Metall- und Elektroindustrie Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim

Warnstreikauftakt um Mitternacht bei Essex Furukawa und Lacroix + Kress in Bramsche

02.03.2021 | Osnabrück / Bramsche – Alle Beschäftigten der Nachtschichten der Firmen Essex Furukawa GmbH und Lacroix + Kress in Bramsche bei Osnabrück folgten dem Aufruf der IG Metall und legten unmittelbar nach dem Auslaufen der Friedenspflicht in der Nacht von Montag auf Dienstag für 1 Stunde die Arbeit nieder.

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Clip von Aktionen im Vorfeld der IG Metall Osnabrück

„Das Angebot der Arbeitgeber für 2021 eine komplette Null-Runde zu vereinbaren und erst in 2022 einen unbezifferten Mix aus Einmalzahlung und Tabellenerhöhung anzubieten, der weit bis 2023 reicht, ist schlicht unakzeptabel. Zudem fordern die Arbeitgeber, von diesem Mix betrieblich auch noch abweichen zu können. Das kann bedeuten, dass Beschäftigte drei Jahre keinen Cent mehr bekommen“, erklärt Carsten Maaß, Verhandlungsführer für das Tarifgebiet Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim von der IG Metall-Bezirksleitung Niedersachsen und Sachsen-Anhalt den Streikenden das Angebot der Arbeitgeber.

Die Geduld der IG Metall ist zu Ende, das Verständnis der Belegschaften ausgereizt. „Stillstand bei den Arbeitgebern am Verhandlungstisch – dann ist es jetzt die Zeit, dass sich die Beschäftigten aus den Betrieben mit Anstand und Abstand bewegen“ so Maaß.

Der Gewerkschafter unterstrich, dass es der IG Metall wichtig sei, Beschäftigung zu sichern und Zukunftsperspektiven für die Beschäftigten in der Transformation der Industrie zu geben. Dafür brauche es verbindliche tarifvertragliche Regelungen, die beide Seiten binden. „Beschäftigungs- und zukunftssichernde Maßnahmen, die Unternehmen nur dann anwenden, wenn es ihnen gefällt, wird es mit uns nicht geben“, so Gewerkschafter Maaß.

Die beiden Betriebsratsvorsitzenden der Bramscher Werke, Michael Wessel sowie Jürgen Krüger, freuten sich über die hervorragende Beteiligung aus beiden Betrieben. Neben den Nachtarbeitern ließen es sich insgesamt über 100 Kolleginnen und Kollegen aus Spätschicht sowie Delegationen aus anderen Betrieben trotz der vorgerückten Stunde es sich nicht nehmen, am Warnstreikauftakt teilzunehmen und somit für die Tarifforderung der IG Metall einzutreten. Aufgrund der Corona-Pandemie hat die IG Metall bewusst auf schichtübergreifende Aktionen und größere Solidaritätsbesuche aus anderen Betrieben verzichtet.

„Die Wut der Beschäftigten über die Hinhaltetaktik und das vollkommen unzureichende Angebot ist riesengroß. Das Angebot von Vier mal Null aus der dritten Verhandlung wird sehr heftig in der Belegschaft diskutiert - es brodelt gewaltig, so Betriebsrat Michael Wessel. „Dreimal kam die Arbeitgeberseite nun schon mit leeren Händen in die Verhandlungen – das ist inzwischen doch nur noch peinlich. Unsere Forderungen sind doch seit langem bekannt. Wer glaubt, wir wären in der Pandemie nicht fähig, den nötigen Druck aufzubauen, unterschätzt die IG Metall, die Kreativität unserer Kolleginnen und Kollegen und vor allem deren klare Erwartungshaltung!“ ergänzt Betriebsrat Jürgen Krüger. Beide Betriebsräte spiegeln übereinstimmend die aktuelle Stimmung in beiden Betrieben bezüglich der Tarifrunde wieder.

IG Metall: Maske – Abstand – Arbeitskampf

„Während die Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie Nacht für Nacht in den Betrieben alles gegeben, sind die Arbeitgeber bei den Verhandlungen aktuell noch im Schlafwagen-Modus unterwegs.“ fand Stephan Soldanski, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Osnabrück deutliche Worte zu den Streikenden. „Die Arbeitgeber träumen offensichtlich sogar davon, dass sie unter dem Corona-Deckmantel Eingriffe in laufende Tarifverträge verwirklichen können.“

„Das werden wir aber nicht zulassen! Das ist  a) nicht zukunftsgerichtet und  b) auch nicht lösungsorientiert“ entrüstete sich Soldanski.

„Arbeitgeber wacht auf und bewegt euch endlich am Verhandlungstisch! - Vier mall Null bleibt halt Null! Das kann man drehen und wenden wie man will!“ Anstatt über zukunftsgerichtete und für die Branche passende Lösungen zu verhandeln, blockieren die Arbeitgeber am Verhandlungstisch und provozieren so nur noch weitere Aktionen. „Wir fordern Zukunft und die Arbeitgeber bieten außer leeren Worthülsen bisher nichts!“ empörte sich Osnabrück’s IG Metall-Chef über die Vorgehensweise der Arbeitgeber.

„Die IG Metall ist auch unter Corona voll handlungs- und aktionsfähig. Wer arbeitet, kann diese auch niederlegen. Ein Arbeitskampf funktioniert auch mit Maske und Abstand! Und wir sind jederzeit in der Lage noch eine Schippe draufzulegen!“ zeigte sich Soldanski kämpferisch.

Zum Hintergrund

Das Forderungspaket der IG Metall: Beschäftigung sichern, Zukunft gestalten und die Einkommen stärken

  • Eine Verbesserung der gekündigten Tarifregelungen zur Beschäftigungssicherung durch Modelle der Arbeitszeitabsenkung mit Teilentgeltausgleich (z.B. Option auf 4-Tage-Woche)
  • Einen tariflichen Rahmen für betriebliche Zukunftstarifverträge
  • Ein Volumen von 4% bei einer Laufzeit von 12 Monaten zur Stärkung der Einkommen. Dieses Volumen kann auch für Maßnahmen der Beschäftigungssicherung eingesetzt werden.
  • Darüber hinaus strebt die IG Metall eine Verbesserung der Ausbildung und der Übernahmeregelungen für Auszubildende und dual Studierende an.

Das Arbeitgeber-Angebot aus der dritten Verhandlungsrunde:

  • Null    Prozent in diesem Jahr
  • Null    Bewegung in Fragen Beschäftigungssicherung
  • Null    Verbindlichkeit bei Zukunftstarifverträgen
  • Null    Vorschläge für Dual Studierende und bei der Übernahme der Auszubildenden

Dafür verlangen die Arbeitgeber

  • eine Laufzeit von über 30 Monaten
  • dauerhafte Eingriffsmöglichkeiten in laufende Tarifverträge, bspw. Kürzung des Weihnachtsgelds.

IG Metall Osnabrück mobilisiert für die Tarifrunde 2021: https://youtu.be/GpZZ8heiVLM

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