28.11.2022 | Osnabrück – Die IG Metall und der Arbeitgeberverband haben sich am 28.November 2022 in Osnabrück in der 5. Verhandlung auf die Übernahme des Pilotabschlusses aus Baden-Württemberg für die Metall- und Elektroindustrie geeinigt.
Nach diesem Verhandlungsergebnis erhalten die rund 17.000 Beschäftigten sowie die Auszubildenden im Tarifgebiet Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim ab 1. Juni 2023 5,2 Prozent mehr Geld und ab dem 1. Mai 2024 weitere 3,3 Prozent mehr. Zudem wird den Beschäftigten eine steuerfreie Inflationsprämie in Höhe von 3.000 Euro in zwei Schritten ausbezahlt: 1.500 Euro spätestens im Februar 2023, weitere 1.500 Euro spätestens im Februar 2024. Auch den Auszubildenden hilft dieser Tarifabschluss, die gestiegenen Lebenshaltungskosten zu schultern. Sie erhalten eine Inflationsausgleichsprämie von zweimal 550 Euro.
Die Betriebsparteien können per freiwilliger Betriebsvereinbarung die Auszahlung der Inflationsprämie zu anderen Zeitpunkten festlegen. Eine frühere Auszahlung ist jederzeit möglich. Es müssen jedoch mindestens 750 Euro im Januar 2023 ausbezahlt werden. Das Tarifliche Zusatzgeld B (T-ZUG B), das es seit 2018 gibt, wird ab 1. Januar 2023 dauerhaft von 12,3 Prozent der EG 4 HS auf 18,5 Prozent erhöht. Das Transformationsgeld in Höhe von 18,4 Prozent des Monatsentgelts, das einmal jährlich im Februar ausbezahlt wird, bleibt bestehen. Die für 2023 geplante Erhöhung entfällt. Zudem haben sich die Tarifvertragsparteien auf ein Verfahren bei einem Energienotstand verständigt, eine sogenannte Energienotfallklausel. Der Tarifvertrag hat eine Laufzeit bis zum 30. September 2024.
Carsten Maaß, Verhandlungsführer der IG Metall: „Das Verhandlungsergebnis gibt den Beschäftigten Sicherheit in unsicheren Zeiten. Die Inflationsausgleichsprämie hilft kurzfristig gegen die steigenden Energiepreise. Sie hat zudem eine starke soziale Komponente, da die unteren Entgeltgruppen überproportional profitieren. Die dauerhafte Erhöhung der Entgelttabelle stabilisiert die Kaufkraft. Wir haben stets betont, dass Tarifpolitik alleine nicht eine kriegsgetriebene Inflation ausgleichen kann. Zusammen mit den von der Politik beschlossenen Maßnahmen und Entlastungspaketen, auf die die IG Metall in den letzten Monaten gedrängt hat, ergibt sich jetzt ein starkes Gesamtpaket gegen die gestiegenen Lebenshaltungskosten.“
Stephan Soldanski, 1.Bevollmächtigter der IG Metall Osnabrück spricht von einem akzeptablen Tarifabschluss: „Er schafft ein Stück Sicherheit in einer äußerst herausfordernder Zeit. In der Summe ist der Abschluss ein akzeptabler Kompromiss in schwierigen Zeiten. Auch wenn wir uns an einigen Stellen mehr gewünscht hätten, wäre eine weitere Eskalation des Konflikts unter Betrachtung aller Umstände nicht vertretbar gewesen.“ Dieses ist auch die Stimmung aus den Betrieben zum Tarifabschluss. „Ohne die Unterstützung der Kolleginnen und Kollegen, die ab dem 29. Oktober in Warnstreiks für Fortschritte in den Verhandlungen Druck gemacht haben, wäre dieses Ergebnis allerdings nicht zustande gekommen.“ so Soldanski weiter. „Wir haben den Arbeitgebern in unserer Region deutlich gemacht, dass die Kolleginnen und Kollegen in den Betrieben sich nicht hinhalten lassen und geschlossen und solidarisch agieren können. Wir waren auch auf die weitere Zuspitzung gut vorbereitet.“
Am Dienstag, 29. November 2022, entscheidet die Tarifkommission der IG Metall abschließend über die Annahme des Verhandlungsergebnisses.
Zum Hintergrund: In der Metall- und Elektroindustrie sind bundesweit nach Angaben der IG Metall über 3,8 Millionen - im Tarifgebiet Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim rund 17.000 - Beschäftigte.
Die IG Metall forderte eine Entgelterhöhung von 8% für 12 Monate. Die Tarifverträge endeten am 30. September. Die Friedenspflicht – ab dann sind Warnstreiks möglich - endete in der Nacht zum 29. Oktober.