04.07.2022 | Der Tarifrundenkalender wird voller: Neben der kürzlich abgeschlossenen Stahltarifrunde sowie den bevorstehenden Tarifbewegungen der Metall- und Elektroindustrie, Feinstblechpackungsindustrie sowie bei Volkswagen im Haustarifvertrag, startet auch das Handwerk breite Auseinandersetzungen mit der Arbeitgeberseite.
Der Verhandlungsführer der IG Metall, Markus Wente, zeigt sich in Hannover entschlossen und erklärt: „In diesem Jahr geht es klar um die Sicherung der Kaufkraft und eine nachhaltige Steigerung der Entgelte!“
Sowohl im Metallhandwerk und der Landbautechnik sowie im Sanitär-, Heizungs- und Klimahandwerk finden in Niedersachsen Tarifrunden statt. Diese fallen in unruhige Zeiten: Die Corona-Pandemie, der Krieg in der Ukraine und rasende Inflation sitzen dieses Jahr sinnbildlich mit am Verhandlungstisch. Die Beschäftigten dürfen dafür nicht alleine die Rechnung tragen. Doch trotz aller Herausforderungen: Die Mehrheit der Unternehmen kommen gut durch diese Zeiten. Die Auftragsbücher sind vielerorts rappelvoll und die Materialläger gut gefüllt. „Von Materialengpässen ist im Handwerk aktuell kaum etwas zu spüren. Die Unternehmer haben gut vorgesorgt und auf Lager eingekauft. Dahingehend sind die Rufe nach einer tabellenwirksamen Entgelterhöhung der Kolleginnen und Kollegen nicht nur nachvollziehbar, sondern passen absolut in die Zeit. Die Beschäftigten müssen an der guten Auftragslage teilhaben. Außerdem schafft es die Mehrheit der Betriebe, die gestiegenen Kosten an ihre Kunden weiterzugeben. Die Beschäftigten können dagegen nicht einfach die Teuerungen durchreichen, deswegen brauchen sie einen finanziellen Ausgleich!“
Zudem hat sich der Fachkräftemangel in den Branchen nochmals verschärft und ist häufig der einzige Grund, warum nicht noch mehr produziert werden kann: Im gesamten Handwerk fehlen bis zu 190.000 Fachkräfte in Deutschland. Allein im Sanitärhandwerk sind aktuell über 80.000 offenen Stellen gemeldet, die nicht besetzt werden können. Gute Leute sind kaum noch zu finden. Damit der Mangel an Arbeitskräften nicht vollends zur Wachstumsbremse Nummer eins wird, braucht es nicht nur gute und faire Arbeitsbedingungen in der Branche, sondern auch weiterhin eine hohe Ausbildungsquote in den Betrieben. Die IG Metall wird deswegen in der kommenden Tarifrunde ein besonderes Augenmerk auf die Situation der Auszubildenden legen. Die Attraktivität des Handwerks darf nicht an der Höhe der Entgelte und Ausbildungsvergütungen scheitern.
Am 23. Juni beschloss die Tarifkommission der IG Metall im Metallhandwerk und der Landbautechnik in Niedersachsen eine Tarifforderung von 8,0 Prozent mehr Entgelt für 12 Monate. Außerdem setzt sich die IG Metall für eine Mindestvergütung von 1.000 Euro für Auszubildende ein. Der Vorstand der IG Metall bestätigt diese am 11. Juli. Die Verhandlungen beginnen Ende August und das Ende der Tarifverträge sowie der Friedenspflicht ist auf den 31. August datiert.
Im Sanitär-Heizung-Klima-Handwerk Niedersachsen hat die Tarifkommission am 01. Juni 2022 einen Forderungsbeschluss von 8 Prozent für 12 Monate getroffen. Auszubildende sollen überproportional profitieren. Die Tarifverträge laufen zum 30. September 2022 aus. Im Sanitär-Heizung-Klimahandwerk sind die Auftragsbücher randvoll: “Viele Betriebe nehmen für dieses Jahr gar keine Aufträge mehr an. Der Vorlauf bis ein Sanitär-Handwerker verfügbar ist, liegt nicht selten bei 4 Monaten. Von Corona oder dem Ukraine-Krieg ist in dieser Branche nichts zu spüren. Im Gegenteil: Die Klimawende drückt und bringt Mehrarbeit und eine deutliche Leistungsverdichtung mit”, so Wente.
Im Angesicht des Inflationsgespenstes adressiert die IG Metall in den laufenden Tarifrunden nicht nur die Arbeitgeber, sondern sieht auch die Politik in der Pflicht für Entlastung bei den Bürgerinnen und Bürgern zu sorgen: „Die bisherigen Maßnahmen der Bundesregierung reichen noch nicht. Wir brauchen mehr Entlastungen und zwar für alle! Insbesondere bei den Gas- und Strompreisen braucht es spürbares Handeln. Als IG Metall schlagen wir daher beispielsweise einen Gaspreisdeckel vor. Zudem müssen endlich die Krisengewinner wie die Mineralölkonzerne, die sich im Windschatten der Krise eine goldene Nase verdient haben, zur Kasse gebeten werden!“, so der Metaller abschließend.
(Presseinformation Nr. 056)
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