24.02.2021 | Hannover/ Wolfsburg - Erbost zeigte sich die Verhandlungskommission der IG Metall über das Vorgehen des Arbeitgebers in der ersten Verhandlung mit dem Unternehmen Sitech Sitztechnik GmbH. Denn die Arbeitgebervertreter hatten wenig Interesse, sich mit den berechtigten Forderungen der IG Metall ernsthaft auseinanderzusetzen.
„Wer sich so verhält, provoziert geradezu eine schnelle Reaktion der Beschäftigten“ resümierte der Verhandlungsführer der IG Metall, Thilo Reusch am Ende der knapp zweistündigen Verhandlung.
Die IG Metall fordert für die rund 2.200 Beschäftigten bei Sitech eine Entgelterhöhung von 4 Prozent ab dem 1. Januar 2021 und Verbesserungen bei der 2019 neu eingeführten tariflichen Freistellungszeit. Verhandelt wird der Haustarifvertrag für die beiden Sitech-Standorte in Wolfsburg und Emden.
Thilo Reusch verwies darauf, dass für das aktuelle Jahr mit einer verbesserten konjunkturellen Lage zu rechnen sei. Auch bei der Volkswagen-Mutter selbst rechnet man mit einer deutlichen Belebung des Geschäfts in diesem Jahr, was durch die aktuellen Prognosen der Wirtschaftsinstitute und die bereits vorliegenden Bestellzahlen untermauert wird. Und da das Fahren bekanntlich ohne Sitze nicht möglich ist, wird sich diese Belebung auch positiv auf die Sitech auswirken. Reusch begründet die Forderungen folgendermaßen: „Mehr Geld in den Taschen der Beschäftigten führt zu einer Belebung des Konsums und fördert somit die Konjunktur. Die letzte tabellenwirksame Erhöhung liegt dagegen fast drei Jahre zurück und die Verbraucherpreise sind zwischenzeitlich angestiegen. Die Kolleginnen und Kollegen haben trotz der Pandemie einen tollen Job gemacht, was jetzt auch honoriert werden muss.
Auch mit der Ausweitung der Wandlungsoption, also mit mehr freien Tagen für die Mitglieder der IG Metall haben wir offensichtlich den Nerv der Zeit getroffen. Hier geht es vornehmlich darum, dass unsere Kolleginnen und Kollegen mehr Zeit zum Leben fordern. Im Flächentarifvertrag gibt es schon heute mehr freie Tage als die sechs Tage bei Sitech.“
Zu erwarten sind harte Auseinandersetzungen, denn schon in der ersten Verhandlung erklärte die Arbeitgeberseite schlicht, man habe kein Geld, um mehr zu zahlen. Man sei froh, dass heutige Entgeltniveau zu halten. Außerdem lehnten sie zusätzliche freie Tage rundweg ab.
Daneben hatten die Arbeitgebervertreter weitere Unverschämtheiten im Koffer. So forderten sie die Möglichkeit der Erhöhung der regelmäßigen wöchentlichen Arbeitszeit für 25 Prozent der Belegschaft von 35 auf 40 Stunden und eine Beendigung der befristeten tariflichen Übernahmeverpflichtung für Auszubildende mit einem nur befriedigenden Ausbildungsergebnis.
„Wer so in eine Verhandlung geht, der spielt schon gleich mit dem Feuer“ fuhr Reusch verärgert fort. Ein neuer Termin wurde nicht vereinbart. Reusch verwies zum Schluss auf das Ende der Friedenspflicht und darauf hin, dass sich die Belegschaft eine solche Geringschätzung nicht bieten lassen werde.