochlauf der Elektromobilität Schritt hält. Die Transformation muss jedoch soziale und ökologische Aspekte ins Auge fassen, statt nur von der Ökonomie getrieben zu sein. Arbeitsplätze und Klimaschutz sind kein Widerspruch, sondern zwei Seiten der gleichen Medaille. Um das klar zu sagen: In der Transformation darf es keine Entlassungen geben!“ Damit der Umbau der Wirtschaft gelingen kann, sieht der Gewerkschafter klar die Politik in der Verantwortung: „Es braucht Rahmenbedingungen, die Planbarkeit geben. Dafür sind große Investitionszusagen und eine verlässliche Förderkulisse von Nöten. In Wolfsburg findet am 29. Oktober 2021 eine Jugendaktion statt (Hugo-Bork-Platz in Wolfsburg, ab 16:00 Uhr), bei der Bezirksleiter Thorsten Gröger ebenfalls als Redner auftreten wird.
+++Bereits am 28. Oktober 2021+++
IG Metall Salzgitter | Am Tor 1 der Salzgitter AG, Eisenhüttenstraße 99 in Salzgitter | Ab 12:30 Uhr | Mit dabei: Ministerpräsident Stephan Weil und Hans-Jürgen Urban (IG Metall Vorstand)
+++Am 29. Oktober 2021+++
Die IG Metall Braunschweig entsendet jeweils Teilnehmer*innen zu den Aktionen in Salzgitter und in Wolfsburg. Die IG Metall Nienburg-Stadthagen beteiligt sich in Osnabrück, die IG Metall Süd-Niedersachsen-Harz schließt sich der Aktion in Hannover an.
Für nähergehende Informationen zu den regionalen Veranstaltungen, wenden Sie sich bitte an die Geschäftsstellen vor Ort.
(Presseinformation Nr. 96/2021)