09.03.2021 | Die erste Tarifverhandlung in der diesjährigen Tarifrunde ist unter Corona-Schutzbedingungen gelaufen: Frisch getestet haben sich in kleiner Runde die Vertreter der IG Metall und der Tarifgemeinschaft getroffen. Die IG Metall hat dabei ihre Forderungen im Einzelnen erläutert. Wie befürchtet hat die Arbeitgeberseite der Tarifgemeinschaft, bestehend aus Vertretern der Autostadt, der Wolfsburg AG, der VW Group Services sowie der AutoVision – Der Personaldienstleister kein Angebot vorgelegt.
Die erste Verhandlungsrunde ist damit ergebnislos zu Ende gegangen. Bei Volkswagen und anderen Volkswagen-Töchtern zeigt sich ein ähnliches Bild. Dort sind zum Teil schon drei Verhandlungsrunden gelaufen, ohne dass die Arbeitgeber ein Angebot gemacht haben.
4 Prozent mehr Einkommen und Ausbildungsvergütung sowie die Verbesserung der tariflichen Freistellungszeiten für alle Mitglieder der IG Metall. Das sind die Forderungen der Gewerkschaft, die trotz der Corona-Pandemie und ihrer wirtschaftlichen Auswirkungen in die Zeit passen. Verhandlungsführer Thilo Reusch hat die Forderungen im Einzelnen erläutert und dabei auf die positiven Prognosen der führenden deutschen Wirtschaftsinstitute für 2021 hingewiesen. Außerdem betonte er die Bedeutung von Tariferhöhungen für die Binnennachfrage im Land.
Eine Forderung nach 4 Prozent sei angemessen, zumal die letzte monatliche Tariferhöhung fast drei Jahre zurückliege. Die Tarifrunde im vergangenen Jahr wurde verschoben, sodass es keine tabellenwirksame Erhöhung in 2020 gab. Damit ist die IG Metall den Arbeitgebern entgegengekommen und hat auf das schwierige Jahr 2020 verantwortungsvoll reagiert. Jetzt sind aber die Beschäftigten wieder dran, zumal zurückgehende Infektionszahlen und die fortschreitenden Impfungen auf eine Überwindung der Pandemie hoffen lassen.
Dann wird es Nachholbedarfe bei Konsum und Dienstleistungen geben, von denen Gesellschaften wie zum Beispiel die Autostadt sicher profitieren werden.
Die seit Januar 2019 geltende tarifliche Freistellungszeit in besonderen Fällen wird sehr stark in Anspruch genommen. »Das zeigt, dass zusätzliche Freistellungsmöglichkeiten immer mehr an Bedeutung gewinnen«, so Reusch weiter. Es ist also an der Zeit, über eine Verbesserung beziehungsweise
Ausweitung für die Mitglieder der IG Metall zu verhandeln.
Leider sahen sich die Arbeitgeber aber nicht in der Lage, den Beschäftigten ein Angebot zu machen. Sie stimmten vielmehr das erwartete Klagelied an und erklärten, man müsse weiter umsichtig wirtschaften.
Letztlich unterscheiden sich die Forderungen der IG Metall für die Beschäftigten der Tarifgemeinschaft im Kern nicht von denen bei Volkswagen und den anderen Töchtern. Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter können also gemeinsam für ihre Forderungen streiten und über Warnstreiks Druck ausüben. Die Kolleginnen und Kollegen dort haben bereits in der vergangenen Woche ihre Arbeit niedergelegt. Das ist ihr gutes Recht. Die Friedenspflicht ist nämlich abgelaufen und die Kolleginnen und Kollegen haben eine faire Behandlung verdient.