VW signalisiert zeitgleich grundsätzliche Bereitschaft über Arbeit an zukünftigem Gesamtkonzept

Volkswagens Giftliste offiziell bestätigt

30.10.2024 | Geknüpft an die Kostenziele erklärte Volkswagen in der zweiten Tarifverhandlung die grundsätzliche Bereitschaft, konkrete Perspektiven für die deutschen Standorte und eine mögliche Beschäftigungssicherung zu entwickeln. IG Metall, Verhandlungsführer Thorsten Gröger, erklärt: „Dieses grundsätzliche, wenn auch schwache Signal ist die Mindestbedingung gewesen, die das Unternehmen erfüllen musste, damit die IG Metall überhaupt noch am Verhandlungstisch bleibt. Anderenfalls hätten wir die Gespräche abgebrochen!“

Damit ist ein vorläufiges Scheitern der Verhandlungen zunächst zwar abgewendet, aber dies darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Bedingungen, die das Unternehmen zeitgleich an Kosteneinsparungen formuliert, aus Sicht der IG Metall sowohl im Volumen als auch im Charakter inakzeptabel und unverschämt sind.

So soll es ein pauschales Senken der Entgeltlinie durch alle Bereiche von minus 10 Prozent geben. Ferner erwartet das Management eine Nullrunde für die Tarifrunde 2024 – ganz gleich, was die Fläche abschließt. Ein Tabubruch der langjährigen Tarif-Tradition. Zudem will sich der Vorstand auch an der zuletzt 167 Euro hohen monatlichen tariflichen Zulage vergreifen und diese in den Papierkorb der Geschichte zerren. Die skandalöse Giftliste Volkswagens fortführend, soll auch der Jahresbonus der Tarif-Plus-Beschäftigten angepasst werden. Zu den Boni des Vorstandes und des Managements wurde seitens Volkswagen nichts gesagt. Ebenso soll die garantierte Jubiläumszahlung für 25 sowie 35 Jahre Werkszugehörigkeit ersatzlos gestrichen werden. Ferner will man auch ran an die Ausbildungsplätze – statt bisher 1.400 jährliche angebotene Ausbildungsplätze, will man künftig nur noch eine Angebotszusage für 600 Auszubildende geben.

Über allem steht aus Sicht der Arbeitgeberseite die Wirtschaftlichkeit. Zugleich hält sich der Vorstand seinen Plan von Werksschließungen und Massenentlassungen explizit und auf Nachfrage weiter offen. „Das, was die bestbezahltesten Manager des Landes bisher vorhaben, um Volkswagen wieder auf Spur zu manövrieren, das ist ideenlos und ein billiger Griff in die staubige Management-Schublade!“, führt der Verhandlungsführer der IG Metall aus.

„Was Volkswagen hier präsentiert, wäre natürlich ein dreister Griff in den Geldbeutel der Beschäftigten und kein gangbarer Weg. Das sind keine Linien, die wir mitgehen können“, so Gröger weiter. Er fügt an: „Der Vorstand erwartet enorme Einsparungen auf Arbeitskostenseite. Wir erwarten, dass der Vorstand seine Anteilseigner in die Pflicht nimmt, einen signifikanten Beitrag für die Zukunftsfestigkeit Volkswagens zu leisten! Es ist schon ein starkes Stück alle Kosten für Investitionen auf dem Rücken der Beschäftigten abwälzen zu wollen.“

Gesamtbetriebsratsvorsitzende Daniela Cavallo bilanzierte nach dem fünfstündigen Termin: „Grundsätzlich begrüßen wir es, dass die Arbeitgeberseite nun endlich mit konkreten Inhalten um die Ecke gebogen ist. Jetzt liegt wenigstens etwas auf dem Verhandlungstisch – auch wenn das meilenweit von unseren Vorstellungen entfernt ist. Und dementsprechend warne ich auch davor, das als eine erste Annäherung zu interpretieren. Denn heute ist allenfalls der Startschuss für einen Marathon gefallen, bei dem nun endlich beide Seiten verstanden haben, dass sie gemeinsam durchs Ziel müssen.“

Im Verhandlungsprozess am heutigen Mittwoch vereinbarten die Tarifvertragsparteien technische Kommissionen einzusetzen, um in Vorbereitung der dritten Tarifverhandlung die operativen Themen der Leiharbeit, der Auszubildenden und des Entgeltes intensiver gemeinsam zu analysieren und hieraus Zukunftsansätze abzuleiten. Ein neuer Verhandlungstermin ist terminiert für den 21. November 2024. Der Haustarifvertrag gilt für die sechs Standorte der Volkswagen AG (Braunschweig, Emden, Hannover, Kassel, Salzgitter, Wolfsburg) sowie bei den Töchtern Financial Services, Immobilien und der dx.one GmbH. Von diesem profitieren mehr als 120.000 Beschäftigte.

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