24.03.2023 | In der diesjährigen Tarifrunde des Kfz-Handwerks betont die IG Metall die Bedeutung des Flächentarifvertrags auch für kleine und mittelständische Autohäuser und Werkstätten. Tarifverträge sind ein Siegel für faire Arbeitsbedingungen und ein sicherer Garant gegen den Fachkräftemangel. In der ersten Tarifverhandlung für das niedersächsische Kfz-Handwerk hoben auch die Arbeitgeber die besondere Stellung kleiner und kleinster Autohäuser und Werkstätten für den Mittelstand im Flächenland Niedersachsen hervor. Ein möglicher Tarifabschluss müsse daher ebenfalls auf diese Betriebe Rücksicht nehmen, um das Handwerk zu stärken und Arbeitsplätze zu sichern - heißt es vom Arbeitgeberpräsidenten.
„Die IG Metall unterstützt die Aussage von Karl-Heinz Bley, Präsidenten sowie Landesinnungsmeister des Kfz-Gewerbes Niedersachsen-Bremen. Klein- und mittelständische Betriebe sind das Rückgrat des niedersächsischen Handwerks! Allerdings sind sie seit langem nicht mehr das Rückgrat des Flächentarifvertrages“, betont Markus Wente, Verhandlungsführer der IG Metall in Niedersachsen. Bereits 2005 hatte die Landesinnung des niedersächsischen Kfz-Handwerks die flächendeckende Tarifpartnerschaft mit der IG Metall einseitig aufgekündigt und eigenständige Tarifgemeinschaften gebildet. Eine Tarifbindung herrscht seitdem nur noch für Mitgliedsbetriebe dieser Tarifgemeinschaft. Wente unterstreicht: „Das bedeutet, dass faire Tarifverträge in der Regel verloren gegangen sind. Heute sind zumeist große Betriebe und Kfz-Konzerne Mitglied dieser Tarifgemeinschaften. Dort, wo Betriebsräte und gut organisierte Belegschaften vorhanden sind, existieren auch Tarifverträge. Viele kleinere Betriebe geraten dabei auf dem Arbeitsmarkt im Kampf um gute Fachkräfte unter die Räder.“
Ob Arbeitszeit, Urlaubstage oder das monatliche Einkommen: Tarifverträge sind ein Garant für faire Arbeitsbedingungen. Dass diese nicht mehr flächendeckend zur Geltung kommen, ist auch ein Grund für den stetig steigenden Fachkräftemangel. „Junge Beschäftigte orientieren sich in andere Branchen des Handwerks. Das Kfz-Handwerk hat ein Imageproblem, was zunehmend zur Wachstumsbremse wird. Wenn die Arbeitgeber des niedersächsischen Kfz-Handwerks diese Betriebe nun aber in den aktuellen Tarifverhandlungen in den Fokus setzen, nehmen wir dies gerne als Anlass, auch für diese Betriebe endlich wieder eine rechtssichere Tarifbindung herzustellen. Fast 20 Jahre tarifloser Zustand müssen endlich überwunden werden. Wir brauchen daher eine gemeinsame Offensive in Form eines tarifpolitischen Dialoges für das gesamte landesweite Kfz-Handwerk. Dazu laden wir die Landesinnung gerne ein!“, führt Wente aus.
Die IG Metall fordert in der diesjährigen Tarifrunde des Kfz-Handwerkes 8,5 Prozent mehr Geld für 12 Monate, sowie eine Erhöhung der Ausbildungsvergütungen auf mindestens 1000 Euro im Monat. In der ersten Verhandlung erschienen die Arbeitgeber mit leeren Händen und gingen auf die Forderung der Gewerkschaft nicht ein. „Verantwortung für kleine und kleinste Betriebe im Kfz-Handwerk predigen, in den Verhandlungen aber kein Angebot vorlegen. Das führt in den tarifgebundenen Betrieben zu Ladedruck und Bewegung nach Ende der Friedenspflicht. Die Kolleginnen und Kollegen sind bereit ab April Druck für ihre Forderung zu machen“, so der Metaller abschließend.