17.09.2024 | Gleich zwei Startschüsse konnte die IG Metall am vergangenen Dienstag, den 17.09.2024, in den historischen Hallen einer alten Möbelfabrik in Melle feiern. Bei der ersten „talk-nach-6“ in den Räumen des Automuseum Melle, konnte die IG Metall in der holz- und kunststoffverarbeitenden Industrie den Auftakt der Gespräche zur Einführung eines neuen Entgelttarifvertrages in Niedersachsen begehen. Gemeinsam mit Betriebsräten und Vertretern des Arbeitgeberverbandes hat die Gewerkschaft die Frage diskutiert: Sind Lohn und Gehalt bald Geschichte?
Der heutige Lohn- und Gehaltstarifvertrag stammt aus den 70er Jahren und ist in seinen Inhalten längst überholt. Politisch größtes Problem dabei ist die Trennung von Angestellten auf der einen und Arbeitern auf der anderen Seite. Diese Trennung bedeutet viele hundert Euro Unterschied pro Monat und das bei gleichwertiger Arbeit in gleicher Arbeitszeit. „Die Tarifparteien haben die Digitalisierung und Automatisierung der Produktion in den vergangenen 20 Jahren verschlafen. Kaum ein Betrieb hat heute noch eine nennenswert große Anzahl an an- und ungelernten Beschäftigten in der Produktion. Dieses hatte über viele Jahrzehnte eine Trennung zwischen den Beschäftigten mit abgeschlossener Ausbildung im Büro und den ungelernten Beschäftigten in der Produktion gerechtfertigt“, so Markus Wente, Verhandlungsführer für die Holz- und Kunststoffindustrie in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt.
In der vergangenen Tarifrunde haben die Tarifparteien an dieser Stelle die notwendige Verantwortung übernommen und eine Verhandlungsverpflichtung unterzeichnet. Ziel dabei: Einführung eines einheitlichen Entgeltsystems, in dem es für gleichwertige Tätigkeit in gleicher Arbeitszeit auch das gleiche Geld gibt!
Im ersten „talk-nach-6“ konnten circa 40 Betriebsrät*innen und Vertreter des Arbeitgeberverbandes dieses Thema im Fireside-Chat diskutieren und die Probleme und Kernpunkte herausarbeiten. Dabei wurde deutlich: Eine schnelle Einigung in diesem Thema liegt nicht auf dem Tisch, sondern es müssen noch dicke Bretter gebohrt werden. Dabei betonte die Arbeitgeberseite eine notwendige Kostenneutralität bei der Einführung eines Entgeltsystems, was die IG Metall zurückwies und auf den Gerechtigkeitsfaktor und die Wertschätzung der Beschäftigten in den Betrieben hinwies.
Die ersten Verhandlungen starten Ende Oktober 2024 in Melle. In einem Punkt sind sich die Parteien einig: Lohn und Gehalt in der Holz- und Kunststoffindustrie gehört in die Geschichtsbücher, nur über den Zeitpunkt, wann dieses Kapital geschlossen werden kann, ist man sich noch uneinig.