26.07.2023 | Die IG Metall Niedersachsen und Sachsen-Anhalt warnt eindringlich vor dem Vorstoß verschiedener Akteure zur Einführung einer Schmalspurqualifizierung von Quereinsteigern im SHK-Handwerk (Sanitär, Heizung, Klima). Der Vorschlag, Montagehelfer mit spezifischen Kurzausbildungen für die Installation von Wärmepumpen einzusetzen, wird als fachkräftepolitischer Irrweg betrachtet. Die Gewerkschaft betont, dass diese Maßnahme weder das Fachkräfteproblem der Zukunft löst, noch dazu beiträgt, die Ziele der Klimatransformation schneller zu bewältigen.
„Mit Blick auf die ehrgeizigen Klimaziele sollen in den kommenden Jahren etwa 6 Millionen Wärmepumpen installiert werden. Doch allein für diese Aufgabe fehlen aktuell circa 60.000 Fachkräfte bundesweit. Zur Bewältigung dieser Herausforderung ist die Gesellschaft auf hochqualifizierte Handwerkerinnen und Handwerker angewiesen. Es bedarf gut ausgebildeter Experten, die in der Lage sind, die komplexe Welt der digitalen Heizungs- und Lüftungssteuerung eigenständig auf den Baustellen zu installieren und zu warten!“, so Markus Wente, IG Metall-Handwerksexperte.
Die duale Ausbildung hat in Deutschland eine lange Tradition und ist ein bewährtes System, um Fachkräfte mit umfassendem Know-how auszubilden. Handwerkerinnen und Handwerker, die diese Ausbildung durchlaufen haben, bringen Fachexpertise und die Fähigkeit mit, auch hochkomplexe Probleme eigenständig zu erkennen und zu lösen – eine unerlässliche Ressource, um die komplizierte Technologie der Wärmepumpen erfolgreich einzusetzen.
Es ist unbestreitbar, dass eine deutliche Steigerung der Sanierungsrate von Gebäuden erforderlich ist, um die Klimaziele zu erreichen. Die Studie der Firma Thermondo will dies durch eine höhere Produktivität im Installationsprozess erreichen und sieht hier drei Schlüssel: Zum einen die Fokussierung auf Arbeitsteilung, welche in vielen Bereichen der Industrie Standard ist und im Handwerk sicherlich ausbaufähig ist. Zum anderen durch eine konsequente Standardisierung und Digitalisierung, bereits im Produktionsprozess der einzelnen Komponenten. Und zum anderen durch den Einsatz von kurzfristig qualifizierten Montagehelfern auf den Baustellen.
Die IG Metall weist jedoch darauf hin, dass eine solche Kurzqualifizierung der falsche Ansatz ist. „Die Studie berücksichtigt nicht, woher diese Quereinsteiger überhaupt kommen sollen. Darüber hinaus ist der Gedanke, auf kurzfristig qualifizierte Arbeitskräfte zu setzen, zu oberflächlich. Was passiert mit diesen Menschen, wenn beispielsweise die Wärmepumpen nicht lieferbar sind und keine Installationen stattfinden können? Es fehlt zudem ein gesetzlich verbrieftes Recht auf Aufstiegsqualifizierung, sodass diese Kurzqualifizierung schnell zu einer beschäftigungspolitischen Sackgasse werden kann“, so Wente weiter.
Die IG Metall schlägt stattdessen vor:
„Die Handwerksunternehmen werden sich zukünftig immer stärker im Wettbewerb mit industriellen Anbietern wiederfinden, die vermehrt in den Markt drängen. Um dem standzuhalten, gilt es die notwendigen Voraussetzungen zu schaffen. Dazu gehören gute tarifliche Arbeitsbedingungen, um die Attraktivität der Branche zu steigern und Fachkräfte zu halten, sowie junge Menschen für eine hochwertige duale Ausbildung zu gewinnen. Diese ist für uns als IG Metall die Grundvoraussetzung, um die Herausforderungen der Klimatransformation zu bewältigen“, führt der Gewerkschafter abschließend aus.