06.11.2023 | Bereits in der ersten Verhandlung hatten die Arbeitgeber ein Angebot vorgelegt, welches die Realitäten in der Branche verkennt: Hohe Auftragsvorläufe und Fachkräftemangel. Beides zusammen lässt die Klimaziele wanken. In der zweiten Verhandlung zeigte der niedersächsische Fachverband nun, dass sie nicht bereit sind die Tarifrunde zu einem schnellen Ende kommen zu lassen. Nach vier Stunden schwieriger Verhandlung standen unter dem Strich gerade einmal 0,2 Prozent mehr tabellenwirksame Lohnerhöhung auf dem Zettel der Arbeitgeber, als im ersten Termin. Dazu boten sie an, die Jahressonderzahlung um 10 Prozentpunkte, auf dann zukünftig 60 Prozent eines Monatseinkommens zu erhöhen. Das natürlich nicht ohne Haken: Langzeiterkrankten Beschäftigten soll die Zahlung dafür zukünftig reduziert werden können.
Das Arbeitgeberangebot im Detail: Zum 01.01.2024 sollen die Löhne und Gehälter um 3,6 Prozent steigen und zum 01.01.2025 um weitere 2,8 Prozent. Damit verbesserte sich das Angebot um gerade einmal 0,1 Prozentpunkte pro Jahr. Markus Wente, Verhandlungsführer der IG Metall: „65 Prozent der Teilnehmer unserer Umfrage gaben im Sommer an, den Betrieb oder die Branche bei einem besseren Angebot zu verlassen. Da ist es erschreckend, dass die Arbeitgeber sich mit Minilohnerhöhungen nach unten durchreichen lassen wollen. Immer wieder hören wir von den Arbeitgebern, dass die Stundenlöhne schon hoch seien, im Vergleich zu anderen Gewerken und Branchen. Das stimmt und zwar aus gutem Grund: Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis und bei 68.000 offenen Stellen in der Branche ist es nur gerechtfertigt, die besten Löhne zu zahlen.“
Die Inflation soll fallen: Die Arbeitgeber werden nicht müde zu erwähnen, dass die Inflationserwartungen für das kommende Jahr geringer ausfallen sollen. Dennoch geben 68 Prozent der Umfrageteilnehmer an, dass sie schon heute sparen wo sie nur können und 37 Prozent überlegen aufgrund der finanziellen Belastungen den Job zu wechseln. Wente weiter: „Wenn die Beschäftigten wechseln, dann in die Industrie. Dort kann deutlich mehr verdient werden und die Industriebetriebe suchen händeringend nach guten Handwerkern. Wer seine Leute halten will, kann nicht mit Sparangeboten beim Lohn um die Ecke kommen. Da müssen die Arbeitgeber deutlich nachbessern, auch um die Klimaziele nicht zu gefährden und als Arbeitgeber attraktiv zu bleiben.“
Diese waren am vergangenen Mittwoch jedoch nicht in der Lage, ein weiter verbessertes Angebot vorzulegen, weswegen die IG Metall die Verhandlung vertagt hat. Bis Ende November hat der Arbeitgeberverband jetzt die Gelegenheit, seine Position zu überdenken und ein verbessertes Angebot vorzulegen, was der Leistung der Beschäftigten und dem Bedarf an Fachkräften entspricht.
„Beide Seiten sind sich der positiven Wirkung eines Flächentarifvertrages bewusst. Dennoch sind wir als IG Metall nicht bereit, unter allen Umständen zu unterschreiben. Die Kolleginnen und Kollegen in den Betrieben sind gefragt, jetzt den Druck auf ihre Arbeitgeber zu erhöhen, denn gute Tarifabschlüsse werden einem nicht geschenkt“, so Wente abschließend.