17.04.2023 | Mit den anstehenden Abiturprüfungen rückt das Thema der Berufsorientierung und Bildungswahl erneut in den Fokus. Die IG Metall betont in diesem Zusammenhang, dass eine duale Ausbildung eine hervorragende Alternative zum Studium darstellt und gleichwertige Karrieremöglichkeiten bietet. Insbesondere in der Metall- und Elektroindustrie oder in den Handwerksbranchen schafft die duale Ausbildung eine fundierte und praxisnahe Ausbildung, die den direkten Einstieg ins Berufsleben ermöglicht.
„Wir brauchen in unserem Land nicht nur Master, sondern eben auch Meister. Die Klimawende wird nicht alleine von Ingenieuren gewuppt, sondern braucht insbesondere auch das Handwerk. Solarpanele kommen nicht alleine auf das Dach, Wärmepumpen bauen sich ebenfalls nicht von alleine ein und auch die Ladesäuleninfrastruktur wächst nicht aus dem Boden!“, erklärt Thorsten Gröger, IG Metall-Bezirksleiter.
Die duale Ausbildung vermittelt nicht nur fachliches Wissen, sondern auch wichtige Schlüsselqualifikationen wie Teamfähigkeit, Eigenverantwortlichkeit und Problemlösungskompetenz. Als wichtiger Bestandteil des deutschen Bildungssystems hat sich die duale Ausbildung etabliert. Dennoch gibt es noch immer eine Dominanz des akademischen Bildungsweges und eine Unterbewertung der dualen Bildung in der öffentlichen Wahrnehmung. „Unser Schulsystem ist darauf ausgelegt zukünftige Professoren auszubilden, nicht aber den Bedarf, den unser Gesellschaftssystem hat. Viel zu häufig schlagen Schülerinnen und Schüler aus externen Zwängen eine gymnasiale und später akademische Laufbahn ein – weil sich das so ‚gehöre‘, weil man ohne Abitur und Studium ‚nichts‘ sei, so der vielfach geschilderte Eindruck. Das ist natürlich Nonsens! Es entsteht der Eindruck, dass ein Realschulabschluss wertlos sei und eine Ausbildung nur einen Zweitweg darstellt. Damit muss Schluss sein: Die Politik muss hier aktiv werden und eine gleichwertige Förderung der dualen und akademischen Bildung sicherstellen. Das darf nicht nur in parlamentarischen Sonntagsreden zu hören sein, sondern sich in der Realität widerspiegeln!“, fordert der Bezirksleiter. Außerdem müssen auch die Unternehmen Verantwortung tragen: „Einerseits über fehlende Fachkräfte klagen und dann entweder nicht oder zu wenig ausbilden oder als Zugangsvoraussetzung ein Abitur erwarten, das passt nicht in die Welt!“, so Gröger weiter. Neben einer Erhöhung des Images der dualen Ausbildung, braucht es auch eine Mehr an Attraktivität. Dazu gehören ordentliche Ausbildungsvergütungen, gute Arbeitsbedingungen, Übernahmegarantien sowie Anreizprogramme wie die Meisterprämie, um sich auch später weiterzuentwickeln. Zudem brauche es mehr berufliche Orientierung und mehr Praxisphasen in Betrieben – auch in der Schulzeit an Gymnasien.
Um die Ausbildung zu stärken, setzt sich die IG Metall für eine umlagefinanzierte Ausbildungsgarantie ein, um allen Jugendlichen einen Berufsabschluss zu ermöglichen und die Betriebe nicht aus der Verantwortung zu entlassen. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) schlägt vor, einen Zukunftsfonds einzurichten, in den alle Betriebe einzahlen müssen. Dieser Fonds soll zwei Ziele verfolgen: Zum einen soll er die betriebliche Ausbildung fördern und ausbauen, indem er eine leistungsfähige Bildungs- und Unterstützungsstruktur finanziert und die entstandenen Ausbildungskosten für ausbildende Betriebe ausgleicht. Zum anderen soll er die Kosten für zusätzliche Ausbildungsplätze im Rahmen der Ausbildungsgarantie finanzieren. Der Fonds soll also eine leistungsfähige Bildungsinfrastruktur schaffen, die den Betrieben Anreize und Hilfestellung bietet, betriebliche Ausbildung zu stärken.
Pressemitteilung: 034/2023