Zwischen Fachkräftemangel und Transformation

5 Punkte zur tarifpolitischen Zukunft im Handwerk

03.01.2024 | Die IG Metall Niedersachsen und Sachsen-Anhalt hat ein Positionspapier zum Handwerk zwischen Fachkräftemangel und Transformation veröffentlicht, in dem sie die drängenden Herausforderungen der Zukunft skizziert und innovative Lösungsansätze bietet. Das Handwerk spielt eine entscheidende Rolle bei der Bewältigung der Klimawende und der notwendigen Transformation unserer Wirtschaft. Ohne gut ausgebildete Fachkräfte sind die ehrgeizigen Ziele einer dekarbonisierten Zukunft nicht erreichbar. Sei es bei der Installation von Wärmepumpen, Photovoltaikanlagen, Smart-Home-Technologien, dem Ausbau von Leitungsnetzen oder energetischer Sanierung - Fachkräfte sind der Schlüssel zur erfolgreichen Umsetzung.

Quelle: istockphoto

Bereits seit 2015 gibt es im deutschen Handwerk mehr offene Stellen als arbeitssuchende Handwerkerinnen und Handwerker. Im Jahr 2022 waren bundesweit 236.818 offene Stellen in Handwerksberufen nicht besetzt, während nur 121.993 Arbeitslose mit fachspezifischer Ausbildung vorhanden waren. Besonders betroffen sind die Bereiche Bauelektrik und Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik, bei denen 8 von 10 offenen Stellen 2022 unbesetzt blieben. „Das Handwerk ist in vielerlei Hinsicht im Aufwind, bietet große Zukunft und ist der zentrale Akteur der Klimawende sowie der Schlüssel bei der notwendigen Transformation unserer Wirtschaft. Die hochqualifizierten Fachkräfte im Handwerk stehen im Mittelpunkt einer nachhaltigen Entwicklung. Ihre Expertise und ihr Engagement sind unverzichtbar, um innovative Technologien und grüne Lösungen voranzutreiben, die unsere Gesellschaft und Umwelt schützen!“, erklärt IG Metall-Handwerksexperte Markus Wente. 

Neben den umfassenden Veränderungen im Zuge der Transformation ist der sich zuspitzende Fachkräftemangel eine der größten Herausforderungen der Zukunft. Schmalspurausbildungen sind keine angemessene Antwort auf diesen Mangel. „Die Duale Ausbildung ist im Handwerk der Schlüssel zur Bewältigung der zukünftigen Aufgaben. Durch eine enge Verzahnung von theoretischem Wissen und praktischer Anwendung erhalten Auszubildende eine solide Grundlage für ihre berufliche Laufbahn. Dies ist entscheidend, um den Herausforderungen des modernen Arbeitsmarktes gerecht zu werden und eine hohe Qualität in der Ausbildung zu gewährleisten.“, so Wente weiter.

Die IG Metall Niedersachsen und Sachsen-Anhalt sieht in ihrem Positionspapier fünf wesentliche Punkte für eine erfolgreiche Zukunft im Handwerk:

  • Gewinnung von Fachkräften und Erschließung neuer Zielgruppen durch attraktive tarifliche Arbeitsbedingungen und proaktive Karriereplanung
    Die Tarifbindung im Handwerk muss ausgebaut und gestärkt werden. Es bedarf flächendeckender attraktiver Entgelte und flexibler Arbeitszeiten, die eine ausgewogene Work-Life-Balance ermöglichen, um auch Frauen von einer Karriere im Handwerk zu überzeugen. Ehemals abgewanderte Fachkräfte müssen als Chance verstanden werden, sie für das Handwerk zurückzugewinnen.
  • Aktivierung digitaler Potenziale im Handwerk 4.0
    Eine konsequente Digitalisierung im Handwerk 4.0 bietet Potenziale zur Produktivitätssteigerung und zur Bekämpfung des Fachkräftemangels. Dabei ist eine frühzeitige Einbindung und Qualifizierung der Beschäftigten entscheidend.
  • Zuwanderung und Integration Geflüchteter als Chance für das Handwerk verstehen
    Passgenaue fachliche und sprachliche Aufbauqualifizierung von zugewanderten Fachkräften sowie eine schnelle Eingliederung in den Arbeitsmarkt bieten dem Handwerk als Integrationsmotor Nummer eins ein hohes Potenzial. Das Handwerk darf diese Fachkräftepotenziale nicht der Industrie überlassen.
  • Förderung der Potenziale junger Menschen durch Einstiegsqualifizierung und Gewinnung von Fachkräften von morgen
    Jedes Jahr verlassen junge Menschen die Schule ohne Abschluss. Das Handwerk muss diese Potenziale gewinnen und qualifizieren. Tarifverträge zur Einstiegsqualifizierung unterstützen bei der Durchführung.
  • Abbau von Vorurteilen und Stärkung der Berufsorientierung in den Schulen durch Ausbildungsbotschafter
    Negative Vorurteile für eine Ausbildung und Karriere im Handwerk müssen mit guten tariflichen Beispielen abgebaut werden. Die Berufsorientierung in den Schulen muss ausgebaut und durch das Modell der Ausbildungsbotschafter auf alle Handwerkskammerbezirke ausgeweitet werden.

Die IG Metall setzt sich entschlossen ein, um eine nachhaltige Zukunft für das Handwerk zu sichern und dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Das Handwerk ist ein unverzichtbarer Akteur in der Gestaltung der Arbeitswelt von morgen und muss aktiv in die Transformationsprozesse eingebunden werden.

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