Russland-Ukraine - Ende der Waffengewalt nicht absehbar

Solidarität für Ukraine darf nicht abebben – Arbeitsmarkthemmnisse und bürokratische Hürden für Geflüchtete abbauen

23.02.2023 | Ein Jahr nach dem Beginn des verbrecherischen Angriffskriegs Russlands auf die Ukraine, halten die Kampfhandlungen weiter an und ein Ende der Waffengewalt ist nicht absehbar. Unsägliches Leid und die Flucht hunderttausender Menschen aus der Ukraine sind die Folge.

„Nach wie ist ganz klar: Unsere Solidarität gilt der ukrainischen Zivilbevölkerung. Diese darf auch nach einem Jahr nicht abebben, sondern muss kontinuierlich fortwähren!“, erklärt Thorsten Gröger, IG Metall-Bezirksleiter. Wer vor Krieg und Zerstörung flieht, muss in der europäischen Staatengemeinschaft Schutz finden, so der Gewerkschafter: „Nichtsdestotrotz ist das natürlich ein großer Kraftakt. Für die Landkreise und Kommunen sowie private Initiativen und Helfende – das gemeinsame Engagement verdient Respekt und Anerkennung. Alleine in Niedersachsen haben mehr als 100.000 Menschen Zuflucht gesucht, in Sachsen-Anhalt mehr als 30.000. Ohnehin schon sind Wohnraum und Kitaplätze knapp, überall fehlen Lehrkräfte: Die Versorgung der Geflüchteten ist eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung, die nur miteinander angegangen werden kann und nicht im Gegeneinander. Wenn jetzt allerdings entscheidende Weichen für eine gelingende Integration gestellt werden, kann darin eine unglaubliche Chance, beispielsweise mit Blick auf den Fachkräftebedarf, liegen!“, führt Gröger aus. 

Laut Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) verfügen rund die Hälfte der ukrainischen Migrant*innen in Deutschland über eine abgeschlossene Hochschulausbildung und vergleichbare Abschlüsse, 14 Prozent über berufsbildende Abschlüsse und 26 Prozent über eine höhere Schulbildung. „Diese möglichst unkompliziert und schnell in den Arbeitsmarkt zu integrieren muss vorrangiges Ziel sein!“, schildert der Bezirksleiter der IG Metall. Noch immer seien bürokratische Hürden eines der größten arbeitsmarktpolitischen Hemmnisse. Im Klartext fordert der Metaller: Mehr (berufsbezogene) Sprachkurse, eine zügigere und unkompliziertere Anerkennung beruflicher Abschlüsse - wenn nötig gezielte Nachqualifizierungen und Weiterbildungen - sowie mehr Anstrengungen bei der Arbeitsvermittlung. „Natürlich ist das eine Vorschussleistung und führt nicht dazu, dass wir mit dem Finger schnipsen und sofort Fachkräfte haben. Aber nur, wenn wir heute in die Arbeitnehmer*innen von morgen investieren, können wir die Lücken bei den bestehenden Bedarfen schließen.“

Nichtsdestotrotz warnt Gröger: „Geflüchtete dürfen nicht Lückenbüßer für die Versäumnisse in der Arbeitsmarktpolitik der vergangenen Jahre sein. Mangels Alternativen und noch fehlenden Sprachkenntnissen dürfen diese Menschen nicht in prekäre Beschäftigungsverhältnisse geschoben werden - Sie sind kein Provisorium für fehlende Beschäftigte in Branchen mit erhöhter Wahrscheinlichkeit einer prekären Tätigkeit, wie in der Gastronomie, der Fleischwirtschaft und der landwirtschaftlichen Saisonbeschäftigung. Hier hilft nur eines: Verschärfungen durch den Gesetzgeber, gute Tarifverträge, starke Gewerkschaften und Belegschaften, die den Mut fassen sich zu organisieren!“

Pressemitteilung: 015/2023

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