Tarifrunden Metall- und Elektroindustrie sowie Volkswagen

Fast 130.000 Warnstreikende im gesamten März setzen Zeichen

26.03.2021 | Nach vier Wochen des Protestes und der Warnstreiks zieht Thorsten Gröger, Bezirksleiter der IG Metall Niedersachsen und Sachsen-Anhalt, ein kämpferisches Fazit:

Warnstreik bei ZF Damme, Fotografin Alena Tumanov-Balysev

 „Die Arbeitgeberseite hat geglaubt, dass wir nicht handlungs- und mobilisierungsfähig sind. Sie hat geglaubt, dass sie im Anbetracht der Corona-Pandemie eine weitere Nullrunde durchdrücken kann und die Beschäftigten das ohne Widerspruch hinnehmen. Die Kolleginnen und Kollegen in den Betrieben haben aber gezeigt, dass dies nicht der Fall ist. Sie haben ihren Unmut mehr als verständlich artikuliert und alleine in unseren drei Tarifgebieten sowie bei Volkswagen, haben sich fast 130.000 Menschen an Warnstreik- und Protestaktionen beteiligt. Das ist ein starkes Signal: Wir sind viele, wir sind laut und wir werden uns nicht mit Pseudoangeboten und warmen Worten zufrieden geben!“

Den Abschluss der vierten Warnstreikwoche bildeten unter anderem Frühschlussaktionen bei den IG Metall-Geschäftsstellen in Alfeld-Hameln-Hildesheim und Osnabrück. Bei der IG Metall Süd-Niedersachsen-Harz legten mehr als 650 Beschäftige frühzeitig die Arbeit nieder und läuteten das Wochenende ein. Ähnliche Bilder waren auch bei der IG Metall Salzgitter-Peine zu sehen. In Hannover fand ein Autokorso mit circa 300 Teilnehmenden statt. Auch bei Volkswagen, wo die vierte Verhandlungsrunde zu Wochenanfang ergebnislos zu Ende ging, wurden die Proteste fortgesetzt. Gestern in Emden, heute in Kassel: Auch hier wurden Frühschlussaktionen von Beschäftigten diverser Schichten durchgeführt. Bei Volkswagen und den VW-Töchtern haben sich seit Anfang März mehr als 80.000 Beschäftigte an Warnstreik- und Protestaktionen beteiligt.

Gröger lobt die Kreativität der Beschäftigten, welche trotz der Corona-Pandemie ihrer Wut auf vielfältige Art und Weise Ausdruck verliehen haben. Die Arbeitgeber, so Gröger, hätten jetzt eine letzte Chance ihre Hausaufgaben zu machen und Lehren aus den letzten Wochen zu ziehen. Sollte sich keine Einigung vor Ostern in den verschiedenen Tarifgebieten abzeichnen, ob in der Metall- und Elektroindustrie oder bei Volkswagen, könne man die Qualität und Quantität der Warnstreiks nochmals hochfahren, legt Gröger dar:  „Wir haben im März erlebt, dass Kolleginnen und Kollegen sich an zahlreichen Frühschlussaktionen beteiligt haben und beispielsweise ein oder zwei Stunden die Arbeit früher niedergelegt haben – das können wir noch spürbar ausweiten.  Der Arbeitgeberseite sollte daran gelegen sein, sich noch vor Ostern auf uns zu zubewegen. Im Interesse der Beschäftigten kann zeitnah eine Einigung erfolgen, unsere Vorschläge liegen auf dem Tisch!“

Die IG Metall fordert für die rund 120.000 Beschäftigten in den drei Tarifgebieten der Metall- und Elektroindustrie in Niedersachsen, Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim und Sachsen-Anhalt ein tragfähiges Zukunftspaket. Dieses soll unter anderem ein Volumen von vier Prozent vorsehen, welches situativ nach Betriebslage zur Erhöhung der Entgelte und Ausbildungsvergütungen oder für Maßnahmen zur Beschäftigungssicherung eingesetzt werden kann. Darüber hinaus sollen mit Zukunftstarifverträgen passgenaue betriebliche Lösungen gefunden werden, die Zusagen für Investitionen, Standorte, Beschäftigung und Qualifizierung enthalten.

Für die rund 135.000 Beschäftigten an den sechs westdeutschen Volkswagen-Standorten und bei den Tochtergesellschaften fordert die IG Metall eine Entgelterhöhung von vier Prozent für das Jahr 2021, Verbesserungen bei der 2019 neu eingeführten tariflichen Freistellungszeit sowie die Festschreibung von 1.400 VW-Ausbildungsplätzen pro Jahr für die kommenden zehn Jahre.

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