27.09.2024 | Vor dem Kontext einer wirtschaftlich anspruchsvollen Zeit für die Betriebe auf der einen und deutlichen Reallohnverlusten der Beschäftigten in den vergangenen Jahren auf der anderen Seite, hieß es für die IG Metall: Dicke Bretter bohren. Am Mittwoch, dem 11. September 2024, trafen sich die Gewerkschaft und die Landesinnungsverbände aus dem Nord-West-Deutschen Raum zur ersten Tarifverhandlung im Tischlerhandwerk für die Länder Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Hamburg, Bremen und Schleswig-Holstein.
Die IG Metall untermauerte ihre Forderung mit einem deutlichen Reallohnverlust der Beschäftigten in den letzten Jahren. Die hohe Inflation hat an der Kaufkraft der Beschäftigten kräftig genagt, und viele mussten ihren privaten Konsum einschränken, welcher in Deutschland noch immer eine der tragenden Konjunktursäulen ist. Die Arbeitgeber erwiderten mit Auftragsrückgängen, schwindenden Erträgen und deutlich gestiegenen Firmeninsolvenzen im Tischlerhandwerk.
Die Verhandlungen wurden mehrfach unterbrochen – nach 7 Stunden einigten sich die Tarifvertragsparteien auf ein Ergebnis, das die Kaufkraft der Beschäftigten stärkt und für mehr Freizeit und Vereinbarkeit von Leben und Beruf sorgt. Zugleich trägt der Abschluss auch der aktuell wirtschaftlich schwierigen Situation der Betriebe Rechnung, welche unter der fallenden Bauwirtschaft an Fahrt verlieren.
Zum 01.02.2025 steigen die Entgelte um 3,0 Prozent (neues Eckentgelt 19,47 €) und ab dem 01.02.2026 um weitere 2,4 Prozent (neues Eckentgelt dann 19,94 €). Die Ausbildungsvergütungen steigen zeitgleich um 70 Euro pro Ausbildungsjahr im ersten und um weitere 60 Euro pro Ausbildungsjahr im zweiten Schritt. Die Entgelte sind erstmals nach 24 Monaten zum 30.11.2026 kündbar.
Außerdem steigt der Urlaubsanspruch für die Beschäftigten im Nord-West-Deutschen Tischlerhandwerk ab dem 01.01.2025 dauerhaft um einen Tag pro Jahr, sodass dieser in Zukunft bis zu 31 Tage beträgt. „Dies sorgt für mehr Vereinbarkeit von Familie und Beruf und könnte für die Zukunft ein erster Schritt sein, zu mehr Zeitsouveränität. Das Bedürfnis nach mehr freier Zeit beschäftigt nicht nur die junge Generation, sondern auch die rentennahen Jahrgänge, denen so mehr Erholungszeiten zur Verfügung stehen. Die heute noch gültige Zeitstaffel beim Urlaubsanspruch gehört jedoch in die Zeiten der Postkutsche und kann uns als IG Metall nicht zufriedenstellen. Hier werden wir auch in Zukunft deutlich dran arbeiten müssen“, so Markus Wente, Verhandlungsführer der IG Metall.
Bei den Auszubildenden tat sich die Arbeitgeberseite besonders schwer, und es musste um jeden Euro gerungen werden: „Noch immer scheint in den Unternehmen die Meinung vorzuherrschen, die Auszubildenden lebten alle noch bei Mutti und hätten keine steigenden Kosten. Das ist faktisch falsch und geht an der Lebensrealität der nächsten Fachkräftegeneration vorbei. Hier heißt es, sich für die kommende Tarifrunde stärker aufzustellen und sich als Auszubildender aktiv einzubringen“, so Wente abschließend.