9. November als Schicksalstag der deutschen Geschichte

Kein Fußbreit dem Faschismus und Antisemitismus

09.11.2021 | Der 9. November gilt als Schicksalstag der deutschen Geschichte: Ob die Ausrufung der Republik von Philipp Scheidemann im November 1918, der gescheiterte Hitler-Putsch 1923 oder der Mauerfall im Jahr 1989. „Mit Blick auf das Jahr 1938 gedenken wir den Opfern der Novemberpogrome und den unzähligen Opfern des Holocaust. Die kaltblütige industrielle Ermordung von Millionen jüdischer Mitbürgerinnen und Mitbürgern ist ein entsetzlicher Teil unserer Geschichte und ist nicht nur Mahnung, sondern auch Verpflichtung.

Thorsten Gröger, Bezirksleiter IG Metall Niedersachsen und Sachsen-Anhalt (Foto: Agentur lieb.ich)

Eine Verantwortung nicht nur still zu gedenken, sondern auch aktiv antirassistische Aufklärungsarbeit zu betreiben und mit aller Entschiedenheit dort für ein friedliches Zusammenleben einzutreten, wo Menschen aufgrund ihrer Hauptfarbe, ihrer Herkunft, ihrer Religion, ihres Geschlechts oder ihrer sexuellen Orientierung ausgegrenzt, diskriminiert und angefeindet werden!“, erklärt Thorsten Gröger, IG Metall Bezirksleiter in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt.

Der 9. November unterstreicht nicht nur die wechselhafte deutsche Historie, sondern betont auch den Stellenwert des fragilen Guts der Demokratie: „Damals wie heute erleben wir jedoch, dass jüdische Mitmenschen nach wie vor Angriffsziel von antisemitischen Straftätern werden. Ob Kippa-Träger angegriffen, Mahnmale geschändet, Brandanschläge auf Synagogen verübt oder Sprengstoffanschläge geplant werden: Die antisemitische Fratze hat viele Gesichter!“, schildert Gröger weiter.

Ein Blick auf die Statistiken zeigt: Fremdenfeindliche und antisemitische Verbrechen sind kein Phänomen von gestern, sondern gewaltiges Problem im hier und jetzt: So sind in Niedersachsen antisemitische Straftaten auf weiterhin hohem Niveau auch in 2020 zu verzeichnen, gleiches gilt mit Blick auf rechtsmotivierte Gewaltdelikte. Auch in Sachsen-Anhalt ist im Jahr 2020 die Zahl der Straftaten mit antisemitischer Tatmotivation gestiegen (2020: 87, 2019: 70). Auch bei Straftaten mit fremdenfeindlicher Tatmotivation war ein deutlicher Anstieg zu verzeichnen (2020: 417, 2019: 335).

„Ein Blick in die Kommentarspalten in sozialen Netzwerken wie Facebook reicht, um zu sehen, dass rechtsradikales Gedankengut weiterhin ein ernstzunehmendes Gesellschaftsproblem darstellt. Dort, wo Impfausweise mit Judensternen verglichen werden, dort, wo junge Erwachsene sich mit Anne Frank oder Sophie Scholl gleichstellen, dort, wo die Shoa relativiert und Impfzentren mit Ausschwitz in Verbindung gebracht werden, darf der Staat nicht wegschauen. Meinungsfreiheit ist ein hohes Gut – aber Volksverhetzung, Holocaust-Leugnung und Narrative jüdischer Weltverschwörungen sind von ihr nicht gedeckt, sondern müssen mit aller Schärfe der Justiz verfolgt werden!“, erklärt der Gewerkschafter weiter und fügt an: „Wenn sich in Filterblasen im Netz radikalisiert wird, darf der Staat nicht wegschauen. Das Internet darf kein rechtsfreier Raum sein und rechtsextreme Digitalstrukturen müssen schärfer ins Visier genommen werden!“

Der 9. November ist eine Verpflichtung, „eine Verpflichtung für die Wahrung von Frieden, Demokratie und Vielfalt in unserem Land. Auch wenn immer weniger Zeitzeuginnen und Zeitzeugen unter uns sind, dürfen ihre Erinnerungen an die Gräueltaten nicht verblassen. Wir sind gut beraten, wenn wir die politische Bildung und kulturelle Erinnerungsarbeit weiter stärken!“, so Gröger abschließend.

(Presseinformation Nr. 102/2021)

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