31.08.2023 | Ein neuer Abschnitt beginnt für zahlreiche junge Menschen, denn am 1. August oder meist spätestens am 1. September findet der lang ersehnte Ausbildungsstart statt. Die duale Ausbildung am Standort Deutschland ist ein einzigartiges Alleinstellungsmerkmal im internationalen Vergleich und wird von vielen Staaten als mustergültig betrachtet.
In keinem anderen Land ist die enge Verknüpfung von theoretischer Bildung in Berufsschulen und praktischer Ausbildung in Betrieben so erfolgreich wie hierzulande. Diese duale Ausbildung stellt sicher, dass junge Menschen sowohl fundiertes Wissen als auch praxisbezogene Fähigkeiten erlernen, um den hohen Anforderungen der modernen Arbeitswelt gerecht zu werden. Sie bildet das Rückgrat der Wirtschaft und ist der Garant für eine hohe Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands. „Unser Ausbildungssystem hat zu einer sehr guten Entwicklung unseres Landes beigetragen und ist der Grundstein des wirtschaftlichen Erfolgs vieler Unternehmen!“, erklärt Louisa Mertens, Gewerkschaftssekretärin der IG Metall Niedersachsen und Sachsen-Anhalt.
Ob in der Metall- und Elektroindustrie, bei Volkswagen oder in vielen Gewerken des Handwerks: Auszubildende schaffen Zukunft und sind insbesondere für die Transformation der Wirtschaft von zentraler Bedeutung. Trotz des unbestrittenen Erfolgs der dualen Ausbildung gibt es Herausforderungen zu bewältigen: Jährlich bleiben immer noch hunderttausende Jugendliche im Übergangsbereich ohne Aussicht auf einen Berufsabschluss. Lediglich etwa zwei Drittel aller interessierten Jugendlichen schaffen jährlich den Sprung in eine Ausbildung. Diesen Missständen müssen wir gemeinsam entgegentreten, um jungen Menschen eine aussichtsreiche berufliche Zukunft zu bieten. „Es braucht einen gesellschaftlichen Wandel dahin, dass die Ausbildung nicht als zweite Wahl im Gegensatz zu einem Studium betrachtet wird. Wir brauchen eben nicht nur Akademiker im Land. Außerdem sind in vielen Branchen die Aussichten mit einer dualen Ausbildung super. Deswegen ist es so wichtig, dass die Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung auch in der Realität stattfindet und nicht nur von Politikern betont wird!“, führt Mertens aus.
Mit Nachdruck fordert die IG Metall eine umlagefinanzierte Ausbildungsgarantie, die jedem Jugendlichen den Weg zu einem Berufsabschluss öffnet und gleichzeitig die Betriebe in die Pflicht nimmt. Dieser Vorstoß sieht eine umlagefinanzierte Ausbildungsgarantie vor, die von einem Zukunftsfonds getragen wird, in den alle Betriebe, die nicht ausbilden, einzahlen müssen. Der Zukunftsfonds verfolgt zwei essentielle Ziele: Zum einen die Förderung und den Ausbau der betrieblichen Ausbildung durch die Finanzierung einer leistungsfähigen Bildungs- und Unterstützungsstruktur, einschließlich eines Ausgleichs der entstandenen Ausbildungskosten für die ausbildenden Betriebe. Zum anderen dient der Fonds als finanzielle Absicherung für zusätzliche Ausbildungsplätze im Rahmen der Ausbildungsgarantie.
Außerdem fordert die Gewerkschaft ein verbessertes Übergangsmanagement zwischen Schule und Beruf sowie deutlich mehr Berufsorientierung, welche in den schulischen Alltag integriert ist. „Wenn überall nach Fachkräften gerufen wird, sehe ich auch die Unternehmen in der Pflicht, selbst in Vorleistung zu gehen und Jugendliche auszubilden. Man kann nicht warten, dass das der Markt regelt, denn er tut es offensichtlich nicht. Gute tarifliche Ausbildungsvergütungen, faire Arbeitszeiten und Zukunftsmodelle sowie feste Übernahmeperspektive helfen im Wettbewerb um die jungen Köpfe!“, so die Gewerkschafterin weiter.