17.01.2023 | Für 8 Prozent, aber mindestens 200 Euro mehr im Monat, die Ärmel hochkrempeln: Die Tarifrunde in der westdeutschen Textil- und Bekleidungsindustrie startet! Die Tarifkommission der niedersächsischen IG Metall hat einstimmig bereits im Dezember ihre Forderung beschlossen, nun hat der IG Metall-Vorstand grünes Licht für die Tarifrunde 2023 gegeben.
In den Anfang Februar startenden Tarifverhandlungen geht es insbesondere darum, das Loch im Portemonnaie der Beschäftigten zu stopfen, dass durch die stark gestiegene Inflation immer größer geworden ist. „Bei einer Jahresinflation von 7,9 Prozent ist klar, dass die Forderung nach einer tabellenwirksamen Entgelterhöhung im Zentrum der Tarifrunde steht!“, erklärt Markus Wente, IG Metall-Gewerkschaftssekretär und Mitglied der Verhandlungskommission. „Wir machen uns daher kollektiv auf die Socken, um einem gewaltigen Reallohnverlust entgegenzuwirken. Schließlich waren es die Kolleginnen und Kollegen, die bei jeder Großwetterlage und höchst flexibel für ihre Betriebe alles gegeben haben.“
Nach wie vor ist der private Konsum die tragende Säule der Wirtschaft. Diesen durch Zurückhaltung bei der Entgeltentwicklung abzuwürgen, wäre Gift für die gesamtkonjunkturelle Situation. Insbesondere in niedrigen Entgeltgruppen steige durch die immensen Teuerungen, ob bei den Energiepreisen oder den Lebensmitteln, die finanzielle Not gewaltig. Daher fordert die IG Metall auch eine Erhöhung von mindestens 200 Euro – wovon insbesondere jene Beschäftigten besonders überproportional profitieren, die in Vollzeit weniger als 2.500 Euro im Monat verdienen. „Die Arbeitgeber können sich schon einmal auf die Fahnen schreiben, dass wir uns mit einfachen Einmalzahlungen nicht abspeisen lassen. Es braucht ordentlich Geld und zwar in die Entgelttabelle!“, so Gewerkschafter Wente weiter.
Auch in der Textil- und Bekleidungsindustrie sei ein Fachkräftemangel spürbar. „Wir erleben in den vergangenen Monaten vermehrt eine Abwanderungen aus den Betrieben in andere Branchen, in denen mehr Geld verdient wird. Unsere Gegenseite hat es in der Hand, diesen Fachkräftemangel nicht zur Wachstumsbremse Nummer Eins werden zu lassen. In der kommenden Tarifrunde muss es daher Priorität haben, die richtigen Weichenstellungen für die Zukunft vorzunehmen und die Attraktivität der Branche durch gute und vor allem wettbewerbsfähige Entgelte zu steigern, bevor die guten Leute mit wehenden Fahnen das Schiff verlassen. Wer in einem enger werdenden Arbeitsmarkt auch in Zukunft Leute für sich begeistern will, muss gute Rahmenbedingungen schaffen! Dazu gehört im Übrigen auch, dass der Tarifvertrag zur Altersteilzeit fortgeführt wird!“, schildert der Metaller.
Den Arbeitgebern der Textil- und Bekleidungsindustrie sei geraten die Verhandlungen nicht wie Kaugummi zu ziehen. „Die Kolleginnen und Kollegen in der Textil- und Bekleidungsindustrie sind erfahrene Kämpfer*innen. Sie sind es aus der Vergangenheit gewohnt und für die kommende Tarifrunde entschlossen ihre Forderungen wenn nötig auch zu untermauern. Die Beschäftigten haben berechtigte Interessen, denen es nun gilt Rechnung zu tragen. Jetzt hängt es von den Arbeitgebern in der ersten Runde ab: Sie sind es, die alle Fäden in der Hand halten, um auch schon in der ersten Verhandlung zu einer Einigung zu kommen!“, fügt Wente abschließend an.
Die erste Verhandlung ist für den 07.02.2023 in Frankfurt terminiert. In der westdeutschen Textil- und Bekleidungsindustrie sind rund 81.000 Menschen beschäftigt.
(Pressemitteilung 002/2023)