Energiewende

Gas-Abhängigkeiten reduzieren und Turbo bei erneuerbaren Energien zünden – Gaspreisdeckel kann Planungssicherheit schaffen!

04.05.2022 | Die Abhängigkeit von russischer Energie offenbart eine große Vulnerabilität bei der Versorgungssicherheit und zeigt, dass in den vergangenen Jahren eine Energiewende massiv verschlafen worden ist. „Wir sehen zwar, dass bei der Nettostromerzeugung in Deutschland der Anteil der erneuerbaren Energien Richtung 50 Prozent tendiert. Betrachtet man Energie ganzheitlich - ob für Industrie, für Mobilität oder für die Wärmeerzeugung – zeigt sich auf dramatische Weise in welches energiepolitische Fiasko sich Deutschland mit Blick auf die Abhängigkeitsverhältnisse bei Öl und Gas begeben hat!“, erklärt Thorsten Gröger, Bezirksleiter der IG Metall Niedersachsen und Sachsen-Anhalt.

Spätestens jetzt müsse der Turbo bei den erneuerbaren Energien gezündet werden, das fordert die IG Metall auch vor dem Kontext der anstehenden Landtagswahl in Niedersachsen von den politischen Parteien: „Wir sehen, dass gerade bei der Solar- und der Windenergie in den letzten Jahren zu wenig Fahrt drauf gewesen ist – das rächt sich nun. Natürlich sollten bei Neubauten fortan Photovoltaik-Anlagen einen festen Platz auf den Dächern der Republik haben und gerade die Industrie hat hier auch noch riesige Nachholbedarfe. Und auch die verfügbaren Flächen für Windenergien müssen mehr in den Fokus gerückt werden. Da kann der Norden vorangehen, aber bayrischen Sonderwegen muss eine Absage erteilt werden. Wir müssen das Gemeinwohl über Einzelinteressen stellen!“  

Kurzfristig werde mit Standorten in Brunsbüttel, Stade und Wilhelmshafen mit LNG-Terminals versucht die Abhängigkeit zu russischem Gas zu reduzieren: „Machen wir uns aber nichts vor: LNG-Gas ist teuer und der Weg des Gases entsprechend lang. Auf die nächsten Jahre kann LNG eine Überbrückung darstellen, aber erweist sich derzeit nicht als langfristige Lösung. Damit die Terminals auch perspektivisch zukunftsfest sind, muss eine Wasserstoffreadiness sichergestellt werden!“ 

Neben dem Turbo beim Ausbau der erneuerbaren Energien brauche es auch mehr Tempo bei der Wärmedämmung und der energetischen Gebäudesanierung – „Die Energiewende muss ebenfalls eine Wärmewende sein!“, hebt der Metaller hervor. Irritiert blickt Gröger auf die Diskussion zur Laufzeitverlängerungen von Atomkraftwerken: „Dies ist letztlich doch eine Scheindebatte. Der Anteil der Kernenergie am Strommix ist überschaubar und letztlich ersetzbar – allen voran wird mit dem Weiterlaufen der Atomkraftwerke ein Problem nicht gelöst: Denn der Großteil der deutschen Haushalte heizt mit Gas. Bei allen Argumenten, dass der Weiterbetrieb von AKWs zu teuer und zu unsicher sei kommt hinzu, dass dadurch eben keine Lösung zur russischen Gasabhängigkeit geschaffen wird. Außerdem schaffe man sich mit Blick auf Brennstäbe oder Uran im Kontext der Atomdebatte weiter Abhängigkeiten auf den Hals, die es nicht brauche!“ 

Bei allen diskutierten Möglichkeiten aus der Energieabhängigkeit auszusteigen, sei klar, dass kurzfristig die Preise für Gas und Strom steigen werden: „Wir können zwar eine falsche Energiepolitik benennen und den Kurs über die Zeit korrigieren, allerdings lässt sich nur schwer von jetzt auf gleich ein Schalter umlegen. Die Kehrtwende im Energiesektor muss durch entlastende Maßnahmen durch die Politik für die Verbraucher flankiert werden. Am Ende muss klar sein, dass jede und jeder seine Strom- und Gasrechnungen bezahlen können muss. Neben steuerlichen Entlastungen oder Senkungen der Mehrwertsteuer halten wir einen Gaspreisdeckel für absolut sinnvoll. Dieser könnte beispielsweise den Normalverbrauch eines Haushalts von 8.000 Kilowattstunden Gas abdecken. Wer mehr Gas verbraucht, zahlt höhere Preise! Das schafft Verlässlichkeit für Haushalte und Familien.“, so der Bezirksleiter.  

Nicht zuletzt könne jede und jeder einen individuellen Beitrag leisten: „Jede eingesparte Kilowattstunde hilft und ist eine gute: Dabei soll niemand in seiner Wohnung frieren, zugleich schadet ein halbes Grad weniger am Thermostat niemandem. Und auch den Bleifüßen auf deutschen Autobahnen sei gesagt, dass das einzige Argument gegen ein Tempolimit der individuelle Wunsch nach rasen ist – das kann ich nur schwer nachvollziehen!“ 

(Presseinformation Nr. 037/2022)

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