Holz- und Kunststoffindustrie NDS und LSA

8,5 Prozent für Beschäftigte der Holz-und Kunststoffindustrie gefordert

27.10.2023 | Als im Herbst 2021 der letzte Tarifabschluss in der niedersächsischen Holz- und Kunststoffindustrie erzielt werden konnte, stand unter dem Strich ein ordentliches Ergebnis. In der zurückliegenden Tarifrunde konnte ein Plus von 4,9% für die Beschäftigten erzielt werden, das in zwei Schritten (2,7% mehr im April 2022 sowie 2,2% mehr im April 2023) ausgezahlt wurde. Damals erhielten die Beschäftigten zudem eine Corona-Prämie. Niemand konnte jedoch ahnen, dass wenige Monate später als Folge des Ukraine-Krieges die Inflation sprunghaft ansteigen und die Lebenshaltungskosten davoneilen würden. „Dahingehend ist es die klare Erwartungshaltung der Kolleginnen und Kollegen, dass wir in den startenden Verhandlungen der aktuellen Situation Rechnung tragen. Andere Branchen haben vorgelegt, nun geht es darum, dass auch die Beschäftigten der Holz- und Kunststoffindustrie eine ordentliche Entgeltentwicklung hinlegen!“, so Markus Wente, Verhandlungsführer der IG Metall.

Quelle:intern

Trotz der allgemein herausfordernden wirtschaftlichen Lage berichten über 70 Prozent der Beschäftigten, dass sie die wirtschaftliche Situation in ihren Betrieben als gut oder eher gut einschätzen. Mehr als die Hälfte berichtet jedoch von einem Fachkräftemangel, und alarmierende 60 Prozent empfinden, dass sie nicht fair und wertschätzend behandelt werden. „Auch vor dieser Branche macht der Fachkräftebedarf kein Halt. Dahingehend wäre eine Lohnzurückhaltung das absolut falsche Signal - sowohl für unsere jetzigen Kolleginnen und Kollegen sowie für potenzielle Bewerberinnen und Bewerber. Nur mit attraktiven Entgelten und guten Rahmenbedingungen lockt man, alles andere ist ein Holzweg!“, führt der Metaller im Weiteren aus. 

Dazu gibt es eine immer größer werdende Schere im Grundentgelt zwischen den Beschäftigten in der Produktion und denen im Büro. Grund dafür: Im Gegensatz zu anderen Industrien gibt es immer noch das veraltete Modell von Gehalt im Büro und Lohn in der Produktion. Mit einer Ausgleichskomponente fordert die IG Metall, diese Lücke schrittweise zu schließen. Die Tarifkommission der IG Metall hat darüber hinaus beschlossen, ein Einkommensplus von 8,5 Prozent bei einer Laufzeit von 12 Monaten zu fordern sowie eine mitgliederwirksame soziale Komponente, z.B. in Form einer Inflationsausgleichsprämie. In Sachsen-Anhalt ist zudem der Manteltarifvertrag gekündigt: Es geht um den Kampf für die 35-Stunden-Woche, derzeit wird in der Holz- und Kunststoffindustrie in Sachsen-Anhalt noch mit 39 Stunden pro Woche gearbeitet. „Dieses Ungleichgewicht bei der Arbeitszeit gilt es endlich anzugehen und abzuschaffen! Seit Jahren führen wir mit den Arbeitgebern hierzu Gespräche und immer hören wir nur ein Wort: Nein. Die 39-Stunden-Woche gehört jedoch in die Zeiten der Postkutsche und nicht in ein modernes Unternehmen. 33 Jahre nach der formalen Wiedervereinigung muss Sachsen-Anhalt und dessen Industrie diese endlich auch in der Praxis umsetzen, um für Fachkräfte und junge Menschen attraktiv zu sein. Mit der Kündigung des Manteltarifvertrages haben wir die Grundlage geschaffen, unsere Forderung im Zweifel auch kampfweise durchzusetzen“, so der Gewerkschafter.

Die Einkommens-Tarifverträge in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt wurden zum 30. November 2023 gekündigt. Warnstreiks sind in Niedersachsen ab dem 13. Januar 2024 möglich. Eine erste Verhandlungsrunde in der Holz- und Kunststoffindustrie in Niedersachsen wird für Mitte Dezember ins Auge gefasst. In Sachsen-Anhalt beginnen die Verhandlungen zur Arbeitszeit im zweiten Quartal des Jahres 2024. Da der Manteltarifvertrag hier zum 30. April 2024 ausläuft und die Friedenspflicht erst zum 30. September 2024 endet, wären Warnstreiks für eine Arbeitszeitverkürzung erst später möglich.

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