24.11.2020 | 70,8 Prozent der Auszubildenden in Niedersachsen und Bremen sind mit ihrer Ausbildung zufrieden oder sehr zufrieden. Das sind etwas weniger als im Bundesvergleich (71,3) und im Vorjahr (72,5). Ein positiver Trend hat sich bei der Bewertung der Qualität des Berufsschulunterrichts eingestellt, die von 60,2 % als sehr gut oder gut bewertet wurde. Dagegen ist klar zu bemängeln, dass fast die Hälfte der Auszubildenden im letzten Ausbildungsjahr nicht weiß, ob sie in ein festes Arbeitsverhältnis übernommen wird. Das sind einige Ergebnisse des Ausbildungsreports der DGB-Jugend, der heute in Hannover und Bremen vorgestellt wurde.
Im Fokus des diesjährigen Reports stehen die Themen Wohnen und Mobilität. Die Ergebnisse: Die meisten Auszubildenden wohnen noch zuhause (71 Prozent). Zwei Drittel würde aber gerne in ihrer eigenen Wohnung leben. Zu hohe Mieten und die oft zu geringe Ausbildungsvergütung verhindern das. Um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten, müssen 12,9 Prozent der Azubis zusätzlich noch einem Nebenjob nachgehen. Fast drei Viertel (72 %) der Auszubildenden würden ein Azubi-Ticket nutzen. Mehr als ein Drittel der Befragten kann den Betrieb, fast jeder bzw. jede Fünfte die Berufsschule nur schlecht oder gar nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen.
Ute Neumann, Leiterin der Abteilung Jugend beim DGB-Bezirk, sagte bei der Vorstellung des Ausbildungsreports in Hannover: „Um Ausbildung attraktiv zu halten, brauchen Auszubildende eine Perspektive auf Übernahme in den Betrieb und gute Rahmenbedingungen für die Ausbildung. Bezahlbare und attraktive Wohnheime, die flächendeckend als öffentlich geförderte Azubi-Apartments eingerichtet werden, und ein landesweites Azubi-Ticket sind der richtige Weg.“
Dr. Mehrdad Payandeh, Vorsitzender des DGB-Bezirks Niedersachsen – Bremen – Sachsen-Anhalt, erklärte: „Unser jährlicher Ausbildungs-TÜV zeigt, dass viele junge Menschen mit der Qualität ihrer Ausbildung zufrieden sind. Aber es gibt nach wie vor Mängel, hier müssen die Arbeitgeber dringend nachbessern.“
Beide betonten, dass junge Menschen stark darauf angewiesen sind, die Lernorte Berufsschule und Betrieb gut und kostengünstig zu erreichen. Sie forderten die Landesregierung daher auf, den öffentlichen Personennahverkehr auszubauen und ein echtes Azubiticket einzuführen. Dies würde nicht nur die duale Ausbildung attraktiver machen, sondern auch die Mobilität der Auszubildenden fördern und die Umwelt schonen.
Dr. Mehrdad Payandeh betonte: „Das von Wirtschaftsminister Dr. Bernd Althusmann angekündigte Freizeitticket light ist ein Anfang. Aber es hilft Azubis nur bedingt, da sie damit nicht zur Berufsschule oder zur Arbeit kommen. Es braucht ein landesweites Azubi-Ticket, das für einen Euro am Tag in allen Regionalzügen, Bussen und Straßenbahnen 24 Stunden lang gilt. Regionale Tickets lösen das Problem in unserem Flächenland Niedersachsen nicht.“ Der DGB hat bereits ein Konzept vorgelegt, wie das Azubi-Ticket Teil einer Mobilitätswende werden kann. Die nötigen Investitionen sind durch den vom DGB vorgeschlagenen NFonds finanzierbar.
An der repräsentativen Befragung der DGB-Jugend haben sich knapp 2.568 junge Menschen in Niedersachsen und Bremen aus den 21 am häufigsten gewählten Ausbildungsberufen beteiligt. Es wurden Auszubildende aus allen Ausbildungsjahren und Betrieben unterschiedlichster Größe befragt. Da der Arbeits- und Ausbildungsmarkt beider Länder stark miteinander verschränkt ist und es zudem große Pendlerbewegungen gibt, wurde ein gemeinsamer Report erstellt. Der DGB hat den Ausbildungsreport in Zusammenarbeit mit dem Institut für Sozialpädagogische Forschung Mainz (ism) erstellt.