Gewerkschaft diskutiert die Zukunft der deutschen Industrie

Klimaschutz und sichere Arbeitsplätze sind zwei Seiten derselben Medaille

19.04.2023 | Die Corona-Pandemie, fragile Lieferketten und die Energiekrise stellen das bisherige Konzept der Hyperglobalisierung in Frage. Besonders für die Europäische Union und den Wirtschaftsstandort Deutschland ergeben sich zahlreiche Herausforderungen im Hinblick auf die Wertschöpfungsketten und zukünftige Arbeitsplätze. Darüber hinaus muss die Industrie ihre Produktion umweltfreundlicher und digitaler gestalten, um auch in zukünftigen Krisen bestehen zu können. Im Rahmen der diesjährigen Hannover Messe veranstaltete die IG Metall eine Diskussionsrunde zum Thema „Die Zukunft der Industrie in Deutschland – drohende Deindustrialisierung oder nachhaltiges Geschäftsmodell?".

Foto: Deutsche Messe

Foto: IGM intern

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Für die IG Metall untermauerte der Erste Vorsitzende, Jörg Hofmann, in Hannover: „Industrie, Klimaschutz und Beschäftigung denkt die IG Metall schon seit langer Zeit zusammen. Eine klimaneutrale und digitalisierte Industrie bedeutet Zukunftsfelder für neue Arbeitsplätze. Wir brauchen daher klare Rahmenbedingungen, von der Politik flankiert, um die Transformation weiterhin nachhaltig zu gestalten. Deutschland kann damit eine Vorreiterrolle in der Green Economy einnehmen, allen Beharrungskräften und Bedenkenträgern zum Trotz.“

Seit mehreren Jahren entwickelt die IG Metall verschiedene Konzepte im Zusammenhang mit der notwendigen Dynamik der Veränderung und den damit verbundenen Herausforderungen, die sie unter dem Begriff "Transformation" zusammenfasst. Ziel ist es, sowohl auf betrieblicher als auch politischer Ebene entscheidenden Einfluss auf diesen Prozess auszuüben. Während es früher Meinungen gab, die einen umfassenden Rückzug aus der industriellen Produktion in Betracht zogen und Deutschland als reines Dienstleistungsland sahen, besteht heute ein breiter Konsens darüber, dass es auch Aufgabe der Politik ist, die zukünftige Struktur der industriellen Wertschöpfung zu beeinflussen, da sie ein zentrales Element politischer Souveränität darstellt.

Nach einem Impulsvortrag von Prof. Jens Südekum, Universitätsprofessor für Internationale Volkswirtschaftslehre am Düsseldorfer Institut für Wettbewerbsökonomie, der die Energiepreiskrise beleuchtete, schloss sich eine rege Diskussionsrunde an, welche wichtigen Weichenstellungen für die Zukunftsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts Deutschlands getroffen werden müssen und wie sich die Europäische Union im Wettbewerb der Industriegroßmächte aufstellen kann.

Volker Backs, Geschäftsführer der Speira GmbH, griff die Frage der Energiepreise auf: „Wir brauchen ein klares Bekenntnis zur Industrie. Nur so können Schlüsselmaterialien und Kompetenz, unabdingbar für unsere Transformation, in Deutschland erhalten werden. Verlorene Arbeitsplätze, reduzierte Wertschöpfung und weitere Abhängigkeiten von Drittstaaten wären die Alternative. Wettbewerbsfähige Rahmenbedingungen insbesondere im Bereich der Energieversorgung sind nun dringend erforderlich. Daher braucht es mit sofortiger Wirkung einen Industriestrompreis zum Erhalt und Transformation der Industrie. So können lokale Wertschöpfung mit einhergehenden tarifgebundenen Arbeitsplätzen erhalten und noch größere Abhängigkeiten bei der Versorgung unserer Volkswirtschaft mit transformationsrelevanten Materialien und Produkten verhindert werden.“

Michael Kellner, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, erklärte in Hannover: „Die Industrieunternehmen haben sich längst auf den Weg gemacht, klimaneutral zu wirtschaften. Diesen Weg unterstützen wir als Bundesregierung mit den richtigen Rahmenbedingungen für die Transformation. So erhalten und schaffen wir zukünftig gut bezahlte und hoch qualifizierte Industriejobs in allen Branchen. Das sichert Wertschöpfung und technologischen Vorsprung auf globalen Märkten."

Der SPD-Abgeordnete und Vorsitzende des Handelsausschusses im Europäischen Parlament, Bernd Lange, skizzierte im Rahmen der Veranstaltung die notwendige Ausrichtung der Europäischen Union, um wettbewerbsfähig zu bleiben: „Die Antwort auf „America first“ kann nicht auch „EU first“, mit protektionistischen Maßnahmen, sein sondern muss „Europe fast“ sein. Wir müssen schnell unsere Industriepolitik verbessern, damit die Transformation nachhaltig und mit guten Arbeitsplätzen gestaltet werden kann.“

 

Pressemitteilung: 037/2023

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